Intervention im Berner Parlament
FDP fällt ESC-Hasser Müller in den Rücken

Der Post auf der Plattform X (ehemals Twitter) von Regierungspräsident Philippe Müller zum Eurovision Song Contest (ESC) wird nun auch im bernischen Kantonsparlament zum Thema. Mit seiner Partei hat Müller das Heu in Sachen ESC derweil auch nicht auf der gleichen Bühne.
Publiziert: 14.05.2024 um 11:12 Uhr
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Aktualisiert: 14.05.2024 um 17:16 Uhr
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Der Berner Regierungspräsident Philippe Müller schoss in einem Beitrag auf X gegen den ESC.
Foto: KEYSTONE/ANTHONY ANEX
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Die FDP Kanton Bern gab am Dienstagabend ihrer Freude über den Sieg von Nemo am ESC Ausdruck. Er erfülle die Partei «mit unglaublichem Stolz und Freude», heisst es in einer Mitteilung. Die Freisinnigen kündigten an, dass sie sich «entschlossen dafür einsetzen», dass der ESC 2025 im Kanton Bern stattfindet.

Die Veranstaltung ist aus Sicht der FDP «eine einmalige Gelegenheit für unsere Region». Der Musik-Wettbewerb biete nicht nur eine einzigartige Plattform für Kultur und Unterhaltung, sondern sei auch ein bedeutender Impulsgeber für die lokale Wirtschaft, den Tourismus und die Gesellschaft.

Persönliche Meinung wiedergegeben

Damit fallen sie FDP-Regierungspräsident Philippe Müller in den Rücken. Dieser hatte nur Stunden nach Nemos Sieg in Malmö auf der Social Media Plattform X (ehemals Twitter) einen Beitrag abgesetzt, dass ein Schweizer den «seit Jahren durch und durch korrupten ESC» gewonnen habe. Den Post schloss Müller mit dem Satz: «ESC: Bleib' fern von Bern!»

Einen Beweis für seine Annahme, der ESC sei korrupt, legte Müller in seinem Beitrag nicht vor. Regierungssprecher Reto Wüthrich liess daraufhin verlauten, Müller habe auf der Plattform X seine persönliche Meinung wiedergegeben. Müller wolle sich nicht weiter zum Thema äussern.

Kantonsregierung befasst sich ebenfalls mit Thema

Der Post verursachte einigen Wirbel. Jetzt wird er auch im Berner Kantonsparlament zum Thema. GFL-Grossrat Manuel C. Widmer verlangt mit einer dringlichen Interpellation Auskunft.

Widmer will wissen, welche Beweise Müller dafür habe, dass der Eurovision Song Contest (ESC) «seit Jahren durch und durch korrupt ist». Weiter will der GFL-Grossrat von der Regierung auch wissen, ob sie als ganzes den ESC nicht in Bern haben will.

Er befürchte, dass Müller mit seinem Post Türen zugeschlagen haben könnte, die schwer wieder zu öffnen seien, schreibt Widmer in seiner Interpellation. Widmer will schliesslich auch wissen, ob es jedem Regierungsmitglied unbenommen sei, in den Sozialen Medien einer offiziellen Meinung der Regierung zu widersprechen oder einer Entscheidung vorzugreifen.

Unterstützung von JSVP-Fiechter

Unterstützung erhält Müller derweil vom Präsidenten der Jungen SVP Schweiz, Nils Fiechter. Dieser kündigte seinerseits einen Vorstoss im Grossen Rat an, dass der ESC nicht im Kanton Bern stattfinden soll.

Auch der Regierungsrat dürfte sich in seiner nächsten Sitzung am Mittwoch mit dem Thema befassen. Ohne die Unterstützung des Kantons wäre eine Ausrichtung des ESC im Jahr 2025 in einer Berner Stadt nicht denkbar.

Das Siegerland am ESC richtet in der Regel den nächsten Wettbewerb aus. Nemo stammt aus Biel. Die Stadt verfügt aber allein kaum über genügend Infrastruktur, um einen solchen Event zu stemmen. Im Gespräch ist daher Bern oder allenfalls ein Tandem mit Bern und Biel. Auch andere Schweizer Städte dürften Interesse an der Austragung des ESC haben. Entschieden ist aber noch nichts.

Der ESC ist längst auch ein namhafter Wirtschaftsfaktor geworden. Um die 62 Millionen Franken brachte der Event dem Austragungsort Liverpool 2023 ein. Allerdings kostet die Ausrichtung auch eine Stange Geld. Die SRF will per Bieterverfahren die Schweizer Gastgeberstadt auswählen.

Regierungspräsident Philippe Müller stand unlängst nach einem Beitrag der SRF-Sendung «Kassensturz» wegen kleinlicher Spesenverrechnungen in den Schlagzeilen. Er wies die Vorwürfe zurück.

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