Historische Verfilmung des Schweizer Jahrhundert-Baus
Der Gotthard steht in Köln

Die Verfilmung des Gotthard-Baus ist das aufwendigste SRF-Filmprojekt aller Zeiten. Wie war es für die Schauspieler und den Produzenten so ein historisches Ereignis zu verfilmen?
Publiziert: 25.11.2015 um 16:51 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:56 Uhr
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Mineure unter sich: Pasquale Aleardi, Maxime Mehmet, Joachim Krol und Cornelius Obonya (v.l.)
Foto: David Klammer/laif
Von Cinzia Venafro

Es war ein Mammutprojekt – und sprengte schier die Vorstellungskraft der damaligen Zeit. «Was diese Männer geleistet haben, ist unfassbar», sagt Produzent Lukas Hobi (40). «Sie gruben sich in das Gotthard-Massiv, und das Dynamit wurde erst im Verlauf der Bauarbeiten erfunden. Dies zu verfilmen, ist ein Traum!»

So scheuen der Luzerner und seine Kollegen keinen Aufwand: Die Co-Produktion des Schweizer Fernsehens, des ORF und ZDF ist das aufwendigste SRF-Filmprojekt aller Zeiten. Das Budget für den Zweiteiler, der im Zuge der Eröffnung des Neat-Basistunnels ausgestrahlt werden soll: rund zehn Millionen Franken! Beeindruckend: Regisseur Urs Egger (60, «Kinder der Landstrasse») hat den Gotthard-Tunnel kurzerhand nach Deutschland versetzt – bis nach Köln! Rund 100 Meter lang ist der künstliche Schlauch, in dem die Schauspieler den damals schweisstreibenden und todbringenden Aushub vorantreiben. Mit jedem Meter wird der Tunnel enger – ganz so, wie es 1872 die Ingenieure geplant und die vor allem aus Italien stammenden Mineure umgesetzt hatten. Die Kameras laufen aber auch in der Schweiz. «In Göschenen selbst konnten wir leider nicht drehen», sagt Lukas Hobi. «Da ist alles viel zu verbaut.» Fündig wurde seine Crew im Bündnerland. Der 288-Seelen-Ort Valendas unweit von Ilanz eignete sich als Göschenen-Ersatz.

Mittendrin auf dem Set mit bis zu 2500 Statisten: «Bestatter»-Star und Schauspieler Carlos Leal (46). Der Lausanner verkörpert den Mastermind hinter der ersten ins Gestein geschlagenen Nord-Süd-Verbindung. Mit Bart und Zylinder scheint Leal dem Ingenieur Louis Favre (1826–1879) perfekt aus dem Gesicht geschnitten. «Diesen Helden spielen zu dürfen, ist eine Riesen­ehre», sagt der ehemalige Sans-Unik-Rapper und schwärmt: «Favre war ein visionärer Romand und akzeptierte niemals ein Nein als Antwort.» In dieser Schweizer Geschichte würden aber nicht die Planer die grosse Rolle spielen, betont Leal. «Es geht nicht nur um einen Tunnel, sondern vielmehr um Menschlichkeit und das Schicksal Tausender Migranten, die um ihr ­Leben, aber auch für die grössere Sache kämpften.»

Morgen fällt die letzte Klappe – danach steht die Kirche wieder im Dorf – respektive der Gotthard in der Schweiz.

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