iPad soll SBB sicherer machen
App schlägt Alarm, wenn Züge bei Rot losfahren

Wenn ein SBB-Lokomotivführer in einem Bahnhof trotz Rotlicht anfahren will, erscheint auf seinem iPad im Führerstand neu eine Warnung. Die WarnApp soll die Sicherheit bei der Bahnhofausfahrt erhöhen.
Publiziert: 14.10.2015 um 12:45 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 03:32 Uhr
Warnung in der Loki: Das iPad ist im Führerstand installiert.

Pünktlich um 7.34 Uhr verlässt die S33 von Winterthur nach Schaffhausen den Bahnhof in Neuhausen am Rheinfall. Nur zwei Minuten später kracht es – die S11 von Schaffhausen nach Zürich rammt den Thurbo, der in  entgegengesetzter Richtung fährt.

Gegen 20 Personen werden verletzt, neun davon müssen ins Spital gebracht werden. Die Bergungsarbeiten sind kompliziert, es entsteht ein Sachschaden in Millionenhöhe.

Grund für die heftige Kollision im Januar von vor zwei Jahren: Die S33 übersah ein Haltesignal und fuhr über Rot.

Um solche und ähnliche Bahnunglücke zu vermeiden und um das Lokpersonal bei der Abfahrt im Bahnhof zu unterstützen, haben die SBB in den vergangenen zwei Jahren eine neue WarnApp entwickelt. Wenn sich ein Zug in Bewegung setzt, obwohl ein Signal Halt zeigt, gibt die App auf dem iPad im Führerstand sowohl eine akustische als auch eine visuelle Warnung ab.

Auf offener Strecke funktioniert die App nicht

Der Sensor im iPad erkennt, ob sich dieses bewegt. «So überprüft die App beim Anfahren des Zugs im Bahnhof, ob die Fahrt im Zugnummernsystem freigegeben ist», schreiben die SBB in einer Mitteilung. Wenn das nicht der Fall ist, schlägt die Anwendung Alarm. «Damit motiviert die WarnApp das Lokpersonal im Zweifelsfall zum nochmaligen Hinschauen.»

Die neue Stopp-App  greife allerdings nicht in die Bremsung der Lok ein, sie warne lediglich. Und es gibt noch eine weitere Einschränkung: Das Programm ist nur für den Einsatz im Bahnhof konzipiert, auf offener Strecke funktioniert es nicht.

Bereits seit zwei Jahren hat ein SBB-Lokführer auf dem iPad im Führerstand sämtliche Fahrdaten des Zuges geladen. Dazu gehören Angaben zu den Geschwindigkeiten, Fahrplanzeiten und Infrastrukturdaten. Weil sie auf bestehenden Systemen beruhe, sei die App mit 1,5 Millionen Franken «kostengünstig».

Mehrere Unfälle weil Rotlicht missachtet wurde

Die iPad-Anwendung ist bereits seit August dieses Jahres in Betrieb. Heute wurde sie den Medien in Olten SO im Rahmen einer Live-Demonstration präsentiert.

Das Missachten eines Rotlichts bei der Bahnhofausfahrt führte nicht nur im Kanton Schaffhausen zu Zugunfällen. Im Februar dieses Jahr etwa kam es im Bahnhof Rafz ZH zu einer Streifkollision, weil einer der beiden Lokführer ein Signal überfahren hatte.

Auch die Zugkollision in Granges-Marnand VD im Juli 2013 mit einem toten Lokführer und 26 Verletzten war auf das Missachten eines Haltesignals im Bahnhof zurückzuführen. (lex/SDA)

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