Am Donnerstag kommt der Papst in die Schweiz
BLICK klärt alle wichtigen Fragen zum Papstbesuch in Genf

Am 21. Juni kommt Papst Franziskus nach Genf. Was er in der Schweiz macht, wie man Last Minute dabei sein kann und warum er keine roten Schuhe trägt – all das gibts hier im grossen Q&A rund um den Papst.
Publiziert: 14.06.2018 um 18:28 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:31 Uhr
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Papst Franziskus erteilt zum Abschluss der Ostermesse 2018 feierlich den Segen «Urbi et orbi».
Foto: Abaca
Fabienne Kinzelmann

Papst Franziskus fasziniert. Egal, wo er auftritt: Der Andrang ist riesig, um einen Blick auf diesen ungewöhnlichen Papst zu erhaschen. «Egal, was er sagt und ob man dem zustimmt: Papst Franziskus ist einfach authentisch», erklärt Pater Bernd Hagenkord, Leiter des Nachrichtenportals «Vatican News», den Hype um Franziskus.

Kein Wunder, gingen auch die 41’000 Tickets für die Papstmesse am 21. Juni in den Genfer Autosalon-Hallen weg wie warme Weggli. Es ist die 22. Auslandsreise seit Franziskus' Amtsantritt 2013. BLICK klärt alle wichtigen Fragen rund um das Oberhaupt der katholischen Kirche, den Vatikan und den anstehenden Besuch in der Schweiz.

Warum kommt Papst Franziskus überhaupt in die Schweiz?

Dort trifft er den Weltkirchenrat, das zentrale Organ der ökumenischen Bewegung. Einen Besuch beim World Council of Churches hat es so vorher noch nicht gegeben. «Der Papst lebt von Beziehungen und hat dort offensichtlich Ansprechpartner gefunden», erklärt Bernd Hagenkord. «Denn wohin er reist, sucht sich Franziskus selbst aus.» 

Wie sieht das Programm in Genf aus?

Franziskus landet am 21. Juni gegen 10.10 Uhr am Flughafen Cointrin und wird dort von Bundespräsident Alain Berset sowie den Bundesräten Doris Leuthard und Ignazio Cassis begrüsst.

Anschliessend geht es zum Weltkirchenrat, mit dem er auch lunchen wird. Mit dabei ist auch eine Delegation aus Nordkorea. In den Autosalon-Hallen feiert er gegen 17.30 Uhr mit 41’000 Gläubigen die Messe, bevor er um 20.00 Uhr zurückfliegt. Die Tickets dafür waren innerhalb einer Woche weg.

Wie sieht die Sicherheit aus – und was kostet der Papstbesuch?

Der Bundesrät lässt extra den Luftraum für Kleinflugzeuge und Helikopter in der Region Genf sperren. Um die Sicherheit zu gewährleisten, verstärkt die Armee zudem den Luftpolizeidienst mit F/A-18-Kampfjets.

Die Verantwortung für den Gottesdienst und die Organisation wiederum liegen bei der Diözese. Die muss ordentlich blechen: Mehr als zwei Millionen Franken kostet die Papstmesse auf dem Palexpo-Gelände! Das entspricht den jährlichen Ausgaben des zuständigen Bistums Lausanne, Genf und Freiburg.

Gibt es noch Last-Minute-Tickets für die Messe?

Offiziell nein. Was man aber machen kann: Bei der eigenen Kirchgemeinde nachfragen, ob eine Gruppe hinfährt – und fragen, ob diese noch Plätze hat. Ausserdem gibt es vor Ort eine Rückgabestelle für nicht benutzte Tickets. Die Messe wird ausserdem live im Schweizer Fernsehen übertragen.

Kann man den Papst persönlich treffen?

Unwahrscheinlich. Aber: Der Papst ist ja für spontane Aktionen bekannt und weicht gerne mal vom Programm ab, um zum Beispiel Almosen an Obdachlose zu verteilen oder mit Gläubigen zu sprechen.

