Italienische Polizei beschlagnahmt 81 Häuser im Ferien-Paradies
Schweizer Rentner stehen vor dem Nichts!

Susan und Albert Pfister müssen ihr Haus verlassen. Es war ihr Traum, darin alt zu werden.
Publiziert: 19.06.2013 um 19:40 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:18 Uhr
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Sie sollen weg hier: Susan und Albert Pfister auf derTerrasse ihres Hauses.
Foto: Ti-Press/Gabriele Putzu
Von Myrte Müller

Mit dem Blick auf das mittelalterliche Dorf Dolcedo in Ligurien hat sich die Zürcherin Susan Pfister (76) vor sieben Jahren einen Lebenstraum erfüllt: den Ruhestand im eigenen Heim in Italien zusammen mit ihrem Mann Albert (69) erleben zu dürfen.

Wenige Kilometer von der Küste entfernt kaufte sie ein Fünfzimmerhaus im Rohbau und baute es aus. 300 000 Franken steckte sie in ihren Traum.

Doch an der schönen Aussicht von der Terrasse kann sich die ehemalige Telefonistin nicht mehr freuen: «Sie wollen uns alles wegnehmen. Ich kann es einfach nicht glauben. Wir haben doch nie etwas falsch gemacht!»

Noch viel schlimmer: Ihr drohen zwei Jahre Gefängnis  und eine Busse von bis zu 62 000 Franken.

81 Schwarzbauten

Das Verhängnis begann am Donnerstag, 6. Juni. Der örtliche Staatsanwalt Alessandro Bogliolo ordnete im 1500-Seelen-Dorf eine Massen-Konfiszierung an: Die Eigenheime stünden illegalerweise auf Boden, der nur landwirtschaftlich genutzt werden dürfe – insgesamt 81 Schwarzbauten.

100 Familien in der Nachbarschaft sind betroffen, die Hälfte davon Ausländer, darunter viele Schweizer, Engländer und Deutsche.

Für die Pfisters eine Katastrophe: «Gegen 9.30 Uhr kamen zwei Beamte und ein Jurist. Sie beschlagnahmten das Haus, klebten ihre Zettel an Tor und Tür. Wir mussten zwei Stunden lang Formulare ausfüllen», sagt Susan. «Es hiess, wir hätten 60 Tage Zeit, das Haus zu räumen. Dann werde alles versiegelt bis zum Prozess», sagt Ehemann Albert.

Das kann Jahre dauern.

Susan ist ratlos: «Wo sollen wir denn hin? Ich habe mein gesamtes Erspartes in diesem Haus gelassen. Und verkaufen dürfen wir auch nicht.»

Überall im Dorf herrschten Empörung und Verzweiflung, sagt sie, «wir haben hier Familien mit kleinen Kindern, auch die sollen raus aus ihren Häusern. Dabei ist die Gemeinde schuld, nicht wir.»

Als die Pfisters kamen, schien noch alles in bester Ordnung in Dolcedo, das wegen der vielen Deutschen auch «Deutschedo» genannt wird. Albert versteht die Welt nicht mehr: «Der Bau dieser Häuser wurde ja von der Gemeinde genehmigt. Dass hier landwirtschaftliches Gebiet sein soll, ist ein Witz. Hier war nur Unkraut, als wir kamen.»

«Die wollen nur Geld von uns»

Der frühere Kaufmann vermutet, die Gemeinde sei pleite. «Die wollen nur Geld von uns.»

Die Hausbesitzer organisieren sich, heuern Anwälte an. Am Freitag vor einer Woche zogen 200 Italiener, Deutsche, Schweizer, Engländer, Holländer und Russen mit Spruchbändern durch die Provinzhauptstadt Imperia. Diesen Samstag folgt die nächste Demo.

Gerüchte kursieren. «Man will die Grundstücke mit unseren Häusern enteignen, um uns dann unseren eigenen Grund und Boden wieder neu zu verkaufen», sagt eine italienische Nachbarin.

Alle Hausbesitzer sollen jetzt wegen Schwarzbauens vor Gericht.

Der Prozess wäre der grösste in der Geschichte Liguriens.

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