Hexenwahn
Ehrenrettung für Schweizer Hexen

Nach dem Vorbild von Anna Göldi in Glarus wollen weitere Kantone ihre «Hexen» rehabilitieren.
Publiziert: 18.11.2013 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:26 Uhr
Hexenverbrennung: Darstellung aus dem Mittelalter.
Foto: ZVG

In der Schweiz grassierte der Hexenwahn wie in kaum einem anderen Land. Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert wurden hierzulande laut Schätzungen 5000 bis 10 000 Menschen Opfer der Hexenverfolgung. Doch jetzt schlägt das Pendel zurück. Die Schweiz hat begonnen, das düstere Kapitel ihrer Vergangenheit aufzuarbeiten und geht punkto Rehabilitierung von «Hexen» mit gutem Beispiel voran.

In erster Linie der Kanton Glarus, wo 1782 Anna Göldi als «letzte Hexe» hingerichtet worden war. 2008 kam die Wende: Der Glarner Landrat sprach Anna Göldi von jeder Schuld frei und rehabilitierte sie moralisch und juristisch. «Eine

Pionierleistung des Kantons Glarus. Die weltweit erste demokratische Hexenrehabilitierung», sagt Buchautor und «SonntagsBlick»-Redaktor Walter Hauser (56) dazu. Sein Göldi-Buch hatte 2007 die Rehabilitierung der «letzten Hexe» ausgelöst.

Jetzt ist im Limmat Verlag in Zürich die aktualisierte Ausgabe des Buchs erschienen mit dem Titel «Anna Göldi – Hinrichtung und Rehabilitierung». Darin fordert Hauser, dass andere Kantone dem glarnerischen Beispiel folgen und ihre Opfer der Hexenverfolgung rehabilitieren sollen.

Der Kanton Freiburg hat bereits reagiert. Zwar lehnte das Kantonsparlament 2009 eine juristische Rehabilitierung von Catherine Repond (genannt «La Catillon») ab. Repond war 1731 als «letzte Hexe» in der Romandie verbrannt worden. Stattdessen wurde aber eine

Resolution verabschiedet und Repond damit moralisch rehabilitiert. Heute erinnert in der Stadt Freiburg sogar ein Platz an das Justizopfer.

Zurzeit diskutiert auch der Kanton Basel-Stadt über Möglichkeiten, den «Hexen» Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Die Initiantinnen aus dem Umfeld des Frauenstadtrundgangs Basel wollen einen Gedenkstein am «Käppelijoch» anbringen, wo man einst die zum Tode verurteilten Frauen mit zusammengebundenen Armen und Beinen in den Rhein stiess und ertränkte.

Der Ball liegt beim Basler Regierungsrat. Und jetzt fordert auch der Zürcher Historiker Otto Sigg (70) die Rehabilitierung der Zürcher Hexen. Er selbst hat in seinem Buch über die Hexenurteile von Zürich die wissenschaftliche Grundlage dazu geliefert. Jetzt seien Politik und Kirche gefordert, sagt Sigg.

Für Göldi-Spezialist Hauser ist Rehabilitierung ein Akt der Gerechtigkeit. Und sie enthalte die Mahnung an uns alle, auch in der heutigen Zeit gegen Ausgrenzung und Verteufelung wachsam zu sein.

Mahnmal für Anna Göldi

In Glarus soll das Andenken an Anna Göldi demnächst auch sichtbar zum Ausdruck kommen. Eine Fachjury hat im Auftrag der Anna-Göldi-Stiftung im Sommer 2013 eine Lichtinstallation am Gerichtshaus auserkoren. Entworfen haben das siegreiche Mahnmal-Projekt die Basler Künstler Regula Hurter und Uri Urech.

Hexendenkmäler sind in Deutschland verbreitet, in Norwegen befindet sich eine solche Gedenkstätte, die der bekannte Schweizer Architekt Peter Zumthor entworfen hat. Die Stadt Freiburg weihte 2010 einen «Hexenplatz» ein. Das Anna-Göldi-Mahnmal am Gerichtshaus in Glarus soll in den nächsten Monaten realisiert werden.

In Glarus soll das Andenken an Anna Göldi demnächst auch sichtbar zum Ausdruck kommen. Eine Fachjury hat im Auftrag der Anna-Göldi-Stiftung im Sommer 2013 eine Lichtinstallation am Gerichtshaus auserkoren. Entworfen haben das siegreiche Mahnmal-Projekt die Basler Künstler Regula Hurter und Uri Urech.

Hexendenkmäler sind in Deutschland verbreitet, in Norwegen befindet sich eine solche Gedenkstätte, die der bekannte Schweizer Architekt Peter Zumthor entworfen hat. Die Stadt Freiburg weihte 2010 einen «Hexenplatz» ein. Das Anna-Göldi-Mahnmal am Gerichtshaus in Glarus soll in den nächsten Monaten realisiert werden.

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