Das Haus von Najib Amiri (30) ist nur noch Schutt und Asche. Einzig die Mauern im Erdgeschoss stehen noch, der Rest ist von den Flammen komplett zerstört worden.
Zusammen mit seiner Frau (28) hat Amiri drei Kinder: ein achtjähriges Mädchen und zwei Buben im Alter von sechs und drei. Bisher lebten sie in einem Haus an der Kantonsstrasse in Galgenen SZ. Bis sie am Sonntag alles verlieren!
In den frühen Morgenstunden rast ein Audi R8 mit 169 km/h durch das Dorf, donnert in den Kreisel, hebt ab und landet 50 Meter weiter in der Küche der Amiris – im 1. Stock! (BLICK berichtete). Der Fahrer des Boliden verstarb noch auf der Unfallstelle. Im Haus wurde nur dank viel Glück niemand verletzt.
«Meine Frau schnappte sich die Kinder und flüchtete»
Durch den Horrorcrash gerät zuerst der Wagen und wenig später das ganze Gebäude in Brand. «Meine Frau hat einfach die Kinder geschnappt und ist aus dem Haus geflüchtet», erzählt Najib Amiri am Montag gegenüber BLICK. Der Schock sitzt der Familie noch immer in den Knochen.
Vor vier Jahren waren die Amiris aus Afghanistan in die Schweiz geflüchtet. «Jetzt haben wir alles verloren», sagt der Familienvater. Die erste Nacht konnten sie bei einer Freundin verbringen. Wie es aber weitergehen soll, ist noch unklar. Die Gemeinde sucht nach einer Notunterkunft.
In Afghanistan hatte der 30-Jährige Elektrofachtechnik studiert. In der Schweiz sucht er nach einem Job. Gerne würde er hier als Lastwagenchauffeur arbeiten. In seiner Freizeit ist er als Ringer bei der Ringerriege Tuggen aktiv.
In der Waschküche hängen noch die Kleider
Najib Amiri blickt durch einen verkohlte Gang direkt in die Waschküche des Hauses. Dort hängen noch Kleider der Familie. Sie haben das Feuer praktisch unversehrt überstanden.
«Wir haben nichts mehr. Nicht einmal die Kleider, die nicht verbrannt wurden, können wir holen», sagt Najib Amiri zu BLICK. Er schaut dabei ins Untergeschoss des Hauses, direkt in die Waschküche. Dort steht eine Waschmaschine, und Kleider hängen an der Leine. Holen darf sie Amiri aber nicht – der Gang auf die Brandruine wäre zu gefährlich.
Anteilnahme in der Region
Das Schicksal der Amiris sorgt in der Region für grosse Anteilnahme. Auf Facebook kursiert bereits ein Spendenaufruf. «Die betroffene Familie mit drei Kindern hat ihr Hab und Gut verloren. Wer hat noch Kleider, die er nicht mehr braucht?», heisst es darin. Helfer werden gebeten, die Tasche mit den Kleidern vor die Türe des Mannes, der den Aufruf gestartet hat, in Siebnen SZ zu stellen.
Für Geldspenden hat die Gemeinde Galgenen ein extra Konto eingerichtet. (IBAN CH22 0077 7001 5611 2101 5, Rubrik: Spenden Brand Galgenen). Damit soll der Hausrat, den die Familie durch die Flammen verlor, ersetzt werden. Mehr aber nicht! Heisst: «Falls es zu einem Spendenüberschuss kommen sollte, wird dieser einer gemeinnützigen Organisation weiter gespendet», teilt die Gemeinde auf Anfrage von BLICK mit.
Familie Amiri wird die nächste Nacht erneut bei einer Freundin verbringen. Eine Notunterkunft konnte noch nicht organisiert werden, so die Gemeinde. Aber in Kürze werde eine Wohnung parat sein, versprechen die Zuständigen.
«Furchtbar, was passiert ist»
Bei den Ermittlungen zum Unfall wurde mittlerweile klar: Der verunglückte Audi war vor dem fatalen Crash im Amriswil TG aus einer Gewerbehalle gestohlen worden. Auch die Kontrollschilder am Boliden waren geklaut. Wer der Mann am Steuer des R8 war, wird hingegen noch immer untersucht.
In Galgenen fahren Autos langsam an der Ruine des Hauses der Amiris vorbei, Velofahrer steigen ab, Fussgänger bleiben stehen. Sie alle schauen auf die verkohlten Überreste des Gebäudes. Manche fassen sich an den Kopf, als sie zum Kreisel blicken und den Flug des Audi nachzeichnen. «Es ist furchtbar, was passiert ist. So was kenne ich nur aus Actionfilmen», sagt ein Spaziergänger fassungslos.
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