Hotel-Besuche in Arosa, Grächen und Interlaken
Wir sind Spitze!

Die Hotels in den Schweizer Bergen sind viel besser als ihr Ruf. Das zeigt ein Besuch von SonntagsBlick in Arosa, Interlaken und Grächen.
Publiziert: 22.03.2015 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:07 Uhr
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Flo Weiler, Sascha Buchser, Mark Stalder leiten erfolgreich das Provisorium 13 in Arosa GR. Sie wollen Spass haben, «dann haben das unsere Gäste auch!»
Foto: Valeriano Di Domenico
Von Christine Maier

Es ist nicht so schwer, als Hotelier erfolgreich zu sein.» Das sagt Flo Weiler, Hotelier in Arosa GR.

Wie bitte, nicht so schwer? Leiden die Gastronomen in den Bergen nicht unter dem starken Franken, der Konkurrenz in Österreich? Lassen sich Gäste in Internetforen nicht über unfreundliche Bewirtung, überteuerte Preise, miese Infrastruktur in den Schweizer Alpen aus?

«Es gibt überall schwarze Schafe. Man könnte aber glatt den Eindruck gewinnen, die Hoteliers und Gastwirte wüssten nicht mehr, wie Tourismus geht», sagt Weiler. Und dementiert gleich: «Das ist Quatsch.»

Klar, es ist bei uns teurer als ennet der Grenze. Der starke Franken fordert seinen Tribut. Und ja, es gibt grässliche Hotels im Ferienparadies Schweiz, schlecht gelauntes Personal und Hoteliers, die nicht einmal wissen, wie man «Gastfreundschaft» schreibt. Vergessen wir sie.

Wir wollen heute die anderen zu Wort kommen lassen. Die wissen, wie es geht. Die Erfolg haben, allen Widrigkeiten zum Trotz. Weil sie eine «geile Dienstleistungsbereitschaft» haben, wie Flo Weiler es begeistert sagt.

Weiler ist um die dreissig, seine Co-Hoteldirektoren Marc Stalder und Sascha Buchser auch. Das Trio hat vor knapp zwei Jahren das marode Hotel Obersee in Arosa übernommen, umgebaut und Provisorium 13 genannt. Das Haus aus den 60er-Jahren wirkt auf den ersten Blick heruntergekommen. Um ehrlich zu sein: Freiwillig würde ich hier nicht absteigen. Aber ich habe ein Zimmer gebucht, also checke ich ein.

Ich bereue es nicht: Innen beeindrucken wilder Alpenschick und herzliche Atmosphäre. «Wir wollen Spass haben», sagt Stalder, «dann haben das unsere Gäste auch.»

Nicht zu übersehen: Auch wenn alles relaxed und spassig wirkt, die drei wissen, was sie tun. Sie albern beim Fototermin herum, bis der Bettenrost kracht, aber der Laden läuft wie geschmiert. Ihr Restaurant Aifach ist jeden Abend zweimal ausgebucht.

Auf der anderen Seite des Sees steht das Hotel Vetter. Gastgeber Martin Häfeli (59) und Patricia Breede (42) haben die ehemalige Ein-Stern-Pension heimelig umgebaut. Es laufe super, sagt die Chefin des Hauses, «wir hatten die beste Saison seit der Eröffnung 2007».

Nein, Rabatt gewährten sie trotz Frankenschock nicht. Martin Häfeli spricht Klartext: «Man muss seine Gäste gernhaben. Und man darf sie nöd bschisse.» Das finde ich auch. Und lasse mir eine weitere Erfolgsgeschichte erzählen.

Von Karin und Sven Bodenmann (beide 44), Hoteliers des Romantikhotels Belarosa. Auch sie haben volles Haus und keinen Grund zu jammern. «Die Zeiten, in denen ein Hotelier einfach ein Bett anbieten konnte, sind vorbei. Wir investieren ins Belarosa, führen es mit Herzblut. Das spüren die Gäste.»

Bodenmann wüsste, wie man den Tourismus zusätzlich ankurbeln könnte: «Schweiz Tourismus gibt so viel Geld aus. Es wäre doch besser, wenn Schweizer ihre Hotelkosten von den Steuern abziehen könnten. Dann wäre allen gedient.» Bodenmann lacht. Ihm ist klar, dass diese Idee nicht auf fruchtbaren Boden fallen wird. Macht nichts, meint er. Seine Visionen fürs Belarosa setzt er ja alle um. Und hat damit Erfolg. Wie seine Kollegen in Grächen VS und Interlaken BE auch.

