Peter N.* (65) sitzt am Küchentisch seiner Wohnung in Kleinbasel. Er pafft eine Zigarette nach der anderen. Im SonntagsBlick las der Rentner, dass er mit dem Fünffachmord von Seewen im Jahr 1976 in Verbindung gebracht wird. Ein neuer Zeuge (66) belastet ihn in einem Schreiben an die Solothurner Polizei schwer.
Peter N. ist darüber sichtlich verärgert. Laut und deutlich hält er fest: «Damit habe ich nichts zu tun. Ich weiss nicht, wie der Mann auf mich kommt. Ich wars bestimmt nicht!»
Der frühere Heiztechniker wohnt seit einem Jahr mit seiner Frau in der Slowakei. Wegen der bevorstehenden Fasnacht kehrte er für ein paar Wochen nach Basel zurück. «Es gibt keine dunklen Kapitel in meinem Leben», schwört er.
Zeuge ging zur Polizei
Fast 37 Jahre lang schwieg der Zeuge – aus Rücksicht auf seine Familie, die mit Peter N. bekannt ist. Doch nach dem Tod seiner Schwester fasste Erich J.* den Mut und meldete sich bei der Polizei, beschrieb ihr schriftlich eine Begebenheit, die sich ein Jahr vor dem schrecklichen Verbrechen zugetragen haben soll.
Peter N. habe ihm damals das Winchester-Gewehr gezeigt, mit dem später die fünf Menschen erschossen wurden. Zudem habe Peter N. ihm gesagt, dass Adolf Siegrist, genannt «Dölfeli», die Munition beschafft hatte.
Peter N., Dölfeli und der damals ebenfalls in Kleinbasel wohnhafte Carl Doser hätten sich im Restaurant Schönegg getroffen und dort vermutlich die Tat vorbereitet.
Der inzwischen verstorbene Dölfeli Siegrist war ein Verwandter der Mordopfer. Die Polizei nahm ihn mehrmals in Haft. Carl Doser gilt bis heute als Hauptverdächtiger, weil er nach dem Mord verschwand und in der Wohnung seiner Mutter die Tatwaffe, ein Winchester-Gewehr, gefunden wurde.
Peter N. räumt ein, dass er eine Armeewaffe besessen und später zwei Gewehre geerbt habe. Dass er ein Waffenfanatiker gewesen sei, stimme aber nicht. «Auch hatte ich noch nie eine Winchester in der Hand», sagt der Rentner.
«Ich kenne keinen Doser»
Laut Peter N. trifft es zwar zu, dass das Restaurant Schönegg in Kleinbasel seine Stammbeiz war. «Ich besuchte die Beiz etwa dreimal pro Woche», so Peter N. «Doch ich kenne keinen Doser», beschwört er. Und an «Dölfeli» könne er sich auch nicht erinnern.
Peter N. ist aber willig, bei der Polizei eine Aussage zu machen. «Ich habe mir auch einen Anwalt genommen», erzählt er.
Auch er möchte, dass das Verbrechen aufgeklärt wird. «Der oder die Täter gehören – Verjährung hin oder her – hinter Schloss und Riegel», findet der Rentner.
Aussage gegen Aussage
Zeuge Erich J. hält gegenüber SonntagsBlick an seinen Aussagen fest: «Was ich der Polizei geschrieben habe, stimmt zu 100 Prozent. Peter sagt nicht die Wahrheit.» Er habe Peter N. und Dölfeli wiederholt zusammen gesehen.
Die Staatswanwaltschaft Solothurn klärt zurzeit ab, ob und in welchem Rahmen Ermittlungen in dem verjährten Fall möglich sind.