Isabelle Bscher (26) ist die dritte in der Leitung der Zürcher Galerie Gmurzynska
«Ich habe an der Art vor einem Míro-Bild laufen gelernt»

Sie ist die jüngste Kuratorin der Schweiz und wird dereinst die renommierte Galerie Gmurzynska leiten: Isabelle Bscher.
Publiziert: 13.06.2012 um 20:45 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 10:44 Uhr
Interview: Kaye Anthon

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Berührung mit Kunst?
Isabelle Bscher:
Meine Mutter hat mir erzählt, dass ich bei unserem Stand an der Art Basel laufen lernte. Ich lief auf ein grosses Bild von Joan Miró zu und dann zurück zu meiner Mutter.

Was bedeutet die Art Basel für Sie als Galeristin?
Ich freue mich wie jedes Jahr darauf! Sie ist eine der wichtigsten Messen und hat einen hohen Qualitätsstandard. Die Vorbereitungen beginnen deshalb schon Monate vorher.

Was ist der Unterschied zwischen guter und schlechter Kunst?
Es gibt einen Unterschied zwischen Kunst und Handwerk. Zu Letzterem würde ich beispielsweise Haute Couture zählen. Ich finde, Kunst muss eine Botschaft vermitteln und mit Passion erschaffen worden sein.

Warum sollte man sich mit Kunst befassen?
Kunst bereichert das Leben, macht es schöner. Das kann sich sogar zu einer Sucht entwickeln.

Ein Grund, Millionen für ein Bild auszugeben?
Kunst sollte man nicht als Spekula­tionsobjekt kaufen, sondern weil man sie besitzen und sammeln möchte. Erst dann wird ein Werk zu einer guten Investition.

Wie wird der Preis für ein Werk festgesetzt?
Es ist sehr transparent, was ein Künstler zurzeit auf dem Markt wert ist und wie wichtig das Bild in seinem Schaffen ist. Verhandelt wird der Preis aber leider trotzdem (lacht).

Was zeigen Sie an der Art?
Dieses Jahr haben wir eine figurative Ecke und präsentieren Zeichnungen des russischen Avantgardisten Kasimir Malewitsch (1879 bis 1935), wichtige Arbeiten von Robert Indiana (83), Wifredo Lam (1902 bis 1982) und neue Bilder des amerikanischen Tätowierers Scott Campbell (35).

Gegründet wurde die Galerie von Ihrer Grossmutter Antonia.
Vor bald 50 Jahren! Leider starb meine Grossmutter einen Monat, bevor ich zur Welt kam. Ich hätte sie gerne kennengelernt.

Ihre Mutter Krystyna leitet die Galerie Gmurzynska. Wann werden Sie übernehmen?
Es gibt keinen Zeitplan dafür. Ich habe schon während des Kunststudiums an der Regent’s Business School in London in der Galerie gearbeitet und wachse immer mehr in die Aufgaben hinein. Ich liebe es, mit meiner Mutter zu arbeiten, und hoffe, dass dies noch lange andauern wird. Sie hat ein tolles Auge für Kunst und ist die fleissigste Person, die ich kenne! Die Galerie zu leiten, ist eine grosse Verantwortung. Und sie ist die einzige, die seit so langer Zeit von Frauen geführt wird.

Kaufen Sie auch privat Kunst?
Solche von unseren jungen Künstlern: Marco Perego hat zum Beispiel ein Porträt von mir gemacht.

Ihr Lieblingskünstler?
Ich liebe die russische Avantgarde und moderne Kunst von ­Picasso.

Sind Künstler komplizierter als «gewöhnliche» Menschen?
Nein, aber sie sprudeln vor Ideen. Ich bin im täglichen Kontakt mit unseren Künstlern. Scott Campbell, einer der berühmtesten Tätowierer Hollywoods, lebt zum Beispiel ein spannendes Künstlerleben. Er erzählt immer lustige Geschichten: Zum Beispiel hat sich Lady Gaga kürzlich bei ihm ein Tattoo ihres Vaters stechen lassen.

Was würden Sie sich von Scott ­stechen lassen?
Er würde es erst gar nicht machen. Er hat zu viel Angst vor meiner Mutter! (Lacht)

Und wie werden Sie sich nach der hektischen Woche entspannen?
Mit Sport und Musik. Ich mache sehr viel Pilates und Yoga. Aus­serdem besuche ich gerne Pop-Konzerte. Ansonsten höre ich am liebsten Hip-Hop.

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