«In der Schweiz sind auf dem Gymnasium Kinder, die dort eigentlich nicht hingehören und nur durchschnittlich intelligent sind», sagt Intelligenzforscherin Elsbeth Stern im «Tages-Anzeiger». Sie hat den IQ an mehreren Gymnasien getestet und errechnet, dass viele Schüler den theoretischen Mindest-IQ von 112,6 nicht erreichen.
Mehr als ein Drittel der Schüler ist beim Test durchgefallen. «Man muss genau hinschauen, wer auf den akademischen Track geht», sagt Stern. «Denn wer später eine akademische Laufbahn anstrebt, hat danach Probleme.»
Fragwürdige Selektion
In der Schweiz schaffen es nur rund 20 Prozent der Kinder aufs Gymnasium. In Deutschland sind es rund 50 Prozent. Laut der Intelligenzforscherin ist es wichtig, dass nur diejenigen aufs Gymnasium und später auf die Universität gehen, die der Gesellschaft auch maximal etwas zurückgeben können. «Es ist nicht sinnvoll, wenn ein weniger intelligenter Mensch Arzt wird und ein intelligenterer Arzthelfer.»
Stern plädiert deshalb für einen IQ-Test – neben der regulären Aufnahmeprüfung. «Aber nicht flächendeckend, sondern nur in Einzelfällen.»
Im Interesse der Gesellschaft
Dabei geht es ihr nicht generell um Ausschluss, sondern um gezielte Förderung. «Bei einigen Schülern schlummert Potenzial», sagt Stern. Es werde nicht erkannt, weil sie beispielsweise aufgrund eines Migrationshintergrunds in Deutsch nicht die erforderlichen Leistungen erbringen.
Eine bessere Selektion der Gymi-Schüler läge denn auch im Interesse der Gesellschaft: «Schliesslich zahlt sie dafür.» (mad)