Hüllenlos statt arbeitslos – Hobby-Stripperin Felicitas (35) aus Luzern
«Meine Familie hat keine Ahnung»

Webcam-Shows revolutionieren die Sexarbeit. Vor allem für Amateure ist das Geschäft lukrativ. Nun packt die Luzerner Hobby-Stripperin Felicitas (35) für BLICK aus.
Publiziert: 28.04.2018 um 20:44 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2020 um 15:41 Uhr
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Wegen einer finanziellen Notlage begann Felicitas mit Sex-Shows.
Foto: Daniel Kellenberger
Anian Heierli

Felicitas (35) liegt auf dem Bett. Sie trägt High Heels, eine Leggings mit Löchern, dazu ein enges Lederkorsett und eine schwarze Perücke. Sie lächelt in die Kamera ihres Laptops, räkelt sich lasziv und säuselt: «Ich bin geil.» Dann fängt sie an zu stöhnen. Gleich wird sie sich für einen Zuschauer vor der Webcam selbst befriedigen. So läuft ihre kostenpflichtige Show, mit der die Luzernerin mehrmals pro Woche abends etwas Geld verdient.

Der Sex vor der Webcam revolutioniert gerade die Sexarbeit – denn er ist schnell, sicher und sauber und passiert anonym zu Hause im Wohnzimmer. Anbieter sind oft Amateure wie Felicitas, die nie im Bordell anschafften, sondern ihren Körper nur digital verkaufen.

«Meistens muss ich mich selbst befriedigen»

Felicitas heisst im realen Leben anders. Statt High Heels und Korsett trägt sie sonst Turnschuhe und Pulli. Sie will anonym bleiben. Nur wenige Freunde wissen von ihrem Job. «Meine Familie hat keine Ahnung», sagt die junge Frau. «Sie wären geschockt!» 

Ihren Körper gegen Geld zeigt sie seit drei Jahren – begonnen hat sie aus einer finanziellen Notlage heraus. Damals verlor sie ihren Job im Verkauf. Auf die Idee brachte sie eine Freundin. Nun verdient sie sich ihren Lebensunterhalt damit. In 20 Minuten liegen 100 Franken drin. Alles läuft über eine Online-Plattform. Kunden zahlen mit Punkten, die sie zuvor per Kreditkarte kaufen – das schafft Anonymität. 

Per Chat wird der Show-Ablauf vereinbart: «Meistens muss ich mich selbst befriedigen», sagt Felicitas. «Von Hand oder mit einem Dildo.» Im Chat ist sie jeweils nur mit einer Person, die ihr sagt, was sie sehen will. Auch Sonderwünsche gibt es. Einige wollen nur ihre Füsse sehen. Doch die Luzernerin hat ihre Grenzen. Sachen mit Fäkalien oder Urin lehnt die Luzernerin ab: «Dann bekommt der Kunde sein Geld zurück.»

Sie macht es «nur wegen dem Geld»

Spass hat sie daran nicht. Trocken sagt sie: «Ich mache es nur fürs Geld.» Denn eine Verbindung mit den Männern entsteht nur digital – nicht emotional. «Es geht nur um Befriedigung», sagt Felicitas, die sich gegenüber ihren Kunden als 23-Jährige ausgibt. «Tiefe Gespräche gibt es nicht.»

Ihre Zuschauer bleiben meistens im Verborgenen. Nur selten schalten auch Kunden ihre Webcams an, meistens sind es ältere Männer. Manchmal hat sie Angst aufzufliegen. Bei den meisten Shows trägt sie deshalb eine Maske, die ihre Augen verdeckt. Sie will nicht plötzlich auf der Strasse erkannt werden.

Dabei weiss sie: «Es gibt viele Frauen, die das machen.» Doch eigentlich will sie aufhören, sich wieder einen «normalen» Job suchen. «Bald!», sagt sie. Doch noch schaltet sie jeden Abend die Webcam ein. 

«Die Frauen verlieren ihr Selbstwertgefühl»

BLICK: Herr Spielmann, ist es Prostitution, wenn sich Frauen abends nach der Arbeit vor ihrer Webcam ausziehen und für Geld vor fremden Augen selbst befriedigen?
Thomas Spielmann: Wer Intimität für Geld verkauft, prostituiert sich – insofern auch diese Frauen. Wahrscheinlich ist die Hemmschwelle bei dieser Art der Prostitution aber tiefer und die gesundheitlichen Risiken sind kleiner. Trotzdem: Psychologische Risiken bleiben dieselben.

