Die Schweiz schaltet sich in den Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran ein. Sie werde die Interessen Saudi-Arabiens im Iran und umgekehrt jene des Iran in Saudi-Arabien wahrnehmen, teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Sonntag nach einem Besuch von Aussenminister Didier Burkhalter in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad mit.
Burkhalter habe bei seinem 24-stündigen Besuch in Riad König Salman sowie Aussenminister Adel al-Dschubair getroffen. Dank der guten Beziehungen, welche die Schweiz zu beiden Ländern unterhalte, habe die Schweiz Saudi-Arabien angeboten, die Interessen Riads im Iran zu vertreten. Es sei auch im Interesse der Schweiz, in der Region zur Stabilität beizutragen, heisst es in der EDA-Mitteilung weiter.
Saudi-Arabien dankt der Schweiz
Aussenminister al-Dschubair habe der Schweiz am Anschluss an die Gespräche bei einer Medienkonferenz gedankt und gesagt, Riad nehme die Vorschläge der Schweiz an. Laut EDA müssen die Einzelheiten der Rolle der Schweiz mit Repräsentanten der beiden Länder noch im Detail diskutiert werden.
Falls es die beiden Länder wünschen, könne die Schweiz auch einen Kommunikationskanal anbieten, der es dem Iran und Saudi-Arabien erlaube, sich auszutauschen, dies trotz fehlender diplomatischer Beziehungen. Damit die Schweiz ein solches Mandat übernehmen könne, brauche es jedoch die Zustimmung der beiden Länder, heisst es weiter.
Die neue Rolle der Schweiz am Persischen Golf kommt bei Aussenpolitikern gut an. SVP-Mann Luzi Stamm (AG) beurteilt das Engagement als «positiv». Wenn es gelinge, zum Austausch zwischen Konfliktparteien beizutragen, sei das Ziel erreicht.
Auch SP-Politiker und Ex-Botschafter Tim Guldimann (65) lobt die Guten Dienste zwischen Riad und Teheran. Zugleich dämpft er übertriebene Erwartungen. «Wir vermitteln nicht zwischen diesen Regierungen. Wir sind nur Briefträger.» Trotzdem sei das auch für die Schweiz nützlich: «Man ist ein wichtiger Ansprechpartner für die Regierungen. Die Erfahrung zeigt, dass sich das auch für die Interessen der Schweiz positiv auswirkt.»
Dass die Iran-Reise von Bundespräsident Johann Schneider-Ammann Ende Februar von Riad als Brüskierung wahrgenommen werden könnte, glaubt Guldimann überhaupt nicht. «Im Gegenteil: Die Tatsache, dass Riad unsere Dienste trotz dieser Reise in Anspruch nehmen will, zeigt, dass das Vertrauen absolut intakt ist.»
Hinrichtung hat Eskalation ausgelöst
Anfang Januar hat Saudi-Arabien seine diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen. Auslöser der Eskalation war die Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr durch Saudi-Arabien. Der schiitische Iran, der mit dem sunnitisch geprägten Königreich Saudi-Arabien um die Vormachtstellung in der Region ringt, hatte empört reagiert.
Zumindest im Iran hat man Erfahrung mit den Guten Diensten der Schweiz: Zum einen vertritt die Eidgenossenschaft seit 1980 in Teheran die Interessen der USA. Zum anderen ist die Schweiz bereits seit 1979 Schutzmacht Irans in Ägypten. (sda/lec)