In der reformierten Kirchgemeinde Wegenstettertal brodelt es. Seit zwei Jahren ist die deutsche Johanna Spittler Pfarrerin in den Aargauer Gemeinden Hellikon, Wegenstetten, Zeiningen und Zuzgen. Jetzt soll sie ihren Posten im unteren Fricktal schon wieder räumen. Der Grund: Ihr deutsch-evangelischer Hintergrund sei unpassend, sprich ihre Arbeitsweise ist zu deutsch.
Die Kirchenpflege verzichtete deshalb darauf, Spittler für die Wiederwahl zu empfehlen, berichtet «TeleM1». Für die 58-Jährige kommt der Entscheid völlig überraschend. Da sie aufgrund eines Unfalls krankgeschrieben ist, nimmt sie gegenüber dem Regionalsender schriftlich Stellung. Sie fühle sich überfahren. Auch ein Gespräch, in dem die Kirchenpflege ihren Entscheid begründet, habe nicht stattgefunden.
Im Gemeindeblatt der reformierten Kirche kommuniziert die Kirchenpflege offener, weshalb sie sich einen Neuanfang wünscht. Sie nennt drei Gründe: Erstens seien ihr Amtsverständnis und ihre Liturgie zu wenig in der reformierten Tradition und Kultur beheimatet, schreibt die «Aargauer Zeitung».
Zweitens sei ihre Kommunikation zur Kirchenpflege und zu den Freiwilligen ungenügend. Drittens sei ihre Arbeitstechnik für die Führung eines Einzelpfarreramtes nicht ausreichend.
Gegenüber der Regionalzeitung präzisiert die Kirchenpflegepräsidentin Ruth Imhof: «Es hat sich gezeigt, dass Spittler sehr stark in der deutschen evangelisch-kirchlichen Tradition verwurzelt ist, die viel stärker hierarchisch ausgerichtet ist und auch den Pfarrpersonen mehr Verantwortung in der Gemeindeleitung überträgt.»
Die unerwünschte Pfarrerin will ihren Job nicht kampflos aufgeben. Sie stellt sich trotzdem zur Gesamterneuerungswahl. Am Sonntag entscheidet das Stimmvolk. (sga)