Hefenhofen TG, Mels SG, Alp Dürrboden GR
Die Geheimhöfe des Tierquälers Ulrich K.

Skandalzüchter Ulrich K. hinterlässt in Hefenhofen TG ein Chaos. Er selber wurde in die Psychiatrie eingewiesen. BLICK nimmt sein System unter die Lupe – und stösst auf seine Geliebte Barbla A. Gegen sie läuft ebenfalls ein Strafverfahren.
Publiziert: 08.08.2017 um 23:48 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 15:43 Uhr
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Die Tiere werden in Hefenhofen in Armee-Transporter verladen.
Foto: ENNIO LEANZA
Marco Latzer

Während K.* für seine Tiere keine Gefahr mehr darstellen kann, werden immer mehr Details zu seiner schlimmen Pferdezucht bekannt. Der Skandalzüchter könnte bei seinen krummen Geschäften viele Mitwisser gehabt haben. Obwohl er laut einem Teil-Tierhalteverbot nur 60 Pferde halten durfte, stossen die Beamten bei der Räumung des Hofes auf deren 90. Und es dürften noch viele mehr sein! Eine heisse Spur führt BLICK aus Hefenhofen TG nach Graubünden: Auf Alp Dürrboden im Dischmatal oberhalb von Davos GR weiden sechs Freiberger, die dem Tierquäler gehören.

Stuten und Fohlen sind von der Qual gezeichnet
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Schock-Video aus Schönbühl BE:Stuten und Fohlen sind von der Qual gezeichnet

Zwei von ihnen sind sichtlich abgemagert – ihre Rippen sind deutlich zu erkennen. Dutzende nichts ahnende Wanderer laufen täglich an ihnen vorbei. Der zuständige Alphirte will anonym bleiben: «Sie sind seit Mitte Juni hier. Und sie können gerne bleiben. Es geht ihnen sicher besser als bei diesem verheerenden Typen», sagt er und deutet auf die saftigen Wiesen hinüber. 

Alle wussten davon – niemand hinterfragte ihn

Der Hirte gibt an, von den schlimmen Verhältnissen gewusst zu haben. «Aber ich selber bin halt kein Veterinär. Ich arbeite mit dem, was man mir bringt.» Dann berichtet er, dass Familie K. ihre Pferde schon viele Jahre ins Tal bringe. «Auf einer etwas abgelegeneren Alp hat er nochmals 20 Pferde stehen», weiss er. BLICK kann das aus sicherer Quelle bestätigen: Es handelt sich um die abgelegene Alp Rüedischtälli. Einige der völlig abgemagerten Pferde landeten dort. Zuvor mussten die Tiere noch einen strapaziösen Fussweg erklimmen. Vom Veterinäramt hat sich in beiden Fällen noch niemand gemeldet.

Über Anton Pinösch (63) führt das aufwendige System von Graubünden in den Kanton St. Gallen. Der Bauer aus Sent GR ist fassungslos, als er nach den BLICK-Enthüllungen seine abgemagerte Stute Nelly auf den Beweisbildern wiederentdeckt: «Für mich ist eine Welt zusammengebrochen, nachdem ich sie erkannte!» Neben ihr vermutet der Bauer aus dem Engadin auch noch Pferd Cinchitta unter den beschlagnahmten Tieren des Quälhofes. Sie landeten via Mels SG dort – und zwar aus gutem Grund!

Stute Nelly war auf den Bildern klar zu erkennen

Pinösch hat eine direkte Verbindung zu K. Seine Tochter Barbla A.* (32) ist seit einiger Zeit die Geliebte des Thurgauer Pferdequälers! In Mels SG hat die Frau ihren eigenen kleinen Hof und bietet Therapie-Reiten an. «Ich habe insgesamt drei Pferde dafür an meine beiden Töchter abgegeben», sagt Pinösch. Doch dann verkrachen sich die beiden Töchter – der Vater muss einschreiten. Eine Stute kann er noch abholen, die anderen beiden verschwinden bei Barbla A. Pinösch: «Als ich zurückkam, war der Stall bereits leer.» Es folgt ein jahrelanger Gerichtsstreit, und Pinösch unterliegt. «Barbla behauptete, ich hätte ihr die Pferde geschenkt. Sie log eiskalt!» 

Barbla A. war die rechte Hand des Pferdequälers

Fest steht: A. ist eine zentrale Figur im Quälsystem von Ulrich K. Die Insiderin, welche die Fotos der gequälten Pferde sammelte, erstattete Ende Juli auch Anzeige gegen sie. Diese liegt BLICK vor. Die Thurgauer Staatsanwaltschaft bestätigt, «dass noch gegen eine zweite Person eine Strafanzeige eingereicht wurde». Die Informantin, einst Vertraute von A., wirft ihr mehrfache Tierquälerei und Mitwisserschaft vor. Sie soll ihre eigenen Tiere ebenfalls in Hefenhofen untergestellt haben und Ulrich K. bei seinen Tätigkeiten als Händler unterstützt haben. A. will sich nicht äussern: «Hauen Sie ab, oder ich rufe die Polizei», droht sie, als BLICK sie zu ihrer Rolle befragen will.

Ihr Geliebter Ulrich K.* (49) bleibt vorerst weggesperrt. Die Behörden haben entschieden, den Pferdequäler von Hefenhofen mittels fürsorgerischer Unterbringung in eine psychiatrische Klinik einzuweisen. Laut BLICK-Informationen befindet er sich momentan in Münsterlingen TG. Womöglich droht ihm gar ein längerer Zwangsaufenthalt. 

*Namen der Redaktion bekannt

Immer mehr Tierschutz-Strafverfahren

Seit 2010 hat sich die Zahl der Tierschutz-Strafverfahren mehr als verdoppelt. Dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) wurden 2016 insgesamt 2368 abgeschlossene Strafverfahren wegen Widerhandlungen gegen das Tierschutzgesetz gemeldet. Das sind über 400 Fälle mehr als im Vorjahr. 

Tierschutzdelikte würden heute laut BLV konsequenter verfolgt. Tatsächlich haben einige Kantone in den vergangenen Jahren eigene Behörden für die Bekämpfung von Tierquälereien geschaffen. 

Verurteilungen wegen Tierquälerei machten 2016 allerdings nur knapp 500 der gemeldeten Verfahren aus. Fast 1900 Fälle betrafen etwa das Missachten der Haltungsvorschriften oder das Schwänzen des Hundekurses.

Pferde sind vergleichsweise selten betroffen, wenn es zu einer Verurteilung kommt. 2016 war dies 54 Mal der Fall. 

In den allermeisten Fällen kommen die Tierquäler mit einer Busse davon. Nur in zehn Verfahren wurde eine Freiheitsstrafe ausgesprochen, in der Hälfte dieser Verfahren eine bedingte. 

Seit 2010 hat sich die Zahl der Tierschutz-Strafverfahren mehr als verdoppelt. Dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) wurden 2016 insgesamt 2368 abgeschlossene Strafverfahren wegen Widerhandlungen gegen das Tierschutzgesetz gemeldet. Das sind über 400 Fälle mehr als im Vorjahr. 

Tierschutzdelikte würden heute laut BLV konsequenter verfolgt. Tatsächlich haben einige Kantone in den vergangenen Jahren eigene Behörden für die Bekämpfung von Tierquälereien geschaffen. 

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In den allermeisten Fällen kommen die Tierquäler mit einer Busse davon. Nur in zehn Verfahren wurde eine Freiheitsstrafe ausgesprochen, in der Hälfte dieser Verfahren eine bedingte. 

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