Hobby-Archäologe
Hallo, Schatz!

Die Zahl der Schweizer, die im Erdboden nach Schätzen suchen, nimmt zu – aber auch der Unmut von Kantons-Archäologen. Denn viele Schatzgräber haben keine Bewilligung!
Publiziert: 29.11.2015 um 13:58 Uhr
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Aktualisiert: 11.10.2018 um 13:57 Uhr
«Seit dem ersten Fund hat mich das Fieber gepackt!»
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BLICK begleitet einen Schatzsucher:«Seit dem ersten Fund hat mich das Fieber gepackt!»
Von Cyrill PInto (Text) und Peter Gerber (Fotos)

Zielsicher bewegt sich Romano Agola (51) in einem lichten Wäldchen am Eingang des Emmentals. Der Hobby-­Archäologe weiss genau, wo er mit seinem Metalldetektor ­suchen muss: «An Felsspornen zum Beispiel und dort, wo alte Hohlwege durchführen.»

Tatsächlich: Schon nach wenigen Minuten schlägt sein Gerät an. Agola schwenkt ein paar Mal über den Boden und wischt das Laub weg. «Das ist nichts – ich höre einen tiefen Ton. Das ist Schrott.» Agola läuft ein paar Meter weiter, bleibt wieder stehen. «Hier. Dieser Ton ist hell und hoch. Das muss eine Münze sein.»

Vorsichtig trägt er den Waldboden Schicht für Schicht mit einer Grabungskelle ab. Dann hält er einen grünlich schimmernden Erdbrocken in der Hand.

«Ich glaub, ich spinne – das ist keine Münze, das ist eine Fibel.»

Vorsichtig entfernt Agola die gröbsten Erdklumpen. Zum Vorschein kommt eine Brosche: Zwei Figuren halten einen Schild. Selbst für erfahrene Schatzsucher ein seltener Fund. «Mit diesem Ding hefteten die Römer früher ihre Kleider zusammen.»

Seit 33 Jahren streift der Mann aus Lützelflüh BE mit seinem Suchgerät durch die Schweiz. Anfangs illegal – heute sucht er nur noch mit Bewilligung des Kantons – anders als die grosse Mehrheit der Schatzsucher in der Schweiz (siehe Box).

Fast jeder kann sich einen Metalldetektor leisten. Jürg Manser (57), Präsident der Konferenz der Schweizer Kantons­archäologen, sieht sich mit ­einer immer grösseren Zahl von Schatzsuchern konfrontiert. «Die Leute hoffen, irgendwann einen grossen Schatz zu finden», sagt er. So wie Bauer Alfred Loosli (82), der in Ueken AG mehr als 4000 römische Münzen fand.

Die Hobby-Archäologen sind den Behörden ein Dorn im Auge. Sie verkaufen ihre Fundstücke im Internet an den Meistbietenden. Das wollen die Kantonsarchäologen nun unterbinden. 

«Auf eBay konnten wir den Handel eindämmen», sagt Manser. Derzeit verhandelt er mit der Online-Plattform Ricardo, damit dort nicht länger Münzen aus ­illegalen Quellen gehandelt werden.

Doch schwerer als der materielle Verlust wiegt der wissenschaftliche. «Hobby-Archäologen zerstören den Fundzusammenhang, indem sie Artefakte ausgraben und sie nicht mehr ­ihrer Umgebung zuzuordnen», sagt Manser. War der Schmuck Teil einer Grabbeigabe? Handelt es sich beim Fundort um eine historische Siedlung? Manser: «Dies zu wissen, ist für uns Archäologen wichtig.»

Romano Agola, der im Auftrag des Kantons Bern unterwegs ist, erfasst deshalb jeden seiner Funde mit GPS und trägt die Fundorte auf einer Karte ein. Zuletzt fotografiert er das Gelände. An diesem Nachmittag findet er ­neben der Fibel noch vier Münzen. Die Funde übergibt er dem Kanton.

Auch der Archäologische Dienst im Kanton Luzern setzt auf Laien bei der Ausgrabung, wie Jürg Manser erklärt: «Wir arbeiten sehr gut mit privaten Sondengängern zusammen, erteilen auch schon mal Aufträge zum Absuchen von Gelände.»

So können die Hobby-­Archäologen ihrer Leidenschaft nachgehen, der Kanton profitiert dann von den Funden.

Schatzsucher, aufgepasst!

Für ein paar Hundert Franken können Hobby-Archäologen einen Metalldetektor kaufen und damit nach vergrabenen Schätzen suchen. Nur: Das ist in den meisten Kantonen verboten. Das Gesetz schreibt vor, dass ­archäologische Funde dem jeweiligen Kanton gehören. Dennoch werden viele Schätze im Internet verkauft – die Anbieter müssen mit empfindlichen Strafen rechnen.

Für ein paar Hundert Franken können Hobby-Archäologen einen Metalldetektor kaufen und damit nach vergrabenen Schätzen suchen. Nur: Das ist in den meisten Kantonen verboten. Das Gesetz schreibt vor, dass ­archäologische Funde dem jeweiligen Kanton gehören. Dennoch werden viele Schätze im Internet verkauft – die Anbieter müssen mit empfindlichen Strafen rechnen.

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