Wie sollte man den Papst begrüssen, wenn er unerwartet vor einem steht?

«Besser keinen Kniefall machen und auch nicht den Fischerring küssen!», rät Bernd Hagenkord. Alle Zeichen von Demut findet Franziskus nämlich gar nicht gut. «Lieber in die Augen schauen und etwas sagen.»

Deutsch versteht der Papst ein bisschen, Spanisch und Italienisch sind natürlich auch kein Problem. Nur Französisch kann er nicht.

Warum trägt Franziskus nicht die Papst-typischen roten Schuhe?

Das leuchtend rote Schuhwerk von Franziskus’ Vorgänger brachte Benedikt XVI. den Namen «Modepapst» ein. Dass seine Schlappen von Prada designt wurden, war aber nur ein Gerücht.

Viele Päpste der vergangenen Jahrhunderte trugen rote Lederschuhe (wenn auch meist in dezenteren Tönen), deren Farbe an die Kreuzigung und das Blut Christi erinnern sollte. Franziskus trägt lieber orthopädische schwarze Schuhe – auch aus Bescheidenheit.

Ist Franziskus wirklich so bescheiden?

Ja. Als Jesuit gelobte er Armut. Ausserdem ist er der erste lateinamerikanische Papst – die Armut in seiner Heimat Argentinien hat ihn geprägt. Und er möchte auch gegenüber gierigen Kardinälen, Bischöfen und Priestern ein Zeichen setzen.

Der Name Franziskus geht auf den Heiligen der Armen zurück. Das lebt er, wo es nur geht: So trägt er zum Beispiel «nur» ein Eisenkreuz, wohnt lieber in einem Gästehaus der Vatikanstadt statt in der päpstlichen Wohnung im Apostolischen Palast und versteigerte den Lamborghini, der ihm nach seiner Wahl geschenkt wurde, für wohltätige Zwecke. Wenn er Auto fahren muss, nutzt Franziskus nur einfache Kleinwagen.

Einmal soll er auch einen Zeremonienmeister, der ihm ein kostbares Gewand anlegen wollte, angeschnauzt haben: «Der Karneval ist vorbei!» Und ein Gehalt bekommt er übrigens auch nicht.

Was sagt Franziskus zu anderen Themen wie etwa Homosexualität und Verhütung?

Theologisch ist Franziskus auf einer Linie mit seinen Vorgängern: Homosexualität an sich sei keine Sünde – sie auszuleben, jedoch schon. Immerhin setzt sich Franziskus dafür ein, dass Schwule und Lesben nicht diskriminiert werden. Stattdessen müssten sie respektiert und seelsorgerisch begleitet werden. «Wer sind wir zu urteilen?», sagte er dazu 2016.

Abtreibungen verurteilt Franziskus zutiefst, Verhütung könnte in Ausnahmefällen okay sein – zum Beispiel, um Epidemien vorzubeugen.

Was hält Franziskus von der Todesstrafe?

Gar nichts. Denn: Auch ein Mörder besitze Würde. Über ihn endgültig zu richten, obliege nur Gott als «oberstem Richter». Für Hinrichtungen, die im Vatikan selbst geschehen seien, räumte er 2017 eine «historische Schuld» ein.

Und wie steht er zum Islam und anderen Religionen?

Franziskus macht sich für die Ökumene stark, darum auch der Besuch beim Weltkirchenrat. In Hinblick auf Muslime stellte er klar: Der Islam sei grundsätzlich eine friedliche Religion, der Islamismus wiederum eine fundamentalistische Strömung, wie es sie auch im Christentum gebe.

US-Präsident Donald Trump hatte im Mai 2017 eine Audienz beim Papst. Mögen sich die beiden?

