Heimatschutz
Stadt Langenthal erhält diesjährigen Wakkerpreis

Die Stadt Langenthal wird vom Schweizer Heimatschutz mit dem diesjährigen Wakkerpreis ausgezeichnet. Das Zentrum des bernischen Oberaargaus erhält die Auszeichnung für seinen Umgang mit dem baulichen Erbe der Industriegeschichte.
Publiziert: 15.01.2019 um 11:31 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2019 um 10:47 Uhr
Langenthal erhält den diesjährigen Wakkerpreis für seinen Umgang mit dem baulichen Erbe der Industriegeschichte. Hier im Bild das "Porzi"-Areal in Langenthal. (KEYSTONE/Gaetan Bally) ..
Foto: KEYSTONE/GAETAN BALLY

Ein Beispiel dafür ist für den Schweizer Heimatschutz das sogenannte "Porzi"-Areal, also das Industrieareal der ehemaligen Porzellanfabrik. Gut hundert Jahre lang wurde in den vom Architekt Hector Egger gebauten Fabrikgebäuden das Langenthaler Geschirr hergestellt. Ein Langenthaler Service fehlte kaum in einem Schweizer Haushalt oder Restaurant.

Rückbesinnung auf die eigenen Qualitäten

Mit zunehmender Konkurrenz aus Osteuropa und Asien setzte jedoch in den 1990-er Jahren der Niedergang der traditionsreichen "Porzi" ein. Der Zusammenbruch dieser für Langenthal wichtigen Firma hatte auf die Stadt eine regelrechte Schockwirkung. Weil auch andere bedeutende Industriefirmen schwächelten, waren zur Jahrtausendwende weit über 1000 Arbeitsstellen verloren gegangen.

Zum Vergleich: Langenthal zählte zu Beginn des neuen Jahrtausends rund 14'000 Einwohnerinnen und Einwohner. Heute sind es über 15'700.

Die Stadt habe die Krise nicht zuletzt "dank einer Rückbesinnung auf die Qualitäten vor Ort und und mit Mut zur Innovation gemeistert, schreibt der Heimatschutz in seiner Mitteilung. Dies zeige sich ganz besonders im Umgang mit ihrem baulichen industriellen Erbe wie Fabrikarealen, Arbeitersiedlungen, Villenanlagen oder öffentlichen Gebäuden.

Aufwertung der öffentlichen Räume

Diese wurden systematisch inventarisiert und als zentrale Ankerpunkte für künftige Entwicklungen festgeschrieben. So auch bei der "Porzi", auf der eine gemeinschaftliche Testplanung durchgeführt wurde. Von den Investoren verlangt die Stadt Verantwortung und eine Gesamtsicht bei der Entwicklung.

Im Gegenzug sei die Stadt auch bereit, Fachwissen und Geld in den Prozess einer langfristigen Qualitätssicherung einzubringen. Auf Weitsicht und Dialog setzt Langenthal aus Sicht des Heimatschutzes auch bei der inneren Verdichtung.

In einem Workshop-Verfahren kehrt die Stadt die üblichen Prozesse um: Fachleute des Städtebaus und der Denkmalpflege bewerten ein Projekt nicht erst bei der Vorlage des Baugesuchs. Vielmehr begleiten sie Architekten und Investoren von der Ideensuche bis zur Baueingabe.

Langenthal hat in den vergangenen Jahren in die Aufwertung der öffentlichen Räume im Zentrum investiert. Daneben wurden diverse Schulbauten und das Stadttheater renoviert. Die Stadt erkläre mit all diesen Massnahmen selbstbewusst, dass sie ein lebendiges, urbanes Zentrum einer grösseren ländlich geprägte Region sein wolle, schreibt der Heimatschutz.

In Langenthal sind diverse Industriebetriebe angesiedelt. So auch die Ammann Gruppe von alt Bundesrat Johann Schneider-Ammann.

Ein Denkmal der ganz besonderen Art hat der Mundartpoet Pedro Lenz seiner Heimatstadt gesetzt. In seinem Roman "Dr Goalie bin ig", kehrt sein Protagonist aus einer Strafanstalt nach Schummertal zurück, einer Kleinstadt im Schweizer Mittelland.

Der Ort ist, unschwer zu erraten, durch Langenthal und die ihm anhaftende Durchschnittlichkeit inspiriert: Deutschschweiz im Kompaktformat.

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