Louise Schneider (86) aus Köniz BE ist immer noch eine Rebellin. Die älteste Aktivistin der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) besprayte gestern die Nationalbank in Bern. Sie schmierte mit roter Farbe die Worte «Geld für Waffen tötet» an eine provisorische Bauwand. Die Polizei führte das Grosi im Anschluss ab.
«Ich würde es wieder tun»
Nach einer Stunde wird sie freigelassen und sagt zu BLICK: «Ich würde es sofort wieder tun.» Warum? «Weil die Nationalbank in Waffengeschäfte investiert. Das muss endlich aufhören!» Doch die aufmüpfige Seniorin hat noch einen zweiten Grund: «Ich tat es für meinen verstorbenen Mann.» Ihre Augen glänzen: «An Neujahr schlief Paul friedlich bei mir ein. Es war ein wunderbarer Tod.»
Eigentlich wollte das GSoA-Grosi die Nationalbank schon 2016 besprühen. Doch damals hatte Paul (†96) seinen ersten Herzinfarkt, weshalb sie ihm keinen Stress zumutete. Rückblickend hält sie fest: «Kurz vor seinem Tod sagte er zu mir, gell Louise, du musst noch etwas erledigen.» Da fasste sie den endgültigen Entschluss und besorgte sich Spraydosen.
Die Aktion passt perfekt zur Initiative «Für ein Verbot der Finanzierung von Kriegsmaterial-Produzenten», die ebenfalls gestern präsentiert wurde. Doch Schneider sagt: «Das Ganze war allein meine Idee. Die GSoA instrumentalisiert mich nicht.»
Die Seniorin betont: «Noch bin ich klar im Kopf. Und ja, meine Gedanken sind radikal.» Mit anderen Worten: Von der Schweizer Armee hält sie nichts.
Trotzdem wirkt das GSoA-Grosi harmlos. Ihr Häuschen passt zu einer Urgrossmutter, die sich seit gut 30 Jahren als Friedensaktivistin engagiert. Selbstgefärbte Ostereier, antike Möbel und Familienfotos verleihen der Stube typisches Rentner-Flair.
Polizei hilft GSoA-Grosi über die Strasse
Für Schneider heisst Frieden: «Den Dialog suchen.» Die Seniorin hegt darum auch keinen Groll gegen die Polizei – trotz Verhaftung. Im Gegenteil: «Die Beamten behandelten mich behutsam. Der Einsatzleiter begleitete mich sogar nach der Freilassung über die Strasse.» Sie muss lachen: «Der junge Mann bestand sogar darauf.»
Eine Busse hat sie bislang nicht bekommen. «Die würde ich aber zahlen», sagt sie versöhnlich. Nur von Reinigungskosten will sie nichts wissen: «Dann putze ich die Mauer lieber selbst.» Ob es weitere Farbanschläge gibt, steht noch in den Sternen. Fakt ist aber: Das Grosi hilft der GSoA nun beim Sammeln der 100'000 Unterschriften für die Volksinitiative.
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