Hans T. (87) wurde in seinem Haus in Gretzenbach SO geschlagen und gefesselt
Mutiger Rentner überlistet Brutalo-Räuber

Seit 49 Jahren lebt Hans T. (87) in seinem Haus in Gretzenbach SO – ohne je einen Einbruch erleben zu müssen. Bis zur letzten Woche, als plötzlich ein Rumäne (34) vor der Haustür steht – und für den Rentner ein bitterböser Kampf ums Überleben beginnt.
Publiziert: 18.03.2019 um 23:19 Uhr
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Aktualisiert: 19.03.2019 um 11:04 Uhr
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Hans T. (87) will in Zukunft vorsichtiger sein, wenn er die Türe öffnet. Im Gespräch mit BLICK sagt er: «Das Leben in der Schweiz ist halt schon nicht mehr so sicher wie früher.»
Foto: Ralph Donghi
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Ralph DonghiReporter News

Hans T.* (87) steht am Fenster seines Hauses in Gretzenbach SO. Er ist verletzt und kann nicht fassen, was ihm widerfahren ist. «So etwas habe ich in den 49 Jahren, die ich hier wohne, noch nicht erlebt», so der pensionierte Bauarbeiter zu BLICK.

Letzten Mittwoch, kurz vor 12 Uhr. Es klingelt an der Haustür. «Ich konnte sie bisher immer ohne Angst öffnen. Für jedermann», so der dreifache Grossvater. Doch dieses Mal steht ein brutaler Räuber vor ihm. «Ohne ein Wort zu sagen, trat er ein und ging auf mich los», sagt Hans T. Der Mann sei unmaskiert gewesen. «Ich habe auch keine Waffe gesehen.» Ein Kampf beginnt.

Hans T. wird auf den Boden geworfen

«Ich weiss nicht mehr, was ich gemacht habe. Auch nicht, was er getan hat. Aber verteidigt habe ich mich!», sagt Hans T. Dem Räuber gelingt es am Ende dennoch, den Senior im Gang auf den Boden zu werfen.

«Er kniete sich auf mich, wollte mir die Nase zuhalten», sagt Hans T. Aber: «Ich wehrte mich weiter.» Der Räuber habe darum Kleider, die in der Nähe hingen, genommen, sie zerrissen und ihn an den Händen gefesselt. «Erst als ich Ruhe gab, liess er von mir ab.»

Die Schwiegertochter kommt dazu – und wird auch zum Opfer

Nun geht der Räuber in den oberen Stock und durchsucht das Schlafzimmer. Was er nicht weiss: Weil die Schwiegertochter von Hans T. vergebens angerufen hat, macht sie sich Sorgen und schaut beim Rentner vorbei. «Als sie ins Haus kam und nach mir rief, entdeckte sie mich und sagte: Was machst du da?»

Als die Schwiegertochter die Fesseln sieht, ahnt sie Böses. Hans T. erinnert sich: «Da kam der Räuber runter. Er hatte sie wohl gehört. Als meine Schwiegertochter ihn sah, flüchtete sie die Kellertreppe hinab.» Aber der Räuber holt sie rasch ein. «Er hat sie drangsaliert, geschlagen und auch gefesselt.»

Polizei verhaftet Rumänen (34)

Hans T. gelingt es derweil mutig, seine Fesseln zu lösen und kurz nach 12 Uhr die Polizei anzurufen. «Sie war sehr schnell da, weil Beamte gerade in der Nähe waren», sagt Hans T. «Als der Räuber aus dem Haus flüchtete, packten sie ihn.» Laut Polizei handelt es sich um einen Rumänen (34). Beim Täter konnte «mutmassliches Diebesgut aus der Liegenschaft vorgefunden» werden.

Der Senior und seine Schwiegertochter mussten mit mittelschweren Verletzungen ins Spital. «Ich lag drei Tage dort», sagt Hans T. Denn: «Ich erlitt Gesichtsverletzungen, und meine Rippen schmerzen. Gebrochen habe ich wohl nichts.» Seiner Schwiegertochter gehe es den Umständen entsprechend. Seine Frau sei «Gott sei Dank» nicht daheim gewesen.

Opfer sind froh, dass die Polizei den Täter fasste

«Wir sind froh, dass die Polizei den Räuber gefasst hat», sagt Hans T. Ob der Rumäne einen Komplizen hatte, weiss er nicht. «Die Polizei ermittelt noch.»

Der Rentner will in Zukunft vorsichtiger sein, wenn er die Türe öffnet. Leise fügt er an: «Das Leben in der Schweiz ist halt schon nicht mehr so sicher wie früher.»

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