Hoteliers müssen wegen motzender Gäste Millionen investieren
Selbst in den Bergen brauchts jetzt Klimaanlagen

Der Klimaanlagen-Irrsinn greift auf die Berge über! Weil Gäste aus Fernost kühle Zimmer wünschen, müssen Schweizer Hoteliers tief in Tasche greifen.
Publiziert: 02.07.2018 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2018 um 17:24 Uhr
Adrian Müller und Anja Wurm (Fotos)

Die ersten Hitzetage des Jahres heizen den Touristen im Berner Oberland mächtig ein: «In meinem Zimmer war es so heiss, dass ich kaum schlafen konnte», sagt Abdulilah (31) aus Saudi-Arabien zu BLICK, als er in Grindelwald BE auf das Gondeli wartet. 

Der Zwei-Meter-Hüne ist sich in seiner Heimat Temperaturen von 50 Grad und mehr gewohnt. Wenig erstaunlich, dass sich die Menschen dort fast nur in einer klimatisierten Umgebung aufhalten. Der Klima-Irrsinn schwappt nun in die kühlen Schweizer Berge über. 

Saudi klagt über Mückenstich

So hagelte es für das Viersternehaus Belvedere in Grindelwald negative Kommentare auf Feedback-Formularen und Bewertungsportalen wie Tripadvisor – trotz der einmaligen Aussicht auf die Eigernordwand. Hoteldirektor Urs Hauser (61): «Es tönt absurd. Gäste beklagten sich hauptsächlich über fehlendes Airconditioning (AC). Und dies obschon wir hier in den Bergen sind und es in der Nacht fast immer kühl ist.»

Hauser hat reagiert und investiert jetzt eine Million Franken, um bis Herbst 2018 in alle 56 Zimmer eine Klimaanlage einbauen zu lassen – als erster Hotelier in Grindelwald. Denn viele Gäste aus den Golfstaaten, USA und Asien wollen nachts die Fenster keinesfalls öffnen. «Sie fürchten sich vor Mückenstichen. Einige sind mir fast an die Gurgel gegangen, als ich ihnen riet, das Fenster aufzumachen», sagt Hauser.

Sein Glück: Die Ingenieure können eine Wasserader im Hang zur Kühlung anzapfen. «Sonst würde die Klimaanlage viel zu viel Strom fressen. Da bräuchte man fast ein eigenes Kraftwerk», sagt der umtriebige Hotelier. 

Kühle Zimmer als Erlebnis

Auch das noble Fünfsternehotel Victoria-Jungfrau in Interlaken BE rüstet die 216 Zimmer gerade mit Klimaanlagen aus. In den letzten zwölf Monaten sind über 70 Räume modernisiert worden. «Im Luxussegment werden Zimmer ohne Klimaanlage kaum mehr goutiert», sagt General Manager Urs Grimm zu BLICK.

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Hotelier Urs Hauser (61) mit seiner Tochter Carole (27) vor der prächtigen Kulisse der Eigernordwand: Das 4-Sterne-Haus Belvedere in Grindelwald BE hat Klimaanlagen installiert, weil sich arabische Touristen vor Mückenstichen fürchten.
Foto: Anja Wurm

Das Phänomen trifft nicht nur die Luxushäuser. «Für Touristen aus Arabien oder Asien gehört die Klimaanlage zum Haushalt wie für uns ein Kühlschrank», sagt Patric Schönberg, Sprecher von Hotelleriesuisse. Gäste aus diesen heissen Regionen schätzten heruntergekühlte Zimmer. «Das ist Teil ihrer Kultur. Dies müssen wir respektieren, wenn wir diesen Gästegruppen ein Erlebnis wie zu Hause bieten wollen.»

«Moskitos sind kein Problem»

Zurück in Grindelwald: Dort wartet die Amerikanerin Eva Smith (55) vor der First-Bahn auf ihre Familie. «Unser Appartement in Mürren hat keine AC. So was braucht man in den Bergen doch nicht!» Sajith (34) und Angelia (31) aus Bangalore (Indien) vermissen die gekühlten Zimmer ebenfalls nicht. «Moskitos sind für uns kein Problem. In Indien hat es viel mehr Mücken als hier!» Ganz anders sieht es der Saudi Abdulilah: «Die Mücken nerven, ich wurde letzte Nacht gestochen.»

Ob mit oder ohne Klimaanlage: «Die Sommer werden immer heisser. Ich bin beruhigt, dass unser Hotel für die Zukunft gerüstet ist», sagt Hoteldirektor Hauser. Das Schlafzimmer in Hausers Privathaus ist übrigens seit Jahren mit einer Klimaanlage ausgerüstet. Er sagt lachend: «Ich habe sie aber noch nie benutzt!»

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