Wie lässt sich verhindern, dass ein Kind vom Weg abkommt?
Dirk Baier, Delinquenzforscher an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), gibt folgende Empfehlungen: Man solle auf Gewalt verzichten, das Kind nicht beleidigen, nicht anbrüllen und schon gar nicht schlagen. Und dann Interesse am Tun und Leben der Kinder zeigen. Medien gemeinsam konsumieren, zusammen reden, sich austauschen, beim Abendessen gemeinsam am Tisch sitzen, über den Tag reden, neugierig sein. «So bekommt man frühzeitig ein Gespür dafür, wenn etwas nicht gut läuft», sagt er. Problematisch wird es immer dann, wenn Kinder sich nicht frühzeitig öffnen und über ihre Probleme reden.
Wie merkt man als Eltern, dass etwas schiefläuft?
Patrik Dörflinger von der Fachstelle für Gesundheitsförderung, Prävention und Suchtberatung in Schaffhausen sieht immer wieder Eltern, die nicht mehr weiterwissen. Er sagt: «Haben Sie ein Auge darauf, wenn die Jugendlichen zum Elternhaus auf Distanz gehen. Wenn sie nicht mehr so erreichbar sind.» Zudem auch: Wenn sie morgens immer müde sind, weil sie die Nacht mit Videospielen verbracht haben oder lange mit Freunden unterwegs waren. Wenn sich die schulischen Leistungen verändern. Wenn neue Gschpändli wichtig werden, bei denen man als Eltern ein schlechtes Gefühl hat.
Was tun, wenn das Kind abdriftet?
Patrik Dörflinger sagt: «Holen Sie sich Hilfe.» Bei Lehrpersonen, Schulsozialarbeitenden, Fachstellen (www.elternnotruf.ch oder www.projuventute.ch). Oder, so empfiehlt Dörflinger: «Informieren Sie die Familie, verteilen Sie die Sorge auf mehreren Schultern.» Sind die Eltern getrennt, und die Mutter kommt mit dem Jugendlichen nicht mehr zurecht, müsse der Vater ran.