Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht, vor allem in den Augen der US-Justiz. Um angeblich auf eine Sicherheitslücken aufmerksam zu machen hat das Hacker-Kollektiv «Advanced Persistent Threat 69420» im März über 150'000 Überwachungskameras der US-Firma Verkada gehackt. Gefängnisse, Schulen und eine Tesla-Fabrik. Überall konnten sich die Hacker Zugriff verschaffen.
Als Sprecherin der Gruppe fungierte die Luzerner Informatikerin und Juso-Politikerin Tillie Kottmann, die momentan als Frau lebt bzw. sich als non-binär bezeichnet. Dies ist deshalb von Belang, weil ein US-Geschworenengericht (Grand Jury) nun Anklage gegen die Luzernerin mit den vielen Namen eingereicht hat, darunter auch Internet-Pseudonymen.
«United States of America versus TILL KOTTMANN aka deletescape aka tillie crimew aka Tillie Kottmann», steht auf der Anklageschrift mit der Nummer CR21-048 RAJ.
Veröffentlichung von sensiblen Informationen nicht durch Meinungsfreiheit geschützt
Die 21-jährige Kottmann sei in Computer eingebrochen und habe Daten im Zeitraum von 2019 bis heute gestohlen, heisst es in einer Erklärung des US-Justizministeriums (DoJ). Der Datendiebstahl sowie die Veröffentlichung von Quellcode und sensiblen Informationen werde nicht durch die Meinungsfreiheit geschützt, sagte Tessa M. Gorman, Staatsanwältin im US-Bundesstaat Washington. Die Website «git.rip» wurde mittlerweile vom FBI beschlagnahmt.
In ihrer Erklärung beschuldigt die US-Regierung Kottmann und ihre Komplizen, Dutzende von Unternehmen und Regierungsorganisationen gehackt und die vertraulichen Daten von mehr als 100 Firmen im Internet veröffentlicht zu haben.
Das DoJ listet mehrere Cyberattacken auf, die im Bundesstaat Washington stattfanden. Darunter war eine Attacke, die im April 2020 auf einen Rüstungshersteller sowie im Januar auf den Autohersteller Tesla und eine Investmentgesellschaft abzielte.
Im Kanton Luzern war es am 12. März im Zusammenhang mit dem Hacker-Angriff zu einer Hausdurchsuchung in Kottmanns Wohnung gekkommen. Dabei wurde Hardware beschlagnahmt (BLICK berichtete). Der US-Kamerahersteller Verkada hatte die Bundespolizei FBI eingeschaltet, nachdem die Hackerin aufgeflogen war. (bö/SDA)