Heute predigen in Schweizer Moscheen ausschliesslich Männer. Doch das soll sich ändern: «Es braucht weibliche Imame in der Schweiz», sagt Saïda Keller-Messahli (58) vom Zürcher Forum für einen fortschrittlichen Islam. Frauen hätten einen anderen Zugang zu Spiritualität. «Sie können Gleichberechtigung in die Moscheen bringen, sich den Jugendlichen anders nähern als autoritäre Imame und so einen wichtigen Beitrag zur Integration leisten.»
Vorbilder aus dem Ausland gibt es genug: In Hamburg (D) predigt Halima Krausen in der Imam-Ali-Moschee. Die Deutsche konvertierte, studierte islamische Theologie und erwarb die Lehrberechtigung. Gegen den Widerstand konservativer Muslime führt sie ihre Gemeinde an. Extremisten bedrohen sie. Doch Krausen gibt nicht auf.
Auch in Frankreich, Italien, China, den USA und sogar in der islamischen Welt gibt es weibliche Imame: In Algerien sind es an die 300 Frauen, die in Moscheen predigen und versuchen, Extremismus zu bekämpfen. Warum also hat die Schweiz noch keine Imamin?
«Bei uns sind die muslimischen Verbände sehr konservativ», sagt Keller-Messahli. Sie wollten keine Veränderung. Das Forum für einen fortschrittlichen Islam will geeignete Kandidatinnen unterstützen. Die Imamin müsse eine theologische Hochschulbildung mitbringen. «Wir brauchen muslimische Vorbilder, die sich gegen inakzeptable Traditionen und den politischen Islam stellen und die dem Humanismus mehr Raum verschaffen!» Damit meint sie nicht nur Frauen, sondern auch homosexuelle Männer. In Frankreich und in den USA gibt es bereits schwule Imame – obwohl die gleichgeschlechtliche Liebe für traditionelle Muslime ein Tabu ist. In Washington D. C. führt Daayiee Abdullah (61) eine Moschee. Der Schwule wirbt für Toleranz und ermutigt andere Muslime, ihren eigenen Weg zu gehen. Keller-Messahli ist überzeugt: «Menschen wie er können eine echte Veränderung innerhalb des Islams in der westlichen Welt herbeiführen.»
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