Hotelier Andreas von Almen stellt sich gegen die neue Seilbahn
Grosser Krach um die Kleine Scheidegg

Ein 400 Millionen schweres Tourismuskonzept spaltet die Branche unterhalb des Eigers. Befürworter sehen darin die Sicherung ihrer Zukunft, Gegner fürchten um eine Verschandelung der Landschaft.
Publiziert: 10.06.2016 um 09:50 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:09 Uhr
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Hotelier Andreas von Almen will keine neue Bahn. Die Masten kämen zwischen seinem Hotel und der Eiger-Nordwand zu stehen.
Foto: Peter Gerber
Michael Sahli (Text) und Peter Gerber (Fotos)

Auf der Kleinen Scheidegg geht es hoch her. Andreas von Almen (60) ist Besitzer des Hotels Bellevue des Alpes am Fusse des Eigers – bereits in fünfter Generation. «Die Stimmung hier ist mittlerweile leider richtig vergiftet», sagt er mit Blick auf die Bahnstation direkt gegenüber. Dort steht sein Gegenspieler: Urs Kessler (54), CEO der Jungfraubahnen. Er beklagt sich über seinen Nachbarn: «Der Streit mit von Almen dauert jetzt schon 20 Jahre an, er ist ­immer gegen alles und jeden.»

Auslöser für den Ärger: Der geplante Eigerexpress. Eine Bahn zum Eigergletscher ­unterhalb des Jungfraujochs.

400 Millionen Franken will CEO Kessler in ein Gesamtkonzept mit acht Bestandteilen wie Bahnen, Rollmaterial und Parkhäusern investieren.

Das Problem: Die Masten des ­Eigerexpress kommen zwischen dem Bellevue des Alpes und dem Berg zu stehen, ­direkt am Eiger-Fuss. «So wird das Landschaftsbild verschandelt», so von Almen. Der Bahnchef entgegnet: «Nur so können wir unsere Zukunft als Tourismusregion sichern.» Beide ­Parteien haben Visualisierungen in Auftrag gegeben. Sie unterscheiden sich frappant (siehe Grafik). «Eine bewusste Manipulation durch von ­Almen», urteilt Kessler.

Dorn im Auge der Jungfraubahnen: Auf der Kleinen Scheidegg stehen abbruchreife Gebäude, die von Almen gehören.
Foto: Peter Gerber

Der Zoff sorgt auch in Grindelwald BE für rote Köpfe. Die Einheimischen erzählen von Boykottdrohungen zwischen Befürwortern und Gegnern des Projekts. Die Rede ist von zer­kratzten Autos und anonymen Drohungen gegen Kessler. Der Bahn-Chef: «Die Polizei war involviert.»

Es sind zwei Tourismuskonzepte, die hier aufeinanderprallen. «Wenn die Kapazitäten ständig erhöht werden, haben wir bald Zustände wie in der Pariser Metro», so Hotelier von Almen. Die Tourismusregion würde vom Eigerexpress zu wenig profitieren. «Viele der asiatischen Touristen gehen kurz aufs Jungfraujoch und sind ein paar Stunden später schon in Luzern.» Diese Tendenz werde mit dem neuen Projekt verstärkt.

«Quatsch», sagt Bahn-CEO Kessler. «Das Jungfraujoch und die Bahn sind der Wirtschaftsmotor der Region.» Die Variante sei laut unabhängigen Studien ökologisch einwandfrei und an den Gemeindeversammlungen mit grosser Mehrheit angenommen worden. Ausserdem würden 80 Prozent der Jungfraujoch-Gäste in der Region übernachten. «Wenn sich von Almen um das Landschaftsbild sorgt, soll er seine drei desolaten Schuppen auf der Kleinen Scheidegg renovieren», so Kessler. Von Almen kontert: «Kessler kann keinen Widerspruch dulden.» Ein Ende des Zoffs ist kaum in Sicht. Die letzte Station könnte das Bundes­gericht werden.

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