Entführte Mädchen sind wieder bei ihrer Mutter
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Zurück in Bern:Entführte Mädchen sind wieder bei ihrer Mutter

Jetzt spricht die Mutter der Ägypten-Mädchen
«Bis der Flieger abhob, hatte ich Angst»

Zwei Berner Mädchen wurden vor fünf Jahren von ihrem Vater nach Ägypten entführt. Nun sind die Kinder (7 und 9) wieder in der Schweiz bei ihrer Mutter Karin Trachsel.
Publiziert: 13.03.2019 um 09:28 Uhr
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Aktualisiert: 13.03.2019 um 10:49 Uhr
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Die zwei nach Ägypten entführten Mädchen sind in der Schweiz zurück.
Foto: Facebook

Die beiden Mädchen Sarah (7) und Nuran (9) wurden 2014 von ihrem Vater nach Ägypten entführt. Am Wochenende sind sie ins Berner Oberland zurückgekehrt. Zurück zu ihrer Mutter, zurück in der Sicherheit.

Nun zeigt die SRF-Sendung «Reporter» den Kampf der Mutter um ihre Töchter. Darin wird berichtet, wie Mutter Karin Trachsel einen Ägypter heiratet, sich von ihm trennt und urplötzlich im Juli 2014 ihre Kinder verliert. Der Vater hat sie entführt!

Nun sagt die Mutter, dass der Kampf um ihre beiden Töchter bis zur letzten Sekunde angehalten habe: «Bis der Flieger abhob, hatte ich Angst, dass noch jemand kommt und wir aussteigen müssen. Als wir abhoben, das war der Moment, als es für mich okay war.»

Islamisches Gericht entschied für Mutter

Zuvor hatte es nämlich einen jahrelangen Streit gegeben. 2016 erstritt sie sich das Sorgerecht für die Kinder – doch damit waren die Töchter noch nicht zurück auf Schweizer Boden. 

Die Familie benötigte die Unterstützung im Rahmen des konsularischen Schutzes durch das Eidgenössische Aussendepartement. Am Wochenende klappte es dann. «Wir wissen nicht genau, was vorher so lange geklemmt hat», antwortet Trachsel auf die Frage, warum ihre Töchter jetzt plötzlich ausreisen durften. «Vielleicht gab es einen personellen Wechsel bei den ägyptischen Behörden.»

«Hier geht es den Mädchen besser»

Die Ausreisegenehmigung überrascht viele. Nicht viele haben erwartet, dass eine Mutter vor einem islamischen Gericht in Ägypten siegt. Das Land sei auch kein Mitglied des Haager Übereinkommens, das Fragen zu internationalen Kindesentführungen klärt, schreibt das SRF.

Sie habe sich genau überlegt, ob man die Kinder aus ihrem gewohnten Leben in Ägypten herausreissen dürfe, sagt Trachsel. «Aber letztendlich geht es ihnen hier besser. Sie haben hier die bessere Umgebung. Die Schulbildung ist besser, das Land ist besser. Man muss es in Kauf nehmen. Auch wenn es im ersten Moment schlimm ist. Sie sind noch jung und können sich noch anpassen.

Grossvater ist glücklich

Der Grossvater der Mädchen schrieb am Wochenende auf Facebook: «Freude herrscht! Unsere Enkelinnen wurden in Ägypten befreit und konnten zu ihrer Mutter in die Schweiz zurückkehren. Wir hoffen nun, dass sie hier ungestört den Rest ihrer Jugendzeit verbringen dürfen.»

Der Kampf der Schweizer Familie um die beiden Kinder ist in einer öffentlichen Gruppe auf Facebook dokumentiert. Der Fall stiess im Berner Oberland auf grosses Aufsehen. Es gab öffentliche Mahnwachen, Spendenaktionen und auch eine Petition an den früheren Aussenminister Didier Burkhalter. (pma/SDA)

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