Islam-Kennerin Saïda Keller-Messahli über Problem-Moscheen
«Das Netzwerk der Extremisten zieht sich durchs ganze Land»

Die An’Nur-Moschee in Winterthur ist nur eine von diversen Problem-Moscheen in der Schweiz. Mitunter haben sich ganze ausländische Netzwerke eingenistet. Islam-Expertin Saïda Keller-Messahli liefert einen Überblick.
Publiziert: 04.11.2016 um 08:33 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:22 Uhr
Michael Sahli

Bei der An’Nur-Moschee in Winterthur-Hegi greifen die Behörden nun endlich durch. Nach unzähligen Dschihad-Ausreisen, fragwürdigen Predigern und einem Mordaufruf gegen Muslime hat die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen die führenden Köpfe eröffnet.

Doch für Islam-Kenner ist klar: An’Nur ist nur die Spitze des Eisbergs. Expertin Saïda Keller-Messahli: «Das Netzwerk der Extremisten zieht sich quer durch die ganze Schweiz.»

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Franziska S. erscheint mit ihrem Anwalt in Bellinzona beim Bundesstrafgericht.
Foto: Gabriele Putzu / Keystone

«Viele haben radikale Tendenzen»

In der Schweiz gibt es rund 300 Moscheen, organisiert nach Ethnie, Sprache oder Nationalität ihrer Mitglieder. «Ein Dschungel», so Messahli. Viele Moscheen sind nach aussen gar nicht als Gotteshäuser ersichtlich. Und: «Viele haben radikale Tendenzen», so die Expertin. 

Brennpunkt Basel, König-Faysal-Moschee: In die Schlagzeilen geriet das saudische Islamische Zentrum wegen der beiden Handschlag-Verweigerer von Therwil BL. Der Vater der Schüler amtet als Imam der Moschee, will seine Söhne, was den Handschlag angeht, aber nicht beeinflusst haben.

Die Moschee steht laut Medienberichten im Dunstkreis von extremistischen Gruppen wie Al Kaida, steht unter Beobachtung der Behörden. Fazit der Expertin: «Zentrum und Faysal-Moschee gehören zu einem weltweiten Netzwerk, das von Saudi-Arabien geführt wird. In ihm sind 56 islamische Länder organisiert. Der Name: Islamische Weltliga.»

Gefahr in Genf

Gefahr in Petit-Saconnex GE: Die Problem-Moschee gehört ebenfalls zur umstrittenen Islamischen Weltliga. Im August 2015 wurde publik, dass mehrere Moscheebesucher in den Dschihad gezogen sind.

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Sicherheitsverantwortliche der Moschee in Frankreich überwacht wird, weil er als «potenziell staatsgefährdend» gilt. Auch zwei Imame stehen in Frankreich aus demselben Grund unter Überwachung. Fazit der Expertin: «Hier predigt man eine salafistische Doktrin.»

Die Erdogan-Connection

Das dichte Netz der Erdogan-Moscheen: Nach dem Putsch in der Türkei geriet die Türkisch-Islamische Stiftung für die Schweiz mit ihrem Netz aus landesweit 50 Moscheevereinen ins Rampenlicht.

Laut Medienberichten werden die eigens aus der Türkei eingeflogenen Imame von der türkischen Botschaft bezahlt. «Hier wird ein Islam saudischer Prägung praktiziert. Man ist eng mit der Islamischen Weltliga verbunden und missioniert mit denselben Methoden.»

Ausländische Mittel in Glarus

Die Prunk-Moschee von Netstal GL: Der Bau des Gotteshauses soll mehrere Millionen Franken gekostet haben. Woher das Geld kommt? Umstritten.

Saïda Keller-Messahli ist sicher: «Das Geld kommt aus dem Ausland, mit der Absicht, salafistisches Gedankengut zu streuen. Netstal ist nur eine von mehreren Luxus-Moscheen, die in der Schweiz gebaut wurden oder im Bau sind. Mit dem ausländischen Geld kommt aber auch der ausländische Einfluss.»

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