In diesem Haus wohnte der Auftragsmörder Gennaro Pulice
Mein Nachbar, der Killer

Dank der Aussagen von Gennaro Pulice können Schweizer Ermittler nachvollziehen, wie die Mafia die Schweiz für ihre Zwecke nutzt.
Publiziert: 25.06.2017 um 00:24 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 06:12 Uhr
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In diesem Haus in Buholz tauchte der Mafioso unter – bis zu seiner Verhaftung 2015.
Cyrill Pinto

Der Weiler Buholz liegt ein paar Kilometer ausserhalb des Dorfes Ruswil LU. Der Ort zwischen Entlebuch und Sempachersee liegt nicht gerade am Weg. Vielleicht war es gerade diese Abgeschiedenheit, warum Mafiakiller Gennaro Pulice (38) diesen Weiler als seinen Unterschlupf wählte. Von 2014 bis zu seiner Verhaftung im Frühling 2015 wohnte er hier. «Er hat schon einen komischen Eindruck auf uns gemacht», sagt der Nachbar. «Wir haben uns immer gefragt, was der eigentlich arbeitet.»

Pulice beging seinen ersten Mord mit 15 Jahren.
Foto: ZVG

Gennaro Pulice ist ein verurteilter Killer der Mafia. Ein Gericht in Catanzaro (I) hat ihn im Februar zu acht Jahren Haft verurteilt. Eine milde Strafe für seine Taten. Denn Pulice gab in Polizeiverhören zu, unzählige Menschen ermordet zu haben – im Auftrag der ‘Ndrangheta. Die Strafe für den geständigen Killer ist so gering, weil er mit der Justiz zusammenarbeitet. Pulice ist ein Pentito, also ein Mafioso, der sich nicht an das Gesetz der Omertà hält, das Schweigegebot. Mit ihm hat die italienische Polizei einen wertvollen Informanten.

Sein Vater wurde bei einer Vendetta ermordet

Dank seinen Aussagen können auch Schweizer Ermittler nachvollziehen, wie die Mafia die Schweiz für ihre Zwecke nutzt. Insgesamt, das geht aus den Befragungsprotokollen hervor, investierte Pulice in der Schweiz mehrere Mil­lionen Franken – in Immobilien und eine Bar. Mehrere Firmen gründete er zu diesem Zweck in der Schweiz. Die ermöglichten es ihm, Mafiageld in der Schweiz zu waschen.

Beim Prozess im Februar wurde öffentlich, wie seine Karriere als Killer begann. Pulice ist noch ein Kind, als sein Vater bei einer Vendetta getötet wird. 1994 ist er nicht einmal 16 Jahre, als er den Mörder seines Vaters rächt. Der Sendung «FalÒ» des Tessiner Fernsehens liegen die Einvernahmeprotokolle Pulices vor, sie berichtete Anfang Juni über den Fall. Gegenüber der Polizei gab er zu, im Auftrag der Mafia mehrere Menschen getötet zu haben. Zum Beispiel 1996 Antonello Dattilo. Sein Vergehen: Er klaute ohne Einverständnis der Mafia ein Auto. Erst 2008 fand man seine Leiche in einem alten Brunnenschacht. Pulice gab später zu, den jungen Mann erschossen zu haben. «Ich lockte ihn unter einem Vorwand aufs Land. In einer leerstehenden Hütte erschoss ich ihn.»

«Als Gemeinde hatten wir keine Handhabe»

Der Gemeindepräsident von Ruswil, Nationalrat Leo Müller (CVP), wurde durch die Medien auf den Mafioso in seiner Gemeinde aufmerksam. «Der Mann hatte eine Aufenthaltsbewilligung, zog aus dem Kanton Tessin zu uns – als Gemeinde hatten wir keine Handhabe», so Müller.

Im Nachhinein habe man schon ein mulmiges Gefühl, so Müller. Der Fall zeige auch, wie wichtig es sei, dass die Strafermittler genügend Ressourcen zur Verfügung haben, um solche Straffälle auf­decken zu können.

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