Da braut sich was zusammen. Wolkenloser Himmel bei bis zu 20 Grad erwartet MeteoSchweiz an diesem Wochenende. Kurz: Schönstes Frühlingswetter, das Menschen nach draussen lockt. Doch genau das sollte vermieden werden in Zeiten des grassierenden Coronavirus. Über 18'000 Corona-Infizierte gibt es hierzulande. 500 Menschen sind in der Schweiz schon gestorben.
Die Behörden sind überzeugt: Dem Virus kommt man nur bei, wenn die Bevölkerung sämtliche sozialen Kontakte aufs Minimum reduziert und daheimbleibt.
«Die nächsten Wochen machen uns Sorgen»
Doch bleiben die Schweizer auch bei Prachtwetter diszipliniert? Die Nervosität ist bis in den Bundesrat zu spüren. «Die nächsten Wochen machen uns Sorgen, denn es braucht eine gute Umsetzung der Massnahmen gerade in der Periode von Ostern», sagt etwa Bundesrat Alain Berset. Er appellierte an der Medienkonferenz in dieser Woche an die Bevölkerung, trotz frühlingshaften Wetters daheimzubleiben.
Auch Daniel Koch, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), warnt davor, beim nun angesagten schönen Wetter übers Wochenende über die Stränge zu schlagen. Denn: «Wir haben mit Sicherheit noch nicht den Höhepunkt der Epidemie erreicht.»
Infektionsgipfel im Tessin erst Mitte April
Was uns blühen könnte, bringt der Tessiner Infektiologe Andreas Cerny gegenüber BLICK auf den Punkt: «Wenn sich die Schweizer nicht an die Massnahmen halten, werden wir bald Zustände wie in Italien haben. Wie zum Beispiel in Bergamo. Dort wissen die Spitäler nicht mehr wohin mit den Kranken. Die Zahl der Toten steigt und steigt.»
Und wer nun denkt, dass die Schweiz schon besser wegkommen wird, könnte irren. «Wir haben im Tessin einen ähnlichen Verlauf wie in Bergamo. Vergleicht man die Infektionskurven, sind sie praktisch deckungsgleich», so Cerny. Er hat darum eine düstere Prognose. «Im Tessin dürfte der Infektionsgipfel erst Mitte April erreicht sein. Wir sind also noch lange nicht am Höhepunkt angekommen», so der Infektiologe.
Und die Deutschschweiz? «Das hängt ganz davon ab, wie sich die Menschen jetzt verhalten», so Cerny. Reisen ins Tessin in diesen Zeiten hält er für geradezu unverantwortlich. «Das wäre, als ob man in ein Ebola-Gebiet fährt. Wer hierherkommt, riskiert, angesteckt zu werden!»
Kein Wunder also, fordern erste Tessiner Politiker vehement eine Sperrung der Gotthard-Route. Sie glauben nicht, dass es ausreichen wird, nur an die Vernunft der Deutschschweizer zu appellieren. «In den letzten Tagen kamen hier erneut diverse Touristen an. Ihre Erklärung war, dass es ja noch nicht verboten sei, ins Tessin zu reisen», sagt etwa Giovanni Cossi, Präsident der Gemeindepräsidenten-Konferenz.
Menschen gewöhnen sich an Ausnahmezustand
Dabei stellt nicht nur das wunderschöne Wetter die Vernunft der Schweizer auf eine harte Probe. Auch die Psyche spielt mit. Viele haben sich nämlich an den Ausnahmezustand wegen des Coronavirus gewöhnt – so sehr, dass das Thema gar wieder in den Hintergrund rückt. «Das ist ganz natürlich», sagt dazu Psychologe Ben Kneubühler zu BLICK.
Der Mensch erlebe eine Ausnahmesituation in verschiedenen Phasen. «Zuerst reagiert man mit Verunsicherung, Angst, manche gar mit Panik oder indem sie das Problem kleinreden. Danach beginnt man, sich damit zu arrangieren – versucht, in den Massnahmen, die getroffen wurden, das Gute zu sehen», so Kneubühler. Das ist der Zeitpunkt, da die Menschen die Angst vor der Gefahr verlieren. «Das ist nicht schlecht, doch nur wenn die Massnahmen zur Eindämmung der Gefahr nachvollziehbar bleiben und der Preis dafür nicht existenzgefährdend wird», sagt er.
«Bleibt zu Hause!»
Lange halten die Menschen das aber sowieso nicht mehr durch. «Wir müssen während dieser Corona-Krise auf so viele Grundbedürfnisse verzichten, dass die Psyche früher oder später darunter leiden wird», sagt Kneubühler. Und dann komme Wut bei den einen, Resignation und Depression bei den anderen auf. Keine gute Kombination, um strikte Massnahmen motiviert weiter einzuhalten.
Doch genau das sei jetzt nötiger denn je, sagt Infektiologe Andreas Cerny. Sein Appell: «Bleibt zu Hause! Jeder, der sich jetzt infiziert, weiss es noch nicht. Die Inkubationszeit liegt bei fünf Tagen bis zwei Wochen. Man ist angesteckt, merkt aber nichts davon. Das ist das Tückische.»
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
- Hände regelmässig mit Wasser und Seife waschen und/oder Desinfektionsmittel nutzen.
- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
- Bei Fieber und Husten zwingend zu Hause bleiben.
Kontakt minimieren
- Zu Hause blieben und Kontakte mit Personen möglichst minimieren. Nur in Ausnahmesituationen aus dem Haus gehen: Lebensmittel einkaufen / Arzt- oder Apothekenbesuch / Homeoffice ist für Ihre Arbeit nicht möglich / Sie müssen anderen Menschen helfen. Kontakt mit Personen vermeiden, die Atembeschwerden oder Husten haben.
- Wichtig: Keine Begrüssungsküsschen, keine Umarmungen, kein Händeschütteln.
- 2 Meter Abstand zu Mitmenschen halten, beispielsweise beim Anstehen oder bei Sitzungen.
- Öffentliche Verkehrsmittel meiden und Lieferdienste nutzen.
-
Bei Symptomen (Atembeschwerden, Husten oder Fieber) nicht in die Öffentlichkeit gehen und umgehend – unbedingt zuerst telefonisch – eine Ärztin, einen Arzt oder eine Gesundheitseinrichtung kontaktieren.
Informiert bleiben
- An die Regeln und Ansagen der Behörden halten. Infoline Coronavirus: 058 463 00 00, Info-Seite des BAG: bag-coronavirus.ch
Empfehlungen des Bundesamtes für Gesundheit, wie Sie sich selbst schützen können:
Hygienemassnahmen
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- Nicht in Hände niesen oder husten, sondern Taschentuch oder Armbeuge nutzen. Taschentücher anschliessend sofort korrekt in geschlossenem Abfalleimer entsorgen.
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Kontakt minimieren
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