Ist das wirklich sicher?
Rocker-Gang beschützt unsere Bundesämter

Das Bundesamt für Polizei warnt vor einem neuen Rockerkrieg. Die Broncos drohen zum Sicherheitsrisiko zu werden.
Publiziert: 28.09.2014 um 00:12 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:22 Uhr
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Pesche Widmer ist Chef von Broncos Security, bis vor drei Jahren war er Präsident des Motorradclubs.
Foto: Beat Mathys
Von Cyrill Pinto

Die Berner Broncos sind gefürchtet. Die Mitglieder des Motorradclubs sind berüchtigt als Türsteher und Rauswerfer. In früheren Interviews gab sich Broncos-Gründer Jimy Hofer (59) unzimperlich:  «Ein Messer hat bei uns jeder im Sack.» Wer der Rocker-Gang nicht den nötigen Respekt entgegenbringe, dem bringe man Respekt bei – im Notfall mit Prügel. «Abgekürztes Verfahren», nennt Hofer das.

Aus der Berner Motorrad-Gang ging die Broncos Security AG hervor – eine professionelle Sicherheitsfirma, die mittlerweile sogar Aufträge vom Bund bekommt. Die Rocker stehen am Eingang von vier Bundesämtern, darunter dem Bundesamt für Umwelt (Bafu), dem Bundesamt für Raumplanung (Are) und dem Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT). In den Logen empfangen sie Besucher, kontrollieren Personalien und entscheiden, wer ins Bundesamt darf und wer nicht.

Darüber hinaus patrouillieren Broncos in 15 Berner Gemeinden. Chef von Broncos Security ist Pesche Widmer (54). Bis vor drei Jahren war er Präsident des Motorradclubs.

Bisher war es in der Schweizer Rockerszene ruhig. Doch eine neue Gang gefährde den Frieden, warnt das Bundesamt für Polizei (Fedpol). «Wir beobachten bei rockerähnlichen Gruppierungen einen starken Mitglieder-Anstieg», sagt Fedpol-Sprecher Stefan Kunfermann. Besonders im Fokus der Ermittler: die im Süddeutschen gross gewordene Rockergang United Tribuns. In der Schweiz hat sie bereits mehrere Ableger gegründet und geht damit auf Konfrontation mit den etablierten Gangs, den Hells Angels und den Broncos (siehe Textbox).

Könnten die Broncos beim Bund zum Sicherheitsrisiko werden, falls unter den Clubs eine Fehde ausbricht? Fakt ist: Broncos Security hat Zugang zu den Ämtern mit sensiblen Daten. Einige Angestellte der Sicherheitsfirma sind gleichzeitig Mitglieder im Motorradclub – und bewegen sich damit in einer Szene, in der es laut Fedpol knallhart zugehen kann.

Sicherheitspolitiker sind alarmiert. Die Berner Nationalrätin Aline Trede (31, Grüne) sagt: «Sicherheitsaufgaben in den Bundesämtern müssen von Staatsangestellten wahrgenommen werden.» So wie am Eingang zum Bundeshaus. Hier stehen Beamte des Bundessicherheitsdienstes Wache. Das allerdings sei eine Kostenfrage, so Trede. Der Polizei fehlten die nötigen Mittel.

Auch für den Berner SVP-Politiker Erich Hess (33) ist klar: «Ich bin dagegen, dass private Sicherheitsfirmen am Eingang von Bundesämtern stehen oder in Gemeinden patrouillieren.»

Roland Steiner von Bronco Security beteuert trotzdem: «Das Sicherheitsunternehmen hat mit dem Motorradklub nichts mehr zu tun – weder finanziell noch operativ. Wir setzen auf Deeskalation und Professionalität.» Auch für die Ämter sind die Rocker am Eingang kein Problem: «Wir sehen hier kein Sicherheitsrisiko», sagt Bafu-Sprecherin Eliane Schmid.

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