Die Bundesanwaltschaft ist sicher: Abdullah Al-Muhaysini (31) ist Anführer der Jabhat al-Nusra, einem Ableger der verbotenen Terrorgruppe Al Kaida. Und: Der saudische Imam rekrutiere weltweit Kämpfer für den Heiligen Krieg. Auch Kindersoldaten.
Der Vorstand des Islamischen Zentralrats Schweiz (IZRS) mit Sitz in Biel BE hält dagegen den brutalen Dschihadisten-Führer für einen Schlichter und Brückenbauer im Syrien-Konflikt. Ihre Sicht: Al-Muhaysini sei ein scharfer Gegner des Islamischen Staates (IS). Im Herbst 2015 reist daher Naim Cherni (26), zuständig für die Kultur-Produktion des IZRS, ins syrische Rebellengebiet.
Propaganda-Videos landeten auf Youtube
Der Berner interviewt Abdullah Al-Muhaysini, nennt ihn «sehr geehrter Scheich» und lässt ihn im Video über 35 Minuten ohne Unterbrechung reden. Nur knapp zwei Minuten stellt er dem Scheich Fragen – und die sind unkritisch. Die Filme landen auf Youtube (deutsch, französisch und englisch untertitelt) – mit dem Segen des IZRS-Präsidenten Nicolas Blancho (34) und dessen Pressesprecher Qaasim Illi (35). Weiter rührt der Vorstand durch Veranstaltungen und Hinweise auf ihrer Website auch noch die Werbetrommel für die Videos aus Syrien.
Damit beginnt der Ärger. Denn mit der Veröffentlichung des «Exclusive Interview» und dem Beitrag «Morgendämmerung» verstossen die drei Vorstandsmitglieder des IZRS gegen Artikel 2 des Bundesgesetzes über das Verbot der Gruppierungen «Al Kaida» und IS. Heute steht das Trio davor dem Bundesstrafgericht.
Beschuldigte weisen Vorwürfe kategorisch zurück
Die Bundesanwaltschaft sieht in den Videos nämlich reine Propaganda. Der Vorwurf: Sie böten dem führenden Al-Kaida-Vertreter eine prominente, mehrsprachige und multimediale Plattform. Die Anziehungskraft von Al Kaida sei gegenüber bestehenden und potenziellen Mitgliedern respektive Unterstützern weltweit gestärkt und somit die Entfaltung ihrer kriminellen Aktivitäten gefördert worden.
Das sehen die Bieler Salafisten anders. Die drei Beschuldigten weisen die Vorwürfe kategorisch zurück. Das Verfahren habe nur das Ziel, den Islamischen Zentralrat zu stigmatisieren. Sie sprechen von einem «Schauprozess».
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