Immer seltener brechen Straftäter in Häuser ein. Immer häufiger verschaffen sie sich Zutritt zu Computern. Laut Kriminalstatistik nahmen klassische Einbruchdiebstähle in den letzten fünf Jahren um 22 Prozent ab. Gleichzeitig legten Anzeigen wegen «unbefugtem Eindringen in ein Datenverarbeitungssystem» um 62 Prozent zu. Auch andere Delikte verlagern sich von der realen in die virtuelle Welt. «Wir vermuten, dass das Internet für Kriminelle immer wichtiger wird», sagt Stephan Gysi (46) vom Bundesamt für Statistik.
Als Bund und Kantone die Gefahr vor 15 Jahren erkannten, gründeten sie die Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (Kobik). Deren Ermittler prüfen Meldungen aus der Bevölkerung. Wenn sich ein Verdacht erhärtet, leiten sie den Fall an die Kantone weiter. Parallel durchforsten sie das Netz auf eigene Initiative nach Pädophilen oder Betrügern.
Leistungen nur noch abgebaut
Die Arbeit der Kobik, die zum Bundesamt für Polizei (Fedpol) gehört, scheint heute wichtiger denn je. Umso mehr erstaunen Aussagen von Insidern gegenüber SonntagsBlick. «Es ist frustrierend», so einer von ihnen. «Der Kobik fehlen die Mittel, um den Auftrag zufriedenstellend zu erfüllen.» Nach langjährigem Aufbau und erfolgreicher Entwicklung habe man Leistungen in den letzten Jahren nur noch abgebaut.
Die Truppe verfügt über gerade mal zehn Angestellte; sie müssen im Jahr rund 10'000 Meldungen abarbeiten. «Der Personalbestand ist aber nicht das Hauptproblem», sagt der Insider weiter. Er kritisiert die Bundeskriminalpolizei (BKP), der die Kobik unterstellt ist. «Dort sitzen viele Beamte, die lieber auf klassische Ermittlungen setzen – und die Cyberkriminalität komplett unterschätzen. Jedes Mal, wenn Vorschläge zur Verbesserung gemacht wurden, blieben diese ohne Folgen.»
Auch ein anderer Insider berichtet von «Spannungen». Demnach verhindern auch die Kantone eine Weiterentwicklung der Koordinationsstelle. Sie finanzieren diese zu zwei Dritteln. «Die Leitung der Kobik ging wiederholt auf die Kantone zu, um mehr Geld zu erhalten», sagt der Informant zu SonntagsBlick. Allerdings ohne Erfolg: «Viele bauen lieber eigene Einheiten auf, statt ein schweizweites Projekt zu unterstützen.»
Mehr als 30 Ermittler für Zürich
Der Zürcher Justizdirektorin Jacqueline Fehr (53, SP) ist die Überlastung der Koordinationsstelle bekannt. Es sei Aufgabe des Bundes, genügend Ressourcen für deren Arbeit bereitzustellen. Fehr unterhält im Kanton Zürich ein eigenes Cybercrime-Zentrum: Bereits seit 2013 ermitteln dort Spezialisten von Staatsanwaltschaft, Stadt- und Kantonspolizei unter einem Dach. In den letzten Monaten wurde das Zentrum massiv ausgebaut: Mehr als 30 Ermittler sind zuständig für alle Internetdelikte, die im Kanton Zürich begangen werden.
Auch andere Kantone bauen derzeit ihre Kapazität aus. Im Januar gab der Bündner Polizeidirektor den Aufbau eines eigenen Cybercrime-Dienstes bekannt – bis Ende Jahr soll er bereitstehen. Im Kanton Bern hat man sich laut Sicherheitsdirektor Hans-Jürg Käser (67, FDP) dafür entschieden, Cybercrime-Spezialisten dezentral zu beschäftigen. «Wir haben es im Bereich der Internetkriminalität mit einer breiten Palette von Deliktarten zu tun – folglich ziehen wir das Fachwissen aus verschiedenen Abteilungen fallbezogen zusammen.»
Jacqueline Fehr in Zürich plädiert stattdessen für landesweit mindestens drei kantonale Kompetenzzentren. «Das könnten eines für die lateinische Schweiz und zwei in der Deutschschweiz sein.» Sei der Aufbau dieser Zentren erst abgeschlossen, könnten sie bei Cybercrime-Delikten überregional ermitteln. Das Zürcher Zentrum würde dabei, so Fehr, eine führende Rolle spielen.
Seit einem Jahr keine «News» mehr
Während die Kantone ausbauen, verschwindet die Kobik allmählich von der Bildfläche. Die aktuellsten «News» auf ihrer Website sind über ein Jahr alt, die letzten Twitter-Meldungen ebenso. Letzte Lebenszeichen, bevor die Einheit eingestampft wird? «Nein, im Gegenteil», betont Fedpol-Sprecherin Cathy Maret (46). «Die Bekämpfung von Cybercrime ist eine unserer Hauptprioritäten – die Kobik spielt dabei eine wichtige Rolle.»
Es stimme, dass die Kriminalität im Internet zunehme. «Die Herausforderungen an die Polizei nehmen zu, aber die Ressourcen nicht», so Maret. Deshalb sei das Fedpol nun an einer Reorganisation, um die eigenen Ressourcen optimal zu bündeln. «Wir werden alle Fachkräfte in einem Kompetenzzentrum Cybercrime, IT-Forensik und Fernmeldeüberwachung zusammenführen.» Darin werden die Kobik-Mitarbeiter eingebettet, aber auch Spezialisten aus diversen anderen Einheiten.
Dass die Cyber-Ermittler aktuell am Anschlag sind, begründet Maret mit genau dieser Umstrukturierung. «Veränderungen lösen bei Mitarbeitenden immer Unsicherheiten und Ängste aus. Es ist uns bewusst, dass diese Reorganisation für unsere Mitarbeiter nicht nur einfach ist.» Die Fluktuation bei der Kobik sei seit Jahren im Normalbereich, so Maret.
Laut einem der Insider verzeichnete die Koordinationsstelle in den letzten Jahren vier Abgänge – bei zehn Angestellten ein hoher Anteil. «Zum Teil wechselten die Leute zu schlechter bezahlten Stellen. Sie wollten nur noch weg», sagt der Informant. Vor zwei Jahren ging auch Kobik-Leiter Thomas Walther. Sein Nachfolger Tobias Bolliger steht offenbar ebenfalls kurz vor dem Absprung.
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