Um welche handelt es sich?
Frauen verlieren das Selbstwertgefühl, wenn jede sexuelle Interaktion zwar Geld bringt, aber auch nur deshalb stattfindet. Den Frauen entgeht die Erfahrung, begehrt zu werden, weil sie so sind, wie sie sind. Liebe, Nähe, Zuneigung und Glücksgefühle: Das alles spielt bei dieser Form der Sexualität keine Rolle.

Was ist die Folge von so viel Sex ohne Leidenschaft?
Frauen, die solche Dienste im Internet anbieten, können am Ende in der realen Welt nicht mehr bestehen. Weil sie schlicht nicht gelernt haben, was Empathie ist. In der Realität funktioniert das Leben ohne echtes Einfühlungsvermögen anderen gegenüber aber nicht.

Auch bei den Porno-Konsumenten drohen Risiken. Was ist die Folge, wenn man übermässig viele Sex-Filmchen im Internet konsumiert?
Das grosse Risiko besteht darin, dass sowohl Männer wie auch Frauen süchtig nach Pornofilmen werden und Sexualität nur noch in dieser Scheinwelt erleben können.

Schreckt echter Sex dann ab?
Ja. Denn anders als in der «perfekten» Scheinwelt bemerken die Porno-Konsumenten, dass Männer und Frauen in der Realität riechen, beim Sex Körperflüssigkeiten abgeben und nicht alles mit dem Partner gemacht werden kann, was man in einem Porno als «normal» kennengelernt hat.

Etwa Anal-Sex in jeder erdenklichen Stellung.
Genau. Es gibt unendlich viele Sexpraktiken, die in Pornos gezeigt werden und dort für den Mann oder die Frau angeblich unheimlich erregend sind. In der Realität sind sie aber häufig einfach nur schmerzhaft oder gar gefährlich.

Sie sprachen vom Risiko, durch Pornokonsum eine Sexsucht zu entwickeln. Gibt es Zahlen, wie viele der Pornokonsumenten abhängig werden?
Es gibt nur eine einzige grosse Studie, die dieser Frage auf den Grund gegangen ist. Sie zeigte, dass von 10'000 Porno-Konsumenten rund 7 Prozent der Männer und 5 Prozent der Frauen sexsüchtig sind. Interessant aber: 50 Prozent der befragten gaben an, dass sie wohl süchtig werden könnten, wenn sie mehr Pornos konsumieren würden.

Thomas Spielmann (66) ist Sexualtherapeut und Fachpsychologe für Psychotherapie.

Psychologe Thomas Spielmann findet: «Nacktheit gilt heute wieder als Provokation.»
Psychologe Thomas Spielmann
zvg

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Um welche handelt es sich?
Frauen verlieren das Selbstwertgefühl, wenn jede sexuelle Interaktion zwar Geld bringt, aber auch nur deshalb stattfindet. Den Frauen entgeht die Erfahrung, begehrt zu werden, weil sie so sind, wie sie sind. Liebe, Nähe, Zuneigung und Glücksgefühle: Das alles spielt bei dieser Form der Sexualität keine Rolle.

Was ist die Folge von so viel Sex ohne Leidenschaft?
Frauen, die solche Dienste im Internet anbieten, können am Ende in der realen Welt nicht mehr bestehen. Weil sie schlicht nicht gelernt haben, was Empathie ist. In der Realität funktioniert das Leben ohne echtes Einfühlungsvermögen anderen gegenüber aber nicht.

Auch bei den Porno-Konsumenten drohen Risiken. Was ist die Folge, wenn man übermässig viele Sex-Filmchen im Internet konsumiert?
Das grosse Risiko besteht darin, dass sowohl Männer wie auch Frauen süchtig nach Pornofilmen werden und Sexualität nur noch in dieser Scheinwelt erleben können.

Schreckt echter Sex dann ab?
Ja. Denn anders als in der «perfekten» Scheinwelt bemerken die Porno-Konsumenten, dass Männer und Frauen in der Realität riechen, beim Sex Körperflüssigkeiten abgeben und nicht alles mit dem Partner gemacht werden kann, was man in einem Porno als «normal» kennengelernt hat.

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