Heilpädagogin Hildegard Häfliger Fischer (†59) von morscher Esche erschlagen – jetzt spricht ihr Mann
«Wir sahen den Baumstamm nicht kommen»

Von einer Minute zur nächsten veränderte ein umgestürzter Baum das Leben von Josef Fischer (60). Der Stamm traf seine Frau Hildegard (†59) tödlich am Kopf. Er sagt: «Ich erlebe die letzten Minuten immer wieder wie im Film!»
Publiziert: 22.09.2019 um 18:51 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2019 um 19:02 Uhr
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Josef Fischer (60) verlor seine Frau Hildegard (†59) beim Wandern in den Bergen. Ein Baum stürzte den steilen Hang hinunter und traf sie tödlich.
Foto: Beat Michel
Beat Michel

Es war eines der Lieblingsorte von Hildegard (†59) und Josef Fischer (60) aus Unterlunkhofen AG. Die Magerwiesen im Tobel rund um den Niderbach oberhalb von Ulrichen VS im Obergoms. An der riesigen Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren konnte sich das naturliebende Paar kaum satt sehen. Doch das Bergparadies wurde zum Ort des Schreckens. Ein morscher Baumstamm rollte den steilen Hang hinunter und erschlug die Heilpädagogin.

Acht Wochen nach dem Unglück ist der Biologe bereit, über das schreckliche Erlebnis zu sprechen. Er lädt BLICK zu seinem Arbeitsort in Rottenschwil AG ein. Hier arbeitet er als Geschäftsführer der Naturschutz-Stiftung Reusstal. «In den Anfängen der Stiftung haben meine Frau und ich hier gewohnt», sagt Josef Fischer. «Sie hat mir entscheidend den Rücken freigehalten, sodass ich mich auf die Naturschutzarbeit konzentrieren konnte.»

Ein verhängnisvoller Ferientag Ende Juli

Der schicksalhafte 29. Juli beginnt als ein schöner Ferientag. «Wir machten eine Rundwanderung. Den Gommer Höhenweg haben wir schon mehrmals gemacht.» Nach der Mittagspause wandert das Paar weiter. «Da hörten wir plötzlich einen lauten Knall», so Fischer. «Wir dachten zuerst an eine Sprengung des Militärs oder an einen Überschallknall. Dann sauste zuerst ein kleines Stück Holz zwischen uns durch. Um auszuweichen, entfernten wir uns ein paar Schritte voneinander weg. Dann kam der Baumstamm. Wir sahen den Baumstamm nicht kommen. Ich hörte nur das Sausen des Luftstroms, als der Stamm an mir vorbeischoss.» Dann sah er seine Frau am Boden liegen. Sie blutete am Kopf.»

Ein Wanderer, der auf der anderen Seite des Tobels war, beobachtet alles. Er eilt zu Hilfe und benachrichtigt die Air Zermatt. «Der Mann fragte mich, warum wir nicht ausgewichen seien. Doch wir konnten den Baum aus unserer Perspektive ja nicht sehen», sagt Fischer.

Wanderer kamen zu Hilfe

Eine vierköpfige Wandergruppe kommt kurz darauf auch zur Unfallstelle. «Es war eine Krankenschwester dabei», sagt Josef Fischer. «Sie half mir bei der Seitenlagerung und beim Beatmen, sie übernahm auch die Herzmassage.» Trotz Helikopter und Erstversorgung war bald klar, dass jede Hilfe zu spät kam. Der Baum hat Hildegard Fischer mit tödlicher Wucht getroffen.

«Wir waren zur falschen Sekunde am falschen Ort», sagt Josef Fischer. Er weiss: «Die Wahrscheinlichkeit ist extrem klein, dass man auf diese Weise von einem Baum getroffen wird – und ausgerechnet meiner Frau ist es passiert.» Er hadert mit dem Schicksal und stellt sich dabei immer wieder die gleiche Frage: «Warum hat es sie getroffen und nicht mich?» 

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