Italiener klauten Herbert Zurbriggen seine Saaser Mutten
«Mir bleiben nur die Glocken»

Herbert Zurbriggen (77) wurden seine Edel-Schafe gestohlen. Gesichtet wurde ein italienischer Bergbauer, der die Herde mit Hunden auf die italienische Seite hetzte. Nur sechs der Schafe wurden wieder gefunden – in einem jämmerlichen Zustand. Die restlichen Schafe wurden vermutlich ans Schlachthaus verkauft.
Publiziert: 15.01.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:57 Uhr
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Traurige Erinnerung: Zurbriggen mit den Glocken seiner Schafe.
Foto: Isabelle Favre
Von Myrte Müller

Herbert Zurbriggen (77) aus Saas-Grund VS schaut traurig auf die Glocken in seinen Händen. Sie sind das Einzige, was ihm von seinen gestohlenen Edel-Schafen geblieben ist. Schon seit über einem Jahr hält der Schafskrimi das Saastal in Atem.

Er begann im September 2014 bei der traditionellen Schafscheid in Saas-Almagell, bei der die Tiere nach der Rückkehr von Alp sortiert und an ihre Besitzer zurückgegeben werden. Es fehlten 103 Tiere.

Die Schafbesitzer waren verzweifelt. Ihre Schlappohr-Schafe gehören zur vom Aussterben bedrohten Rasse der Saaser Mutten. Zurbriggen: «Es waren schöne Zuchttiere darunter. Die kosten bis zu 500 Franken das Exemplar. Und man hat sie ja auch lieb gewonnen.»

In der Schweiz gibt es nur noch 435 Saaser Mutten: 400 im Saastal und 35 am Simplon. Die Alp, von der sie verschwanden, grenzt an Italien. Und von dort kamen die Diebe. Die Walliser Polizei hat in einer gemein­samen Aktion mit ihren italienischen Kollegen die Täter ermittelt. Es sind Italiener aus dem Grenzgebiet.

Herbert Zurbriggen weiss von den Ermittlern: «Ein italienischer Bergbauer hat die Herde mit Hunden auf die italienische Seite gehetzt. Er wurde beobachtet und verzeigt.» Der Vater des Diebs und dessen Freundin verkauften die Schafe – vermutlich ans Schlachthaus. «Nur sechs wurden gefunden», sagt Zur­briggen, «in einem jämmerlichen Zustand. Sie hatten überall Bisswunden von Hunden. Zwei sind verendet.»

Angeklagt sind auch ein Veterinär und ein Metzger. In Saas-Grund herrscht Genugtuung: «Im April stehen alle vor Gericht. Wir sind froh, dass sie bestraft werden.» Auf eine finanzielle Entschädigung können die Schweizer Schafzüchter nicht hoffen: Die Diebe haben kein Geld. Immerhin bleiben  die Glocken nicht lange im Schrank. Herbert Zurbriggen: «Die werden bald neuen Schafe umgehängt. Und die Mutter­tiere bekommen Sender. So schnell kommen sie uns also nicht mehr weg.»

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