Jahrelang erfüllt er seine Pflicht. Pünktlich zum Morgengrauen kräht der gewissenhafte Güggel von Sant’Antonio aus voller Kehle und reisst die Gemeinde aus dem Schlaf.
Der Dienst wird ihm nicht gedankt. Im Gegenteil. Die Nachbarn klagen. Jetzt gibts ein Urteil: Dem stolzen Gockel droht nächtliche Einzelhaft in einer schalldichten Zelle.
Der erbitterte Hahnenkampf beginnt vor fünf Jahren. Das Geschrei «mitten in der Nacht» sei nicht auszuhalten, sagt ein Ehepaar, das nur wenige Meter vom kleinen Hof entfernt wohnt. Es meldet den Störenfried der Gemeinde.
Zwei Jahre lang stapeln sich die Beschwerden. Dann schreiten die Ordnungshüter ein. Der Besitzer soll einen Stall bauen, sonst drohe eine Busse. Und zum Hahn gehöre ein Harem. Mindestens fünf Hühner müssten her.
Der Bauer fügt sich. Es ist mittlerweile Juni 2006.
Über Nacht kommt der Güggel mit den Hennen in den Hühnerstall. Doch das scheint ihn eher noch zu beflügeln. Er kräht kräftig weiter – kaum gedämpft durch die Holzlatten. Die Nachbarn sind genervt, protestieren. Die Gemeinde reagiert im Juli 2007. Der «Singvogel» soll innert zehn Tagen entfernt werden.
Diesmal wehrt sich der Besitzer. Er erhebt Einsprache beim Staatsrat und bekommt im September 2007 Recht. Das Ehepaar marschiert vors kantonale Verwaltungsgericht.
Es vergeht fast ein Jahr. Dann findet das Gericht endlich eine Lösung. Der Hahn darf bleiben. Aber: Er muss von 22 bis 7 Uhr morgens die Klappe halten.
Um das zu garantieren, verurteilt das Gericht den Bauern zum Bau einer schalldichten Box, in die auch kein Licht dringen darf. Die Wände müssen acht Zentimeter dick sein und mit Glaswolle gut isoliert werden. So dass wirklich kein Laut nach aussen dringt.
«Die Welt ist schon verrückt», sagt Armando Besomi vom Bellenzer Tierschutzverein, «Autos, Lastwagen, Züge stören niemanden. Aber ein Hahn, der darf nicht mal mehr krähen».
Was halten Sie von der schalldichten Güggel-Box? Schreiben Sie uns.