«Ich dachte, mir passiert das nie»
Robino Rich fiel auf DJ-Bobo-Internetbetrug herein

Vor zwei Jahren ist Robino Rich auf ein betrügerisches Inserat hereingefallen. Seither wird er terrorisiert. Nun sind die Gauner mit einer neuen Masche zurück – und wollen noch mehr Geld. Die Polizei warnt und versucht, die Hintermänner zu schnappen.
Publiziert: 03.02.2021 um 17:23 Uhr
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Aktualisiert: 18.08.2022 um 15:45 Uhr
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Der Moderator Robino Rich fiel auf Internetbetrüger herein.
Foto: Zvg
Fabian Vogt

DJ Bobo hat mit Bitcoins ein Vermögen gemacht. Roger Schawinski ebenfalls. Dies suggeriert eine Betrugsmasche, getarnt als BLICK-Artikel oder SRF-Beiträge. Wer den darin beschriebenen Anweisungen folgt, wird allerdings nicht schnell reich – sondern rasch arm. Besonders perfide an der Methode: Ist man mal am Haken, wird man nicht mehr losgelassen.

Robino Rich (27) ist auf die Betrüger hereingefallen. 2019 las er ein Fake-Interview mit DJ Bobo und erfuhr darin, dass er mit einem kleinen Betrag einen riesigen Gewinn erzielen könnte. Also investierte er 300 Franken in eine Plattform, die im Artikel angepriesen wird.

«Habe schon rund 1000 Anrufe erhalten»

Die versprochenen Gewinne gab es natürlich nie, sein Geld landete direkt auf den Konti der Betrüger. Dafür erhält Rich seither mehrere Anrufe täglich – er musste damals auch seine Kontaktdaten hinterlegen. «Rund 1000 sind es bisher gewesen», sagt der Moderator und freie Trauredner zu BLICK. «Ich werde richtiggehend bombardiert mit Telefonaten. Mal sind die aus Deutschland, mal aus England, immer andere Nummern. Blockieren hab ich schon lange aufgegeben.»

Am Montag erhielt er einen Anruf von einer Nummer, deren Vorwahl zu Frankfurt passte. Rich nahm ab, weil er in der Region einige Freunde hat. Doch am Telefon war einer der Betrüger.

Es gibt eine neue Masche

Was Rich hörte, gefiel ihm gar nicht: «Es scheint eine neue Masche zu geben. Der Anrufer sagte mir, meine 300 Franken seien mittlerweile rund 50’000 wert. Er würde mir das Geld in Bitcoins transferieren, wenn ich ihm Zugriff auf meinen Computer gebe.» Er schaltete die Polizei ein.

Rich ist nur eines von vielen Opfern. Das bestätigen verschiedene Ermittler, die von BLICK angefragt wurden. Die Masche sei bekannt, entsprechende Ermittlungen würden laufen. Man rate allen Opfern, sofort eine Anzeige zu machen.

5 Millionen im Kanton Bern ergaunert

Wie erfolgreich die Betrüger sind, zeigen Zahlen der Kantonspolizei Bern: Mit dem Anlagebetrug – auch «Boiler Room Scam» genannt – wurden alleine im Jahr 2020 mehr als fünf Millionen Franken ergaunert.

Doch Ermittlungen sind schwierig. Die Täter kommen in der Regel aus dem Ausland, verstecken sich hinter einem fast unentwirrbaren Geflecht aus Firmenkonstrukten. «Sie sind nicht nur technisch auf dem neusten Stand, die erfolgreichen Portale operieren auch mit eigenen Callcentern», sagt Elfriede Sixt zu BLICK. Sie gründete die Efri-Initiative, die europaweit Opfer, Anwälte und Strafverfolgungsbehörden berät.

Im Visier der Betrüger: Schweizerinnen und Schweizer im Alter zwischen 50 und 85. Die Expertin begründet: «Das liegt an der Mentalität: Sie können sich nicht vorstellen, dass man betrogen wird.» Viele würden sich schämen und den Betrug gar nicht erst anzeigen.

Robino Rich kann das nachvollziehen. «Ich war auch einer von denen, die nie glaubten, auf solche Methoden hereinfallen zu können. Aber plötzlich kommt jemand, der so gut betrügt, dass das trotzdem passiert.»

Die Spuren führen nach Bulgarien und Israel

Rich kroch denn auch einem absoluten Profi auf den Leim: die Firma Uprofx. Sie wird von Bulgarien aus betrieben, wie BLICK-Recherchen zeigen. Die Software wurde von der israelischen Firma Panda Trading Systems entwickelt, die diese an zahlungswillige Abnehmer verkauft.

