Frank Erhard hat ein kostspieliges Hobby: Der 48-jährige Investor aus dem Kanton Schwyz sammelt historische Rennfahrzeuge, hat sogar eine Rennlizenz. Seine Leidenschaft wurde dem Unternehmer beinahe zum Verhängnis.
Ein vermeintlicher Sammlerkollege vermittelte ihm einen extrem seltenen Porsche 911 Carrera RS 2,7 Leichtbau aus dem Jahr 1972. Eine halbe Million Franken zahlte der Investor für das Liebhaberstück. Doch die angebliche Rarität soll eine Fälschung sein – jetzt ist der Totalschaden ein Fall für den Richter.
Weil Erhard den Porsche in Deutschland gekauft hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft Arnsberg (D) wegen gemeinschaftlichen Betrugs gegen die drei Beschuldigten. Einer von ihnen ist H. O.* (51) aus dem Kanton Thurgau.
Der Architekt habe, so befürchtet Erhard, «offenbar über Jahre mein Vertrauen und meine Freundschaft erschlichen». Eigentlich war Erhard auf der Jagd nach einem Porsche 906 Prototyp. Doch O. habe die Aufmerksamkeit seines Freundes auf den zitronengelben Renntraum gelenkt, von dem nur 200 Exemplare gebaut wurden.
Erhard begutachtete den Rohbau in der Werkstatt eines mutmasslichen Komplizen von O. in Deutschland, schloss am 29. April 2013 den Kaufvertrag ab. 175'000 Franken zahlte er sofort. Der Restbetrag sollte nach Fertigstellung an den anonymen Besitzer überwiesen werden. «Es ist nicht unüblich, dass solche Leute unerkannt bleiben wollen», sagt Erhard. Die Staatsanwaltschaft ist sicher: Der grosse Unbekannte war O. selbst. Er soll auch den Scheck über die Restsumme von 325'000 Franken eingelöst haben.
Aus je einem Porsche 911T und 911E, beide Baujahr 1973, soll der Carrera RS 2,7 entstanden sein. Bleche seien dünngewalzt, Fahrzeugnummern manipuliert worden. Als Erhard misstrauisch wurde, weil alles so lange dauerte, soll O., so ergaben sichergestellte Beweismittel, per E-Mail seine Komplizen angewiesen haben, «jetzt bloss auf der Zielgeraden keine Fehler mehr» zu machen.
Nach dem Kauf beauftragte Erhard einen Gutachter. Dessen Fazit: «Die Originalität des Fahrzeugs wird verneint.» Zudem sei das Auto nicht verkehrssicher, das Sammelsurium offenbar nicht originaler Bauteile wäre unter Rennbedingungen im schlimmsten Fall zum erheblichen Risiko geworden.
Erhard ist entsetzt: «Die für die Manipulationen Verantwortlichen haben den Tod oder schwere Verletzungen von mir und meiner Frau als Beifahrerin zumindest billigend in Kauf genommen.» O. verwies gegenüber BLICK auf das schwebende Verfahren und darauf, dass ein Gerichtsgutachten erstellt werde, das alle Vorwürfe entkräften würde.
* Name der Redaktion bekannt