Infektionskrankheiten
Möglicher Zusammenhang der 22 Diphtherie-Fälle wird untersucht

Bei 22 Bewohnerinnen und Bewohnern in Bundesasylzentren ist im vergangenen Monat die Infektionskrankheit Diphtherie nachgewiesen worden. Zwei der Erkrankten zeigten Symptome der gefährlicheren Rachendiphtherie. Ob die Fälle in einem Zusammenhang stehen, ist unklar.
Publiziert: 02.09.2022 um 12:14 Uhr
|
Aktualisiert: 02.09.2022 um 14:11 Uhr
Im Bundesasylzentrum in Zürich wurde ein Fall der Haut- und ein Fall der Rachendiphtherie nachgewiesen. (Archivbild)
Foto: WALTER BIERI

Neben den zwei symptomatischen Rachendiphtheriefällen steckten sich nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) vom Freitag 14 Asylsuchende mit der harmloseren Hautdiphtherie an. Bei sechs Personen sei die Infektion durch Contact Tracing nachgewiesen worden, aber nicht ausgebrochen. Vier weitere Fälle würde zur Zeit untersucht.

Weiterhin unklar sei, ob die Erkrankungen in einem Zusammenhang stehen, hiess es beim BAG auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die kantonsärztlichen Dienste hätten die Betroffenen zwar zur Reiseroute befragt und Genomsequenzierungen durchgeführt. Doch bisher lasse sich kein abschliessendes Fazit ziehen, ob sich die Ersterkrankten alle an demselben Ort, zum Beispiel in einem Flüchtlingslager im Ausland, angesteckt hätten.

Fälle in Bundesasylzentren

Ausserdem diskutierten Bund, Kantone und das Staatssekretariat für Migration (SEM) zur Zeit Massnahmen für die anderen Bewohnerinnen und Bewohner der Zentren, beispielsweise systematische Tests beim Eintritt. Bis jetzt sei aber noch nichts entschieden. Zuständig wären dann wiederum die Kantone.

Die 22 Fälle waren seit Anfang August in neun der 20 Bundesasylzentren aufgetreten. Betroffen waren unter anderem die Einrichtungen in Bern, Zürich, Kreuzlingen TG, Altstätten SG, Basel und Boudry NE.

In Bern wurden nach dem Ausbruch alle Asylsuchenden des Zentrums im ehemaligen Zieglerspital getestet und geimpft. Ausserdem wurde in den betroffenen Stockwerken eine Antibiotika-Prophylaxe durchgeführt. Ähnlich gingen die Verantwortlichen in Altstätten und Boudry vor. In anderen Zentren wurden nur die Kontaktpersonen getestet und geimpft.

Dem Personal der Bundesasylzentren empfiehlt das BAG, ihren Impfstatus zu überprüfen und sich wenn nötig eine Diphtherie-Auffrischimpfung mit einem Kombinationsimpfstoff verabreichen zu lassen. Dank der guten Durchimpfung bestehe in der Schweiz kein Risiko für die Bevölkerung.

Dauerhafte Schäden möglich

Die weltweit verbreitete Diphtherie ist eine Infektionskrankheit, die durch ein Bakterium verursacht wird. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt über Tröpfcheninfektion. Zwischen Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome vergehen in der Regel zwei bis vier Tage, bei toxischen Formen möglicherweise auch nur wenige Stunden.

Es gibt zwei Arten der Krankheit: die respiratorische (Atemwege) und die kutane (Haut). Das auslösende Bakterium produziert ein starkes Gift, das Organe wie Herz, Leber oder Nieren sowie das Nervensystem dauerhaft schädigt. Behandeln lässt sich die Erkrankung mit einem Gegengift sowie Antibiotika. Die Sterblichkeit bei Rachendiphtherie ist mit bis zu 50 Prozent hoch.

Die Krankheit beginnt mit Halsschmerzen, Fieber und Schluckbeschwerden. Früher wurde die Diphtherie auch Halsbräune genannt, weil sich braune, lederartige Beläge in Kehlkopf und Luftröhre bilden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts galt sie noch als «Würgeengel der Kinder», da sie besonders im Kindesalter auftritt.

(SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?