«Seit Donnerstagvormittag wird das Kernkraftwerk Mühleberg mit einer um fünf Prozent reduzierten Leistung betrieben», erklärte BKW-Sprecherin Sabrina Schellenberg auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Situation werde regelmässig analysiert und die Leistung den Veränderungen der Aaretemperatur angepasst.
Das Wasser der Aare wird zur Anlagekühlung gebraucht. Ab einer Aaretemperatur von über 20,5 Grad im Tagesmittelwert reduziert das AKW Mühleberg die Leistung der Anlage, um die Wasserkonzession einzuhalten.
Die Temperatur der Aare ist in den vergangenen Tagen mehrmals über 20 Grad gestiegen. In der Stadt Bern wurde am Mittwoch sogar die 22-Grad-Marke geknackt, was für den Monat Juni sehr ungewöhnlich ist.
Auch das AKW Beznau im aargauischen Döttingen wird mit Wasser aus der Aare gekühlt. «Wir verfolgen die gegenwärtige Entwicklung und werden falls nötig die entsprechenden Massnahmen treffen», sagte Antonio Sommavilla, Mediensprecher des Energiekonzerns Axpo, auf Anfrage.
Geringfügige Leistungsreduktionen könnten aufgrund zu hoher Kühlwasseraustritts-Temperaturen bei Bedarf im Tagesverlauf vorgenommen werden. Bis Donnerstagmittag gab es noch keine Leistungsreduktion.
Das AKW Beznau ist gemäss geltenden Konzessionen verpflichtet, die Leistung zu reduzieren, wenn die Temperatur des eingeleiteten Kühlwassers in die Aare den Grenzwert von 32 Grad Celsius erreicht.
Auf der Aareinsel in Döttingen produziert einzig der AKW-Block 2 Strom. Der Block 1 steht seit März 2015 still.
Die Hitzewelle in der Schweiz dauert einstweilen an. Am Donnerstag wurde an einigen Orten die 35-Grad-Marke nur knapp verfehlt, wie Meteonews mitteilte. In Courtelary BE wurden Höchsttemperaturen von 34,9 Grad gemessen, in Sitten und Visp 34,8 Grad, nur gerade 0,5 Grad vom absoluten Junirekord entfernt.
Auch die Nächte bleiben heiss. Bereits die vergangene Nacht dürfte für viele nicht wirklich erholsam gewesen sein. Die Temperaturen sanken zum Teil nicht unter 20 Grad. Eine Nacht zum Durchlüften und Abkühlen gebe es erst auf Sonntag oder Montag, sagte Meteorologe Giordano Alexander von MeteoSchweiz.
Paradoxerweise sei dies vor allem in erhöhten Lagen der Fall, so Giordano. Denn die Luft kühle sich vom Boden ab. «Es kann gut sein, dass es in einem Hochhaus im fünften Stock heisser ist als im ersten», sagte der Meteorologe.
Die hohen Temperaturen und die Trockenheit erhöhen zusätzlich die Gefahr eines Waldbrandes. Die Waldbrandgefahr im Kanton Solothurn, St. Gallen, Jura und Bern ist erheblich. Im Tessin, Graubünden und Wallis ist die Gefahr eines Feuers gar gross.
«Mit der Hitze hat sich die Lage angespannt», bestätigte Michael Reinhard vom Bundesamt für Umwelt (BAFU). Da es in der Schweiz in den vergangenen Monaten relativ trocken war, hätten die hohen Temperaturen einen raschen Effekt auf die Waldböden und es sei darum Vorsicht geboten.
Viele Kantone haben denn auch zum sorgfältigen Umgang mit Feuer im Freien gemahnt. Verbote sind aber noch keine in Kraft.
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