Am 25. September wurde der Schweizer Auswanderer Christian Menn (50) in Bolivien festgenommen und eingesperrt. Am 10. November kam er wieder frei – doch die zwei Monate im Knast wird er wohl nie mehr vergessen.
20 Insassen auf 25 Quadratmeter
Sein ehemaliger Kollege hatte bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen ihn eingereicht. Der Vorwurf: Menn habe einen jungen Kolumbianer angestiftet, bei seinem Freund einzubrechen und einen Safe mit 55'000 Dollar zu stehlen (BLICK berichtete). Der Schweizer verteidigte sich: «Ich wusste gar nichts von dem Safe!», sagt er zu BLICK.
Obwohl es keine handfesten Beweise gab, musste Menn hinter Gitter – und seine 4-jährige Tochter Lilac musste ins Heim. «Sie brachten mich in eine Arrestzelle, dort war ich ganz allein, nicht einmal eine Matratze gab es», erzählt der 50-Jährige. Nach einem halben Tag sei er dann in eine Gemeinschaftszelle verlegt worden: 20 Insassen auf 25 Quadratmeter, keine Toilette oder Dusche.
Angehörige mussten Essen bringen
«Wir sassen eng aneinander auf dem Boden. Viele schliefen, Verpflegung gab es nicht. Die Sonne haben wir nie gesehen», erinnert sich Menn. Zwischendurch seien Angehörige vorbeigekommen und hätten Essen gebracht. «Das haben wir uns dann geteilt», so Menn.
Nach fünf Tagen hatte er genug: Menn begann einen Hungerstreik. «Ich verbrachte die schlimmsten Tage meines Lebens in dieser Zelle. Nach zehn Tagen wurde ich schliesslich verlegt», sagt er.
Der Schweizer kam ins San-Pedro-Gefängnis in La Paz. Die Bedingungen dort waren besser – aber nicht gratis zu haben. So musste der Schweizer für eine Zelle im moderneren Teil des Gefängnis eine hohe Summe bezahlen. Dafür gab es ein Bett und einen Fernseher. «Im ‹San Pedros› ging es mir gut. Niemand hat gestohlen oder geprügelt.»
Wiedersehen mit kleiner Tochter?
Im ersten Monat musste er noch arbeiten, dafür durfte Menn täglich raus in den Innenhof. Doch in Gedanken war der Auswanderer bei seiner Tochter im Kinderheim.
Nach fast zwei Monaten in Haft dann die Erleichterung: Wegen Falschangaben in der Anzeige wurde das Urteil des Richters revidiert – Menn kam frei. Doch damit ist der Schweizer noch nicht aus dem Schneider. Die Ermittlungen laufen noch, deshalb darf er das Land nicht verlassen.
Nun kämpft er um ein Wiedersehen mit seiner Tochter. «Ihr Verlust hat mir unglaublich wehgetan. Wenn ich sie wiederhabe, lasse ich sie nicht mehr los», sagt Menn.