Die Internet-Bilder sind eindeutig: Ein amerikanischer Waffennarr fuchtelt mit einer Pistole herum. Eine Dienstwaffe der Kantonspolizei Schwyz. Auf der Pistole ist das Kantonswappen eingraviert, Merkmal der Schwyzer Dienstwaffen. Der User schreibt: «Ich habe gerade meine erste SIG-Pistole gekauft. Die wurde früher von einem Schweizer Polizisten getragen.» Dazu stellt er den Link zu einem US-Onlineshop.
Dort werden diverse Schweizer Dienstwaffen angeboten. Ganz legal. Man gibt einfach seine Kreditkartennummer ein, schon kommt die Waffe per Post. Mit Rabattcode ist so ein schönes Stück sogar schon ab 350 Franken zu haben.
Warum wird eine Waffe mit Schweizer Hoheitszeichen in einem US-Onlineshop verscherbelt? Die Bilder sind echt. «Ja», sagt Adjutant Florian Grossmann (56), Informationschef der Kantonspolizei Schwyz, «das ist eine unserer Waffen. So eine hatte ich früher auch.» Und weiter: «Dass unsere Pistole in einem US-Shop landet, freut mich natürlich nicht.» BLICK fragt bei der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten nach. Deren Generalsekretär Vladimir Novotny (57): «Der Verkauf ist gängige Praxis.» In fast allen Kantonen. Mit Hoheitszeichen, denn das erhöht den Preis. Was mit den Todeswerkzeugen passiert, weiss niemand.
«Man muss auch die wirtschaftliche Seite sehen», sagt Novotny. Konkret: Das Verscherbeln der Waffen spült viel Geld in die Staatskassen. Was aber, wenn ein Schweizer Kantonswappen auf einer Waffe auftaucht, die für einen Amoklauf oder einen Überfall verwendet wird? Auch ausgemusterte Fahrzeuge würden wiederverwendet, meint Novotny. «Man könnte also durchaus auch mit einem alten Polizeiauto einen Unfall bauen.»
Genaue Verkaufszahlen hat niemand. Allein die Kantonspolizei Zürich redet von «mehreren Hundert» Dienstwaffen, die seit 2009 verkauft worden seien. Im Internet – auf ausländischen, aber auch Schweizer Seiten – finden sich Angebote von verschiedenen Kantonal- und Stadtpolizeien. Die Zahlen gehen wohl in die Tausende.
Einige der zum Verkauf stehenden Pistolen stammen von pensionierten Polizisten. Denn: Sie dürfen ihre Waffen erwerben, wenn sie in den Ruhestand gehen, und sie danach legal weiterverkaufen.
Politiker zeigen sich über die undurchsichtigen Waffendeals schockiert. Nationalrätin Chantal Galladé (42, SP) sagt: «Das geht nicht. Die Polizei nimmt ihre Verantwortung nicht wahr.» Sie werde politische Massnahmen prüfen. CVP-Nationalrat Jakob Büchler (62, SG) stimmt zu: «Die Polizeiverantwortlichen müssen diesen Handel unterbinden!» Sogar SVP-Hardliner Hans Fehr (68, ZH) stimmt zu: «Das ist sehr ungeschickt und Wasser auf die Mühlen der Entwaffnungsbefürworter.»