Jetzt hat er das Nazi-Posting versteckt
Skandal-Kabarettist Serdar Somuncu nimmt Stellung

Serdar Somuncu warf dem Schweizer Fernsehen vor, ihn unter anderem wegen seinem Satz «Schweizer sind aufrichtige Nazis» zensiert zu haben. Bloss: In seinem Standup äusserte er den Satz nie.
Publiziert: 05.01.2016 um 14:35 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2018 um 07:41 Uhr
Nazi-Standup von Serdar Somuncu jetzt doch im Netz
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Nach Zensur-Vorwürfen gegen SRF:Nazi-Standup von Serdar Somuncu jetzt doch im Netz
Von Adrian Meyer

«Schweizer sind wenigstens aufrichtige Nazis» – mit diesem Satz aus seinem Standup am Arosa Humor-Festival brüskierte der deutsch-türkische Satiriker Serdar Somuncu (47) gestern auf Facebook die Schweizer. Und beschwerte sich, das Schweizer Radio und Fernsehen SRF habe ihn wegen seiner kritischen Äusserungen zur Schweizer Ausländerpolitik «zensiert».

Sprach in Arosa über «Christoph Arschblocher»: Serdar Somuncu in Arosa.

Heute stellte Arosa Tourismus Somuncus Sketch doch noch ins Netz – aber nie hört man im knapp sechsminütigen Standup den Nazi-Satz. Auch auf seiner Facebookseite ist Somuncus Nazi-Posting mittlerweile aus der Timeline entfernt. Man gelangt nur noch per direktem Link auf die umstrittenen Äusserungen.

Fühlt sich als Zensur-Opfer: Serdar Somuncu.

War alles nur Provokation? Aufmerksamkeit hat er nun jedenfalls reichlich, genauso wie das Arosa Humor-Festival: Somuncus Standup wurde innerhalb von bloss vier Stunden rund 130'000 Mal angeklickt. Skandale sind noch immer die beste PR.

Festival-Direktor Frank Baumann ist «überrascht»

Der Wirbel ist darum süsse Rache für Somuncu. Das weiss Frank Baumann (58), Leiter des Arosa Humor-Festivals: «Ich verstehe, dass er als preisgekrönter Star beleidigt ist, wenn SRF ihn aus dem Programm kippt», sagt er zu BLICK. Dass Somuncu den Nazi-Satz während der Aufzeichnung nicht sagte, habe ihn aber überrascht: In der Probe äusserte er ihn noch, so Baumann.

«In der Probe sagte er den Satz noch»: Festivaldirektor Frank Baumann.
Foto: humorfestival.ch

Auf SRF ist Somuncu immer noch sauer: Als «fadenscheinig» bezeichnet er die Erklärung, warum SRF seinen Beitrag nicht im Fernsehen zeigte. Der Sender wehrte sich gegen seine Vorwürfe damit, dass «eine redaktionelle Auswahl nach sendungsrelevanten Kriterien» keine Zensur sei.

«Mir wurde der Sendetermin mitgeteilt»

Zu BLICK sagt Somuncu: «Am Abend der Aufzeichnung waren alle Seiten sehr zufrieden. Uns wurden daraufhin sogar die anstehenden Sendetermine mitgeteilt. Ein Rückzug fand offensichtlich erst nach genauerer Betrachtung der Inhalte statt. Diese hätte man aber vorher schon kennen müssen. Weshalb lädt man mich sonst ein?» Weder der Veranstalter noch SRF hätten nach der Aufzeichnung je mit ihm gesprochen.

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