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Von Philippe Pfister

Berge sind toll – besonders wenn ich sie aus sicherer Distanz betrachten kann. In eineinhalb Stunden brause ich über den Brünig nach Interlaken BE und bestaune die Jungfrau. Dann schnell einchecken im Landhotel Golf & Salzano Spa (Drei-Sterne-Superior), wo ich mich von diesen Strapazen erholen kann. Sonja Salzano (57) hatte eine schlechte Nacht: Computervirus, Systemabsturz! Sie lässt sich nichts anmerken, führt souverän durch die Zimmer, die sie und ihr Mann Patrizio (51) mit viel Detailliebe selbst eingerichtet haben. Ich beziehe ein «Natur pur»-Zimmer, wo Teile uralter Kirchenbänke zu einem schmucken Tischchen verarbeitet sind. Husch die frische Erdbeere in den Mund, und nix wie ins Brechelbad, wo mich Tannenduft und Kräuterdampf wohlig einlullen.

Dann noch eine Stunde Biosauna, abhängen bei sanfter Musik im Wintergarten bei Abendsonne – und Zürich ist so weit weg wie der Mond. «Ein Risiko» sei sie gewesen, die neue, 450 Quadratmeter grosse Wellnessanlage, sagen die Salzanos. Bereut haben sie die Investition keine Minute. «Das Schwarzmalen mag ich sowieso nicht mehr hören», sagt die umtriebige Hotelière beim leckeren Trio vom Fisch mit Gemüse. Absagen gab es wegen des Frankenschocks kaum. Die Stammgäste, die auch wegen des nahen Golfplatzes kommen, sind treu – weil die Salzanos «drangeblieben sind», wie sie sagen. In 20 Jahren gabs einmal drei Wochen Ferien, ansonsten sind sie mit gut zwei Dutzend Angestellten für die Ferien anderer besorgt.

Gastgeber aus Leidenschaft findet man in Interlaken auch in anderen Häusern. Im Bellevue zum Beispiel, welches Regula (50) und Thomas Dübendorfer (50) im Jahr 2001 ersteigerten. «Keine Ahnung» vom Business hätten sie damals gehabt. Aber mutige Herzen. «Lifestyle für jedes Budget» in der «schönsten Landschaft der Welt» bieten sie im Vier-Sterne-Jugendstilhotel Bellevue und der angebauten Budget-Unterkunft Alp-lodge, die sie 2011 übernommen haben. Jeden Winter marschieren Handwerker auf, um einen Teil des 118 Jahre alten Hauses aufzumöbeln. Das Geschäft brummt, letztes Jahr schafften es die Dübendorfers in die Top Ten des «Gastro Journal».

Mit Preisen ausgezeichnet, und zwar  mehrfach, ist auch die Backpackers Villa Sonnenhof. «Qualität ist nicht eine Frage der Sterne», sagt Geschäftsführer David Bühler (44). Der Betrieb mit 200 Betten posi­tioniert sich zwischen Hostel und Hotel. 85 Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland, vor allem aus

Südkorea. Nur Schweizer scheinen die Internetadresse villa.ch noch nicht so recht entdeckt zu haben. Dabei glänzt der Sonnenhof mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis: Eine Familie zahlt in der Zwischensaison für drei Nächte im Vierbettzimmer 396 Franken – Blick auf die Jungfrau, Frühstück, WLAN, Ortsbus und Eintritt ins «Bödelibad» inklusive.

Hochpreis-Insel Schweiz? Es sind die Fakten, die zählen. Nicht die Klischees.

Eingelullt von Tannenduft und Kräuterdampf: SonntagsBlick- Vize Pfister im Bechtelbad des Salzano Spa.
Valeriano Di Domenico

Von Philippe Pfister

Berge sind toll – besonders wenn ich sie aus sicherer Distanz betrachten kann. In eineinhalb Stunden brause ich über den Brünig nach Interlaken BE und bestaune die Jungfrau. Dann schnell einchecken im Landhotel Golf & Salzano Spa (Drei-Sterne-Superior), wo ich mich von diesen Strapazen erholen kann. Sonja Salzano (57) hatte eine schlechte Nacht: Computervirus, Systemabsturz! Sie lässt sich nichts anmerken, führt souverän durch die Zimmer, die sie und ihr Mann Patrizio (51) mit viel Detailliebe selbst eingerichtet haben. Ich beziehe ein «Natur pur»-Zimmer, wo Teile uralter Kirchenbänke zu einem schmucken Tischchen verarbeitet sind. Husch die frische Erdbeere in den Mund, und nix wie ins Brechelbad, wo mich Tannenduft und Kräuterdampf wohlig einlullen.

