Hupac-Direktor Bernhard Kunz über den Gotthard
«Der Tunnel ist das wichtigste Puzzle-Teil»

Der neue Basistunnel erleichtert nicht nur den Personenverkehr in der Schweiz, sondern vor allem auch den Güterverkehr. Bernhard Kunz, Direktor des Transportunternehmens Hupac, ist in Feierlaune.
Publiziert: 14.05.2016 um 17:59 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:43 Uhr
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Freut sich auf die Eröffnung des Basistunnels: Hupac-Direktor Bernhard Kunz.
Foto: Remy Steinegger
Myrte Müller

Am 1. Juni wird der Gotthard-Basistunnel eröffnet. Die Hupac ist das grösste Schweizer Unternehmen für den kombinierten Güterverkehr, dem Transport auf Schiene und Strasse. Sind Sie in Feierstimmung?

Bernhard Kunz: Das kann man wohl sagen. Der Tunnel ist das wichtigste Puzzle-Teil im europäischen Ausbau des Bahnverkehrs auf der Nord-Süd-Achse. Zum ersten Mal fährt eine Flachbahn von Nordeuropa nach Italien. Das Puzzle ist aber erst 2020 mit der Inbetriebnahme des Vier-Meter-Korridors komplett. Das bedeutet, dass die Tunnelhöhe für den Transport von vier Meter hohen LKWs auf den Zufahrtslinien zu den Basistunnels ausgebaut werden. Dann wird die HUPAC ihre Produktivität um rund 30 Prozent steigern können. Statt der heutigen 180 Zügen am Tag gibt es Platz für 260 durch die Schweiz. 

Worin liegt für den Güterverkehr der Vorzug der Flachbahn, also einer ebenen Eisenbahnstrecke?

Wir vermeiden Berg- und Talfahrten und wetterbedingte Verzögerungen durch Felsstürze oder andere Naturereignisse. Wir werden schneller, sicherer und zuverlässiger sein. Und statt drei Lokomotiven pro Zug brauchen wir nur noch eine und die Zuglänge kann von 600 auf 750 Meter erhöht werden.

Bis 2020 wird die  AlpTransit-Strecke in der Schweiz fertig sein. Wie läuft es auf der italienischen Seite?

Das dortige Schienennetz wird in den nächsten vier Jahren ausgebaut, sowohl die Strecke Chiasso-Mailand als auch jene über Luino. Es sind zudem drei neue Güterterminals geplant. Die Hupac beteiligt sich an dieser Investition von 150 Millionen Euro. Auf der Strecke über Luino entlang des Lago Maggiore gilt es vor allem Tunnel auszubauen und damit einen Vier-Meter-Korridor zu schaffen. Auch hier hilft die Schweiz mit 120 Millionen Franken.

Der italienische Premierminister Matteo Renzi (41) hat im April behauptet, die Italiener würden den Gotthard-Tunnel bauen. Da schmückte er sich mit fremden Federn. Glauben Sie an die Tatkraft der Italiener?

Ja, das habe ich gelesen. Das meinte Renzi natürlich nicht wörtlich. Er hat die Chance der Neat erkannt. Die Italiener werden 2020 fertig sein, da habe ich keine Bauchschmerzen. Das Team um Renzi hat eine klare Strategie.

Das war nicht immer so.

Bis 2012 redeten die Schweiz und Italien aneinander vorbei, was den kombinierten Südanschluss des Güterverkehrs anbelangte. Die Italiener waren nicht so sehr an einer Chiasso-Mailand-Verbindung interessiert. Ihnen reichte die Simplon-Strecke via Domodossola. Dass wir ihr Interesse für die Neat weckten, verdanken wir der Überzeugungskraft unserer Verkehrsministerin Doris Leuthard. Apropos Tatkraft: Wir sollten unsere Nachbarn nicht unterschätzen. Die haben bereits den Highspeed-Zug «Freccia Rossa». Von so einem Produkt können viele europäische Länder nur träumen. 

Rechnen Sie mit rosigen Zeiten für die Hupac?

Das Transport-Volumen in Europa wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Strasse und Schiene werden in Zukunft nicht mehr konkurrieren, sondern immer mehr zusammen arbeiten. Das gilt nicht nur für die Schweiz und Italien. Schon heute fahren wir Güter bis nach Shanghai. Wenn beispielsweise China 40 Milliarden Euro in den Ausbau der alten Seidenstrasse investiert, dann werden natürlich neue, spannende Märkte entstehen. Die Neat läutet auf jeden Fall eine neue Ära des europäischen Bahnverkehrs ein.

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