Heute öffnet die Art Basel fürs Publikum
Das ist die teuerste Tomate der Welt

Kaum war «Tomato Head 1994» von Paul McCarthy in der Halle 1 der Art Basel aufgebaut, war das Kunstwerk auch schon verkauft - für 4,75 Millionen Dollar. Wer dieses Jahr nicht an die Art Basel geht, verpasst wie jedes Jahr eine gute Show, trotz drohender Krise.
Publiziert: 16.06.2016 um 10:05 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:38 Uhr
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Paul McCarthy «Tomato Head», 1994: Kaum in Halle 1 der Art Basel aufgebaut, war das Kunstwerk auch schon verkauft Für lockere 4,75 Mio. Dollar. Nach Amerika. Da sind die  Häuser fast so gross wie die Bankkonten.
Foto: Stefan Bohrer
Michael Merz

Menschenschlangen vor dem Eingang. Sicherheitskontrolle. Drinnen das grosse Art-Basel-Chaos. In Galerieboxen, zwischen Hamburgerständen und Champagnerbars, darüber der Duft von gebratenem Fleisch, gebackenem Kuchen, Schweiss und diversen Parfums. «Die Kunst» an den Wänden, davor Skulpturen jeder Grösse. Dazwischen und mittendurch: der endlose Strom der Kunstliebhaber.

Doch die Stimmung ist anders als in anderen Jahren. Wo sonst eine gewisse heitere Hysterie herrscht, liegt dieses Jahr ein Schleier der Angst vor der grossen Krise. Denn die Art Basel sichert vielen der etwa 300 teilnehmenden Galerien ihr Überleben. Manche machen bis zu 70 Prozent ihres Jahresumsatzes auf dieser wichtigsten Kunstmesse der Welt. Und jetzt … Um zwei Drittel ist der Umsatz der grossen Mai-Auktionen in London, New York und Hongkong eingebrochen!

Erstklassige Werke deutscher Expressionisten fehlen

Man weiss: Der Markt für die etablierte Moderne von Picasso bis Rothko, Warhol und Pollock  ist quasi trocken. Verkauft zu horrenden Preisen. Viele Galerien zeigen also nicht allererste Wahl. Oder sie präsentieren Kunst, gerade erst geschaffen, zu phänomenalen Preisen. Dann gibt es noch jene Künstler, deren Werke man in den letzten Jahren kaum sah, obwohl sie für lange Zeit zum Kanon der absoluten Kunst gehörten. Bilder von Joan Miró und Marc Chagall etwa, späte Skulpturen von Jean Dubuffet, Henry Moore oder Cy Twombly. Ihre Lager werden jetzt geleert.

Was fehlt, sind erstklassige Werke deutscher und amerikanischer Expressionisten. Dazu fehlen Grossformate heutiger europäischer Kunstcracks, etwa Gerhard Richter, Anselm Kiefer, Erwin Wurm. Die ehemaligen Weltwunderkinderkünstler Ju­lian Schnabel, Damien Hirst und Jeff Koons sind mit vergleichbar diskreten, sogar schwachen Werken präsent.

Die Art Basel ist eine gute Show

Bleibt jene Schau, die jedes Jahr mit Überraschungen, sogar Skandalen punktet: «Art Unlimited». Riesige Installationen, die unbedingte Aufmerksamkeit verlangen – und dieses Ziel 2016 nicht besonders gut schaffen. Man mischte ältere Stücke von Christo, Heidi Bucher und Dieter Roth, mit neueren und neuen von Ai Weiwei, Paul ­McCarthy und Tracey Emin. Was beiden Lagern nicht gut bekommt. Die einen Werke wirken verstaubt, die anderen optisch zu perfekt und damit nur schön. Aber auch.

Wer dieses Jahr nicht an die Art Basel geht, verpasst wie jedes Jahr eine gute Show. Trotz drohender Krise und fast peinlicher Einfallslosigkeit.

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