Während die Badetoten mit der Abkühlungssuche während der Hitzewelle in Zusammenhang stehen, ist die Häufung der Bergunfälle ein wiederkehrendes Phänomen. Bei schönem Wetter nämlich zieht es regelmässig mehr Leute in die Höhen, wie beim Schweizer Alpen-Club zu erfahren war.
Die Häufigkeit von Unfällen hänge dabei nur mit dem Schönwetter und nicht mit der Hitze zusammen, sagte der Bergführer und SAC-Ausbildungsbeauftragte Bruno Hasler am Donnerstag der Agentur Keystone-SDA. Die Planung von Routen könne bei Hitze wegen der Ausaperung und des schmelzenden Permafrosts aber anspruchsvoller werden.
So warnten die französischen Behörden Bergsteiger am Donnerstag wegen der anhaltenden Dürre vor Touren auf den Mont-Blanc. Infolge der Hitzewelle und der Trockenheit komme es zu grösseren Steinschlägen.
Wo vorher Frost oder Schnee Geröll und Steine noch zusammenhielt, könne nach längeren Wärmeperioden alles ins Rutschen kommen, schilderte SAC-Fachmann Hasler die Lage. Deshalb besteige man heute die Eigernordwand eher im Winter, wenn die Steinschlaggefahr geringer sei. Auch wählten Bergsteiger im Sommer bevorzugt Touren auf Graten.
Dass die Steinschlaggefahr mit der Hitze steigt, zeigen zwei Rettungseinsätze der Rega am Nationalfeiertag. Eine junge Frau wurde auf einer Alpweide bei Alpiglen Oberberg BE von einem Stein getroffen und schwer verletzt. Ob Kandersteg traf Steinschlag einen Vater und ein Kleinkind. Sie wurden vor Ort verarztet.
Unter den von der Agentur Keystone-SDA seit Beginn der Hitzewelle am 30. Juli gezählten neun Bergtoten sind drei Wanderinnen und zwei Wanderer. Vier Opfer waren Bergsteiger.
Zwei der Wanderinnen kamen im Berner Oberland ums Leben. Eine 29-Jährige aus dem Kanton Aargau stürzte oberhalb des Öschinensees mehrere hundert Meter über eine Felswand bis an den See hinunter. Eine 55-Jährige aus dem Kanton Luzern kam im Gebiet des Axalphorns in unwegsamem Gelände zu Fall und stürzte in den Tod.
Am Piz Terri in Vrin im Bündner Oberland stürzte eine Berggängerin 220 Meter in die Tiefe. Am Mythen kam ein Wanderer auf einem steilen Hang zu Fall. Seine Leiche wurde am nächsten Tag gefunden. Und unterhalb des Schwarzhorns in Liechtenstein verunglückte ein weiterer Wanderer tödlich.
Die Alpinisten starben an der Dufourspitze im Wallis, in einem Klettergarten bei Wimmis BE und an der Dent-Blanche ob Evolène VS. Zudem kam ein Schweizer auf der französischen Seite des Mont-Blanc ums Leben. Der 71-Jährige war mit einem Schweizer Bergführer unterwegs.
Von den drei Ertrunkenen in der zehntägigen Hitzeperiode kamen zwei in Seen und einer im Fluss um. Im Luganersee bei Maroggia ertrank ein 27-Jähriger aus Benin. Er wurde aus sieben Metern Tiefe geborgen.
Im Zürichsee nahm das nächtliche Bad eines 23-Jährigen bei der Saffainsel in Zürich ein tödliches Ende. Die Wasserschutzpolizei ortete den Mann zwar rasch in drei bis vier Metern Tiefe. Im Spital aber starb er.
Bei Luterbach SO kam ein 30-Jähriger beim Bad in der Aare um. Eine Suchaktion mit Tauchern führte etwa drei Stunden nach seinem Verschwinden im Fluss zum Fund der Leiche. Der Tote trieb im Bereich einer alten Eisenbahnbrücke.
Im vergangenen Jahr ertranken in der Schweiz insgesamt 41 Menschen, 2016 waren es 58 gewesen. 2015, als der Sommer ebenfalls sehr heiss war, zählte die Schweizerische Lebensrettungsgesellschaft 50 Ertrunkene. Im Gesamtjahr 2003 mit dem bisherigen Rekordhitzesommer waren es 89 gewesen.