Elegant gekleidet, sportgestählt, ein Mann, der sich Seite an Seite mit Hollywoodstars wie Christoph Waltz oder Marc Forster zeigt: So haben wir Georges Kern (50) kürzlich am Zurich Film Festival gesehen.
Kern ist Chef von IWC Schaffhausen. Und derjenige, der die Uhrenmarke mit Hollywood verknüpft hat. Als ich ihn frühmorgens von seinem Wohnort am rechten Zürichseeufer zum Büro am Hauptsitz in Schaffhausen chauffiere, will ich von ihm wissen, wozu das gut ist.
«Kein Mensch kauft heute eine Uhr, um die Zeit abzulesen. Besonders nicht in diesem Preissegment», hält Kern nüchtern fest. Es gehe vielmehr um Emotionen.
«Hollywood ist eine Traumfabrik, die Geschichten erzählt. Das machen wir auch.» Jede Uhr wird mit einer Story verbunden, die grosse Gefühle wecken soll. So drehten sie in Portofino (I) für die neue, gleichnamige Uhrenkollektion einen Schwarz-Weiss-Film im Stil des Klassikers «La dolce vita». Emily Blunt, Cate Blanchett, Zhou Xun, Christoph Waltz und Ewan McGregor standen dafür vor der Kamera des Starfotografen und Filmers Peter Lindbergh.
Der Zuschauer taucht in eine glamouröse Welt und fragt sich verwundert, mit welchen gigantischen Honoraren man diese Stars wohl dazu brachte, Werbung für eine Schweizer Uhr zu machen.
Laut Georges Kern waren keine Unsummen im Spiel: «Ein Star wird nur zum Botschafter, wenn er Sympathie für die Marke hegt.» Besonders zu Cate Blanchett habe er über die Jahre eine Freundschaft aufgebaut: «Man kennt sich, geht zusammen zu Abend essen.»
Doch ihn auf seine Nähe zu Hollywoodgrössen zu reduzieren, würde Georges Kern nicht gerecht. Er hat die kleine, verstaubte Uhrenmarke aus Schaffhausen in den letzten 13 Jahren nicht nur mit den Mitteln des Marketings wachgeküsst, sondern auch ihren Manufakturcharakter gestärkt, indem er viel in Technik und eigene Uhrwerke investierte.
Besonders auf dem chinesischen Markt bescherte Kerns Globalisierungsstrategie der Firma traumhafte Zuwachsraten. Doch der starke Franken hinterlässt auch bei Luxusuhren made in Switzerland Spuren. Der erfolgsverwöhnte Manager muss sich als Krisenkapitän beweisen: «Wir sind vom Uhrmacher zum Währungsspezialisten geworden, der sich gegen enorme Kursschwankungen absichern muss.»
Für eine Exportfirma wie IWC ist die Produktion in der Schweiz noch teurer geworden. Und es ist kaum zu glauben, was Kern über die Anfänge der International Watch Company erzählt: Ihr Gründer, der Amerikaner Florentine Ariosto Jones, habe die Produktion 1868 in die Schweiz verlegt, weil sie damals ein Billiglohnland war!
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