Na ja. Papst Franziskus hat Trump ein eindeutiges Geschenk gemacht: eine Medaille mit Olivenzweig als Zeichen des Friedens – und seine zweite Enzyklika «Laudato si», die sich mit Umwelt- und Klimaschutz befasst. Klimawandel-Zweifler Trump versprach, sie zu lesen.

Was hat Franziskus vor seiner Wahl gemacht?

Jorge Mario Bergoglio, so heisst der Papst mit bürgerlichem Namen, hat italienische Wurzeln, wuchs aber in Argentinien auf. Bevor er in den Jesuitenorden eintrat, schloss er eine Ausbildung zum Chemietechniker ab.

Während der argentinischen Militärdiktatur schützte er Verfolgte. Dass er hingegen mit der Militärdiktatur zusammenarbeitete, waren eher verleumderische Gerüchte.

Später wurde er erst zum Bischof, dann zum Kardinal von Buenos Aires ernannt. Besonders fiel er mit seiner Arbeit in den Armenvierteln auf – das ist ihm heute noch wichtig.

Wer kann eigentlich Papst werden – und wer wählt ihn?

Wählen dürfen alle Kardinäle unter 80. Theoretisch kann jeder männliche, getaufte Katholik über 35 zum Kirchenoberhaupt gekrönt werden. In der Praxis werden aber seit fast 1000 Jahren nur Kardinäle auf den Stuhl Petri gewählt.

Wie geht es dem emeritierten Papst Benedikt XVI.?

Der 91-Jährige lebt abgeschieden und benötigt zum Gehen einen Rollator. Vertraute berichten aber, er sei völlig klar im Kopf.

Wer waren Franziskus’ andere Vorgänger?

Da gab es einige kuriose Gestalten: Alexander VI. (1492–1503) nahm es mit dem Zölibat nicht so genau und hatte offenbar mindestens sieben Kinder, der 33-Tage-Papst Johannes Paul I. (1978) wurde von Verschwörern angeblich mit einer Giftspritze ermordet (bewiesen ist das aber nicht) und Papst Pius XII. (1939–1958) litt vor seinem Tod tagelang an Schluckauf.

Stimmt es, dass es mal eine Päpstin gab?

Die Legende um Päpstin Johanna ist fast so alt wie das Papsttum selbst und wurde über die Jahrhunderte mit immer mehr Details angereichert. Beweise für ihre Existenz gibt es allerdings keine.

Warum schützen ausgerechnet Schweizer den Papst?

Die Schweizergardisten sind nicht nur wegen ihrer auffälligen Uniform eine kleine Besonderheit. Ursprünglich waren sie Söldner, die im 16. Jahrhundert einen exzellenten Ruf genossen und darum für den Schutz des Papstes und des Vatikans angefragt wurden.

Ihren gefährlichsten Einsatz hatten sie 1527: Bei der Plünderung Roms am 6. Mai starben mehr als drei Viertel der Truppe, als die Gardisten Papst Clemens VII. bei seinem Rückzug in die Engelsburg schützten.

Heute ist die Schweizergarde das offizielle päpstliche Militär – und hat Nachwuchssorgen.

Wie wird man Gardist?

Bewerber müssen aus der Schweiz stammen und katholisch, männlich, zwischen 19 und 30 Jahre alt, mindestens 1,74 Meter gross und sportlich sein. Ausserdem müssen sie einen «einwandfreien Leumund» haben und eine Berufslehre und eine militärische Ausbildung absolviert haben.

Wie lange bleibt Franziskus im Amt?

Theoretisch, bis er stirbt. Aber schon 2014 kündigte er auf seiner Südkorea-Reise an, dass er einen Rücktritt wie sein Vorgänger in Erwägung zieht. Aktuell geht es dem 81-Jährigen aber gut.

«Für jemanden, der 81 ist und diesen Job macht, ist er erstaunlich gut beieinander», sagt Bernd Hagenkord. Klar sei der Papst auch mal krank. Dann arbeite er aber einfach nicht, sondern bleibe eben im Bett.

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