Dann noch eine Stunde Biosauna, abhängen bei sanfter Musik im Wintergarten bei Abendsonne – und Zürich ist so weit weg wie der Mond. «Ein Risiko» sei sie gewesen, die neue, 450 Quadratmeter grosse Wellnessanlage, sagen die Salzanos. Bereut haben sie die Investition keine Minute. «Das Schwarzmalen mag ich sowieso nicht mehr hören», sagt die umtriebige Hotelière beim leckeren Trio vom Fisch mit Gemüse. Absagen gab es wegen des Frankenschocks kaum. Die Stammgäste, die auch wegen des nahen Golfplatzes kommen, sind treu – weil die Salzanos «drangeblieben sind», wie sie sagen. In 20 Jahren gabs einmal drei Wochen Ferien, ansonsten sind sie mit gut zwei Dutzend Angestellten für die Ferien anderer besorgt.

Gastgeber aus Leidenschaft findet man in Interlaken auch in anderen Häusern. Im Bellevue zum Beispiel, welches Regula (50) und Thomas Dübendorfer (50) im Jahr 2001 ersteigerten. «Keine Ahnung» vom Business hätten sie damals gehabt. Aber mutige Herzen. «Lifestyle für jedes Budget» in der «schönsten Landschaft der Welt» bieten sie im Vier-Sterne-Jugendstilhotel Bellevue und der angebauten Budget-Unterkunft Alp-lodge, die sie 2011 übernommen haben. Jeden Winter marschieren Handwerker auf, um einen Teil des 118 Jahre alten Hauses aufzumöbeln. Das Geschäft brummt, letztes Jahr schafften es die Dübendorfers in die Top Ten des «Gastro Journal».

Mit Preisen ausgezeichnet, und zwar  mehrfach, ist auch die Backpackers Villa Sonnenhof. «Qualität ist nicht eine Frage der Sterne», sagt Geschäftsführer David Bühler (44). Der Betrieb mit 200 Betten posi­tioniert sich zwischen Hostel und Hotel. 85 Prozent der Gäste kommen aus dem Ausland, vor allem aus

Südkorea. Nur Schweizer scheinen die Internetadresse villa.ch noch nicht so recht entdeckt zu haben. Dabei glänzt der Sonnenhof mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis: Eine Familie zahlt in der Zwischensaison für drei Nächte im Vierbettzimmer 396 Franken – Blick auf die Jungfrau, Frühstück, WLAN, Ortsbus und Eintritt ins «Bödelibad» inklusive.

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«Bei uns hat noch keiner ein Zimmer storniert»

Von Roland Gamp

Olivier Andenmatten (39) führt mich durch das Hallenbad, zeigt geräumige Suiten, Saunen und Fitnessraum. «Alles nigelnagelneu», sagt der Hotelier des Hannigalp in Grächen VS. «Wir haben für zwei Millionen ausgebaut.» Ausgerechnet jetzt, wo Hoteliers landauf, landab über die Krise klagen? «Ach was», winkt der Gastgeber ab. «Ich verstehe nicht, wieso alle wegen des starken Frankens jammern. Bei uns hat noch kein Gast ein Zimmer storniert.»

Hier oben scheint die Tourismus-Welt trotz Währungsschock in Ordnung. Kerstin Brigger (24) vom lokalen Tourismusbüro empfängt mich entspannt. Gerade hat sie erfahren, dass die Logiernächte im Vergleich zum letzten Winter um 9,5 Prozent zugenommen haben. Wie schaffen die Grächner das bloss? «Wir haben viele innovative Hoteliers, die nicht ausruhen, sondern sich neu erfinden.» Ein Erfolg sei auch die Euro-Aktion: «Seit 2011 tauschen viele Betriebe zu einem Kurs von Fr. 1.35.»

Ein attraktives Angebot, mit dem das Bergdorf vor allem Gäste aus dem Ausland anlockt. Ich habe leider keine Euro dabei, die ich gewinnbringend tauschen könnte. «Der Preis allein entscheidet nicht über gelungene Ferien», tröstet Dolores Cvijetic-Cathrein (48) vom Gruppenhotel Santa Fee (santa-fee.ch). «Wir wollen die Besucher mit gutem Service begeistern.»

Teenager spielen Tischtennis, essen Zvieri oder relaxen im Gemeinschaftsraum. Lästige «Ämtli», wie wir sie in jedem Lager hatten, gibt es nicht. «Wir entsorgen den Abfall, erledigen Einkäufe, reinigen Zimmer, machen die Küche. Damit unsere Gäste Zeit haben, ihre Ferien zu geniessen», sagt Cvijetic-Cathrein. Gerade einmal 25 Franken pro Nacht kostet ein Zimmer samt Rundum-Service im renovierten Lagerhaus. Im Massenschlag will ich trotzdem nicht übernachten – und mache mich auf zum nächsten Hotel auf der anderen Dorfseite.