Doch auch die Ermittler schlafen nicht. Vor wenigen Monaten wurde der Israeli Gal Barak in Wien zu vier Jahren Haft wegen Onlinebetrugs verurteilt. Er ist laut dem Portal «finetelegram.com» einer der Drahtzieher bei E&G Bulgaria, einer der grössten Internet-Verbrechensorganisationen weltweit. Diese ist auch im Besitz von Uprofx. Weltweit hat das Syndikat bisher mehrere Hundert Millionen Franken erbeutet.

So schützen Sie sich vor Anlage-Betrügern

1. Geld verdient man nicht im Schlaf. Egal ob gewaltige Rendite-Versprechen oder bedingungslosen Gewinnversprechen: Klingt ein Angebot zu gut, um wahr zu sein, ist äusserste Vorsicht geboten.

2. Kritisch denken. Lassen Sie sich nicht von professionell aussehenden Webseiten oder Marketing mit Prominenten blenden. Verdächtige Angebote sollten genau geprüft werden, bevor eine Zahlung gemacht wird. Passt beispielsweise die URL zum Firmennamen?

3. Prüfen vor dem Zahlen. Prüfen Sie, wem Sie Ihr Geld anvertrauen wollen. Suchen Sie im Internet Informationen über Anbieter und Produkte. Warnende oder kritische Beiträge sind Alarmzeichen. Konsultieren Sie offizielle Listen (Warnlisten der FINMA zu Anlagebetrügern). Bei Unsicherheit Bekannte oder die zuständigen Stellen, beispielsweise das nationale Zentrum für Cybersicherheit, befragen.

4. Vorsicht auch am Telefon. Seien Sie misstrauisch gegenüber Personen, die sich am Telefon als Anlage- oder Finanzberater ausgeben. Seriöse Anbieter rufen normalerweise nicht unaufgefordert an. Geben Sie diesen auf keinen Fall persönliche Daten über das Telefon bekannt und geben Sie Fremden keinen Zugriff auf Ihren Computer. Legen Sie im Zweifelsfall sofort auf und melden Sie verdächtige Anrufe der Polizei

5. Nicht unter Druck setzen lassen. Viele der Betrüger sind schamlos, setzen ihre Opfer unter Druck. Bedenken Sie: Es ist Ihr Geld. Sie entscheiden, wann Sie was damit machen. Investieren Sie nur, wenn Sie ein Angebot genau verstanden haben.

6. Keine falsche Scham. Falls Sie Opfer geworden sind: Sofort versuchen, die Kreditkartentransaktion beim Kartenanbieter oder bei Ihrer Bank zu sperren. In jedem Fall den Kontakt mit dem Anbieter abbrechen. Keine weiteren Investitionen tätigen und Strafanzeige bei der zuständigen Kantonspolizei erstatten.

1. Geld verdient man nicht im Schlaf. Egal ob gewaltige Rendite-Versprechen oder bedingungslosen Gewinnversprechen: Klingt ein Angebot zu gut, um wahr zu sein, ist äusserste Vorsicht geboten.

2. Kritisch denken. Lassen Sie sich nicht von professionell aussehenden Webseiten oder Marketing mit Prominenten blenden. Verdächtige Angebote sollten genau geprüft werden, bevor eine Zahlung gemacht wird. Passt beispielsweise die URL zum Firmennamen?

3. Prüfen vor dem Zahlen. Prüfen Sie, wem Sie Ihr Geld anvertrauen wollen. Suchen Sie im Internet Informationen über Anbieter und Produkte. Warnende oder kritische Beiträge sind Alarmzeichen. Konsultieren Sie offizielle Listen (Warnlisten der FINMA zu Anlagebetrügern). Bei Unsicherheit Bekannte oder die zuständigen Stellen, beispielsweise das nationale Zentrum für Cybersicherheit, befragen.

4. Vorsicht auch am Telefon. Seien Sie misstrauisch gegenüber Personen, die sich am Telefon als Anlage- oder Finanzberater ausgeben. Seriöse Anbieter rufen normalerweise nicht unaufgefordert an. Geben Sie diesen auf keinen Fall persönliche Daten über das Telefon bekannt und geben Sie Fremden keinen Zugriff auf Ihren Computer. Legen Sie im Zweifelsfall sofort auf und melden Sie verdächtige Anrufe der Polizei

5. Nicht unter Druck setzen lassen. Viele der Betrüger sind schamlos, setzen ihre Opfer unter Druck. Bedenken Sie: Es ist Ihr Geld. Sie entscheiden, wann Sie was damit machen. Investieren Sie nur, wenn Sie ein Angebot genau verstanden haben.

6. Keine falsche Scham. Falls Sie Opfer geworden sind: Sofort versuchen, die Kreditkartentransaktion beim Kartenanbieter oder bei Ihrer Bank zu sperren. In jedem Fall den Kontakt mit dem Anbieter abbrechen. Keine weiteren Investitionen tätigen und Strafanzeige bei der zuständigen Kantonspolizei erstatten.

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