Fast nur Männer im Corona-Krisenstab vom Bund
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Jetzt fordern Frauen 10 Sitze:Fast nur Männer im Corona-Krisenstab vom Bund

Jetzt fordert der Frauenstreik 10 Sitze für Mütter, Pflegerinnen und Co.
Fast nur Männer im Corona-Krisenstab vom Bund

Frauen fehlen im Krisenmanagement des Bundes. Gleichzeitig gehen Anliegen der Care-Branche vergessen.
Publiziert: 06.06.2020 um 23:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2020 um 09:10 Uhr
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Vizekanzler André Simonazzi ist einer von vielen Männern im Corona-Krisenstab des Bundes
Foto: Keystone
Dana Liechti

Frauen und ihre Arbeit sind systemrelevant, das hat die Corona-­Krise klargemacht. Darum forderten 42 Frauenorganisationen den Bundesrat und das Parlament letzte Woche auf, Frauen in der Krisenbewältigung nicht zu vergessen (SonntagsBlick berichtete).

Doch ausgerechnet im ­Corona-Krisenstab des Bundesrats (KSBC), dort, wo die wichtigen Diskussionen ­geführt und die Grundlagen für die Entscheidungen des ­Bundesrats ausgearbeitet werden, sind die Stimmen der Frauen kaum vertreten.

Nur zwei Mitglieder weiblich

Das zeigt eine Recherche des Onlinemagazins «Re­publik»: Der Krisenstab ist aus verschiedenen Departementsmitgliedern, Mitgliedern der Bundeskanzlei und ­einem Vertreter der Kantone zusammengesetzt. Zwölf von ihnen sind männlich. Und nur zwei weiblich. «Der aktuelle Krisenstab des Bundes repräsentiert weder unsere Arbeit, noch unsere legitimen Forderungen und Anliegen, noch sind wir selbst angemessen vertreten», sagt Anja Peter von der Eidgenössischen Kommis­sion dini Mueter (EKdM), die sich in Folge des Frauenstreiks gebildet hat und sich für eine gute Kinderbetreuung einsetzt.

Frauen würden aktuell weder als Expertinnen noch als Betroffene ernst genommen. Zusammen mit anderen Frauenstreik-Kollektiven und aufgrund der breiten Unterstützung des Appells von letzter Woche fordert die EKdM den Bundesrat darum jetzt zum Handeln auf: Die Frauen verlangen zehn zusätzliche Sitze im Krisenstab. Besetzt werden sollen diese unter anderem mit Frauen aus dem Gesundheitswesen und der Reinigungsbranche, mit Kinderbetreuerinnen, Hebammen, Müttern und Migrantinnen. «Wir wollen mitreden, mitbestimmen und mitentscheiden», sagt Anja Peter.

Keine starke Lobby im Care-Sektor

Aber nicht nur die un­gleiche Verteilung der Geschlechter im Krisenstab stört die Frauen, sondern auch, dass der Care-Sektor darin kaum vertreten ist – obwohl in diesem rund 70 Prozent des Arbeitsvolumens in der Schweiz geleistet werden, zu einem grossen Teil von Frauen. Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftsbereichen habe der Care-Sektor keine starke Lobby, sagt Peter. Mit Folgen: «Es gibt niemanden, der sich ­damit beschäftigt, wie die Krise in dem Bereich ge­managt werden soll.» Und das, obwohl der Care-Sektor zentral sei für das Über­leben der Gesellschaft. Auch hier brauche es dringend die Expertise von Frauen aus der Branche.

Dass es eher unwahrscheinlich ist, dass der Bundesrat nachträglich neue Sitze im Krisenstab schafft, wissen die Frauen. Auf­geben ist für sie trotzdem keine Op­tion. «Geht der Bundesrat nicht auf unsere Forderungen ein, werden nächste Schritte folgen», sagt Anja ­Peter.

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