Jean Eichenberger (83) lebte ein Leben im Schatten einer Legende. Lange war er Sekretär der Kult-Sängerin Lys Assia (†94).
Ein Jahr nach dem Tod der Ikone geht es auch ihrem Sekretär schlecht. Der Rentner hat nur noch einen Wunsch: Er möchte einst mit seiner ersten grossen Liebe, dem Berner Hugo B.* (†89), begraben werden.
Urne plötzlich verschwunden
Nur: Die Asche des Toten ging durch eine Verkettung von Fehlern verloren, tauchte erst nach Monaten wieder auf. «So etwas hätte ich nie für möglich gehalten», sagt Eichenberger. Sogar der Bestatter meint: «So eine traurige Geschichte habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt.»
Hugo B. starb am 7. September 2018. Seine letzte Verwandte reagiert aber plötzlich nicht mehr auf Kontaktversuche des Bestatters – das Unheil nimmt seinen Lauf. «Sie sagte mir zu, dass ich Eichenberger die Urne geben darf. Aber juristisch korrekt ist das so nicht, weil man als ‹Jugendliebe› keine Ansprüche geltend machen kann.» Dann fährt der Bestatter in die Ferien – ohne zu wissen, dass die Verwandte kurzerhand in einer Traueranzeige die Beisetzung der Urne vermeldet.
Zufallsfund beim Bestatter
Eichenberger trifft fast der Schlag. Dabei steht die Urne noch im Gestell des Bestattungsinstituts. Nach über zwei Monaten stösst der Bestatter doch noch per Zufall auf die Überreste von Hugo B. – und kontaktiert umgehend Lys Assias Ex-Sekretär.
Der Bestatter schickt die Urne und einen Wein als Entschuldigung an Eichenberger – ohne schriftliche Einwilligung der Angehörigen: «Wir haben hier genug Urnen, die jahrelang herumstehen, ohne dass sie jemand abholen kommt. Ich hoffe, dass Eichenberger nun seinen inneren Frieden findet.»
* Name d. Red. bekannt