Ganz Siders spricht nur noch von jener Samstagnacht Mitte November: Damals rückte die Walliser Polizei wegen Stalking in den Siderser Vorort Muraz aus.
Sie fand den Übeltäter – der Mann hatte gegen zwei Uhr nachts Sturm geklingelt – nicht sofort. Dann fiel den Beamten ein Mann auf, der unter der Thujahecke versteckt lag, die das Mehrfamilienhaus umgibt: Es war Nationalrat und CVP-Schweiz-Vize Yannick Buttet (40).
Wie der ist auch sein Opfer, die alleinerziehende Mutter von zwei kleinen Kindern, Mitglied der CVP: Sie vertritt die Partei im Generalrat, dem Stadtparlament von Siders VS. Die CVP versucht nun zu retten, was noch zu retten ist. Details, die zurzeit über die Frau gestreut werden, passen in dieses Bild: Nachbarn der Gestalkten seien lokale FDP-Exponenten, welche die CVP mit allen Mitteln bekämpfen. Sie hätten die Medien auf Buttets Aktion aufmerksam gemacht.
Die Frau, die Buttet anzeigte, will sich zu der Affäre nicht äussern. Sie hatte mit dem Politiker während anderthalb Jahren ein Verhältnis. Als sie es beendete, stellte Buttet ihr massiv nach.
Die Affäre war allgemein bekannt
Gemäss einem Polizeirapport, aus dem die Zeitung «Le Temps» zitierte, soll er sie mit bis zu 50 E-Mails und SMS pro Tag bombardiert haben.
Barbara Lanthemann (52), Präsidentin der SP Unterwallis, sagt zu SonntagsBlick: «Ich habe gehört, dass auf die Ex-Geliebte von Buttet nun enormer Druck ausgeübt wird – von Parteikollegen, welche die CVP schützen wollen.»
Yannick Buttet sei für diese Mitglieder ein Shootingstar und könnte ihre Macht im konservativen Kanton noch für lange Zeit garantieren, so Lanthemann. «Zöge die Frau ihre Anzeige zurück, würden sich die Vorwürfe in Luft auflösen, die CVPler wiederum könnten sagen: Seht her, sie versuchten unseren Jungen mit falschen Anschuldigungen zu diskreditieren.» Dabei wisse jeder in der Partei, dass für Buttet der Genuss von zwei Gläsern Alkohol genüge, dann baggere er unkontrolliert Frauen an.
Lanthemann weiter: «Auch dass der verheiratete Buttet eine Geliebte in Siders hatte, wusste man im Unterwallis schon lange.» Wenn der dortige CVP-Präsident Serge Métrailler (39) nun in Interviews sage, er habe von allem nichts gewusst, könne sie darüber nur lachen.
Privat sieht es anders aus als in der Politik
Lanthemann kennt die verschiedenen Milieus des Kantons sehr gut. Ihre Familie zog 1981 ins Unterwalliser Dorf Orsières, um der Piusbruderschaft
und ihrem Zentrum in Ecône näher zu sein. Heute ist sie Präsidentin der Unterwalliser SP. Für sie zählt Buttet nicht zu den Konservativen, die nach ihrer Überzeugung leben, wie etwa der Walliser CVP-Ständerat Jean-René Fournier (59). Der CVP-Vizepräsident gehöre vielmehr zur Gruppe der Opportunisten: «Gegenüber der Öffentlichkeit geben sie sich als nationalkonservativ, militärnah, familiär, heimattreu.»
Privat aber leben sie nicht nach ihren Prinzipien. Lanthemann: «Sie haben Geliebte, trinken übermässig Alkohol, pflegen einen ausschweifenden Lebensstil. Ihr Privatleben stimmt mit dem, was sie vorgeben zu sein, nicht überein.»
Métrailler hält gegenüber SonntagsBlick fest, dass Buttets Verhalten sanktioniert gehöre, wenn sich die Vorwürfe gegen ihn erhärten.
«Stalking», sagt er, «ist unentschuldbar.» Er bleibt aber dabei: Ein Verhalten, wie es nun beschrieben werde, habe er bei Buttet bisher nie beobachtet. Métrailler kennt nicht nur Buttet, sondern auch dessen Ex-Geliebte: «Wir üben keinen Druck auf sie aus. Wenn sie eine Anzeige gegen Buttet gemacht hat, wird sie ihre Gründe haben.» Es sei nun an der Justiz, diese abzuklären. «Ich vertraue unseren Institutionen.»
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