Jeder Einheimische, der mir begegnet, wünscht mir einen guten Tag. Das kenne ich als «Üsserschwiizer» aus Zürich kaum. Bald finde ich es aber nachahmenswert. Und gebe jedem ein «Tagwoll» mit auf den Weg. «Unsere Gäste schätzen die Freundlichkeit und die gute Stimmung hier oben enorm», sagt Melanie Williner (31) vom Drei-Sterne-Hotel Gädi. «Wenn sie wieder abreisen, gehen sie mit einem Lachen. Und kommen nächstes Jahr gerne wieder.»

Im Restaurant sitzt am Nachmittag dennoch kein einziger Gast. «Keine Angst», sagt Koch Martin Brigger (40), «die sind nur beim Skifahren – wir sind ausgebucht.» Klar werde es schwerer mit dem starken Franken. «Aber wir sind Hoteliers mit Leib und Seele. Und geben gerne noch etwas mehr Gas für unsere Gäste.»

Das Wallis überzeugt auch SonntagsBlick-Reporter Roland Gamp.
Valeriano Di Domenico

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Olivier Andenmatten (39) führt mich durch das Hallenbad, zeigt geräumige Suiten, Saunen und Fitnessraum. «Alles nigelnagelneu», sagt der Hotelier des Hannigalp in Grächen VS. «Wir haben für zwei Millionen ausgebaut.» Ausgerechnet jetzt, wo Hoteliers landauf, landab über die Krise klagen? «Ach was», winkt der Gastgeber ab. «Ich verstehe nicht, wieso alle wegen des starken Frankens jammern. Bei uns hat noch kein Gast ein Zimmer storniert.»

Hier oben scheint die Tourismus-Welt trotz Währungsschock in Ordnung. Kerstin Brigger (24) vom lokalen Tourismusbüro empfängt mich entspannt. Gerade hat sie erfahren, dass die Logiernächte im Vergleich zum letzten Winter um 9,5 Prozent zugenommen haben. Wie schaffen die Grächner das bloss? «Wir haben viele innovative Hoteliers, die nicht ausruhen, sondern sich neu erfinden.» Ein Erfolg sei auch die Euro-Aktion: «Seit 2011 tauschen viele Betriebe zu einem Kurs von Fr. 1.35.»

Ein attraktives Angebot, mit dem das Bergdorf vor allem Gäste aus dem Ausland anlockt. Ich habe leider keine Euro dabei, die ich gewinnbringend tauschen könnte. «Der Preis allein entscheidet nicht über gelungene Ferien», tröstet Dolores Cvijetic-Cathrein (48) vom Gruppenhotel Santa Fee (santa-fee.ch). «Wir wollen die Besucher mit gutem Service begeistern.»

Teenager spielen Tischtennis, essen Zvieri oder relaxen im Gemeinschaftsraum. Lästige «Ämtli», wie wir sie in jedem Lager hatten, gibt es nicht. «Wir entsorgen den Abfall, erledigen Einkäufe, reinigen Zimmer, machen die Küche. Damit unsere Gäste Zeit haben, ihre Ferien zu geniessen», sagt Cvijetic-Cathrein. Gerade einmal 25 Franken pro Nacht kostet ein Zimmer samt Rundum-Service im renovierten Lagerhaus. Im Massenschlag will ich trotzdem nicht übernachten – und mache mich auf zum nächsten Hotel auf der anderen Dorfseite.

Jeder Einheimische, der mir begegnet, wünscht mir einen guten Tag. Das kenne ich als «Üsserschwiizer» aus Zürich kaum. Bald finde ich es aber nachahmenswert. Und gebe jedem ein «Tagwoll» mit auf den Weg. «Unsere Gäste schätzen die Freundlichkeit und die gute Stimmung hier oben enorm», sagt Melanie Williner (31) vom Drei-Sterne-Hotel Gädi. «Wenn sie wieder abreisen, gehen sie mit einem Lachen. Und kommen nächstes Jahr gerne wieder.»

Im Restaurant sitzt am Nachmittag dennoch kein einziger Gast. «Keine Angst», sagt Koch Martin Brigger (40), «die sind nur beim Skifahren – wir sind ausgebucht.» Klar werde es schwerer mit dem starken Franken. «Aber wir sind Hoteliers mit Leib und Seele. Und geben gerne noch etwas mehr Gas für unsere Gäste.»

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