Ausgebrochen war das Feuer kurz nach Mitternacht südlich des Wasserturms. Bald standen zwei Drittel der 205 Meter langen überdachten Brücke in Vollbrand.
Die 160 Feuerwehrleute retteten die Brückenköpfe und an den beiden Brückenenden ein 25 Meter und ein 40 Meter langes Stück Brücke. Der Rest des Wahrzeichens wurde bis auf die Stützmauern zerstört. Unversehrt blieb der Wasserturm.
Am Tag nach der Brandnacht standen tausende Luzerner fassungslos der Ruine gegenüber. Der Luzerner Kunstmaler Hans Erni sagte: «Es ist wie ein Todesfall». «Luzern weint!» titelte der Blick. Zeitungen auf der ganzen Welt berichteten mit Bildern vom Brand.
Die Stadt reagierte rasch. Da Luzern ohne Kapellbrücke kaum vorstellbar ist, beschloss sie noch am Brandtag den Wiederaufbau. Die Fussgängerbrücke, die im 14. Jahrhundert als Wehranlage erstellt und seither mehrmals umgebaut worden war, war nur acht Monate nach dem Brand wieder passierbar. Die Feier zur Wiedereröffnung war eine grosse Werbeaktion für die Touristenstadt: Das Fernsehen sendete live, 200 Journalisten und ein Bundesrat wohnten dem Anlass bei.
Seither ist die helle Farbe des frischen Holzes der neu aufgebauten Brücke verwittert, Unzählige haben auf dem mit 278 Blumenkisten geschmückten Wahrzeichen die Reuss überquert und es fotografiert. Ein Rauchverbot, Rauchmelder und Wärmesensoren sowie andere Massnahmen schützen die Holzbrücke vor einem erneuten Feuer - Schuld an der Brunst vor 25 Jahren soll eine weggeworfene Zigarette gewesen sein, die ein unter der Brücke vertäutes Boot entzündet hat.
Trotz dieser Normalität wird die Kapellbrücke immer wieder zum politischen Thema. Grund dafür ist der Bilderschmuck, genauer: der fehlende Bilderschmuck. Beim Brand war von den 111 Giebelgemälden der grosse Teil zerstört worden. Heute hängen in der Brücke noch 63 Bilder - 30 unversehrte und sieben brandgeschädigte Originale, dazu 26 Bilder, die aus einem 1835 abgerissenen Teil der Brücke stammen und eingelagert waren.
Die von Heinrich Wägmann im 17. Jahrhundert geschaffenen dreieckigen Kapellbrückenbilder zeigen Szenen der Luzerner und Schweizer Geschichte sowie das Leben und Sterben der Stadtpatrone Leodegar und Mauritius. Die bewusst leer gelassenen Giebel sollen, so die Idee der Denkmalpfleger, den kulturhistorischen Verlust sichtbar machen.
Diese 2002 festgelegte Hängeordnung ist aber umstritten. Viele möchten lieber Bilder statt Lücken sehen. Ein Luzerner Anwalt liess vor zehn Jahren Kopien herstellen, doch Denkmalpfleger, Stadtregierung und Stimmberechtigte lehnten es ab, diese Kopien aufzuhängen.
Die Kapellbrücke steht seit über hundert Jahren unter dem Schutz der Eidgenossenschaft. Einer neuen Hängeordnung sind deswegen Grenzen gesetzt. Trotzdem will der Stadtrat den Spielraum für eine Revision der Hängeordnung nun ausloten. Kopien sind weiterhin tabu, das Parlament sprach sich im Sommer für zeitgenössische Kunst aus. Die Brücke solle wieder wie früher ein «begehbares Bilderbuch» sein, hiess es.
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