Ein deutscher Bergsteiger (59). Im August 1983 stürzt er an der Matterhornostwand mit seinem Kameraden in den Tod. Die Leiche des Seilgefährten können die Retter rasch bergen. Der Deutsche aber bleibt verschwunden. Der Theodulgletscher wird zu seinem eisigen Grab. Jahrzehntelang.
Die Klimaerwärmung lässt die Alpen bröckeln. Die Gletscher schmelzen. Jetzt geben sie ihre Geheimnisse preis.
«Spalten, die früher auch im Sommer nicht zu sehen waren, tun sich nun plötzlich auf», stellt Zermatts Rettungschef Bruno Jelk (63) fest.
Grausig, was zum Vorschein kommt. Überall in den Alpen stossen Bergführer, Helipiloten und Alpinisten plötzlich auf Windjacken, Rucksäcke – oder sterbliche Überreste.
Auf dem Triftgletscher ob Saas Fee wurde kürzlich ein Fuss gefunden. Jetzt wollen die Behörden DNA-Proben nehmen. Und so herausfinden, von wem er stammt. «Ein sehr aufwändiges Verfahren. Bei allen Vermissten muss man abklären, wer wann in diesem Gebiet verschwunden ist», sagt Kapo-Sprecher Renato Kalbermatten.
Hunderte Bergsteiger gelten in den Alpen als vermisst. Allein am Matterhorn sind es 25. Der jüngste ist 9 Jahre alt.
Auf dem Monte-Rosa-Plateau sucht Rettungschef Bruno Jelk nach der Japanerin Yoko Takeda. Die Snowboarderin wurde vor einem Jahr letztmals an der Bergstation am Kleinen Matterhorn gesehen. «Die japanische Botschaft hat uns gebeten, die Suche wiederaufzunehmen», erklärt Jelk.
Bereits im September 2000 verschwindet die Japanerin Junko Sato (28), nachdem sie von der Jugi Zermatt allein zu einer Bergtour aufgebrochen ist. Und im August 2001 bricht der Deutsche Alfred Schmitt (49) von der Theodulhütte zum Breithorn auf. Seither ist er verschollen.
Doch jetzt geben die Gletscher langsam ihre Toten frei. Immer mehr Angehörige werden endlich Gewissheit haben, was aus ihren Liebsten geworden ist.